Wort des Tages – Johannes unter dem Kreuz

Wort des Tages – Johannes unter dem Kreuz

Eine einzigartige Rolle hat in der Leidensgeschichte der Apostel Johannes inne. Johannes, der Sohn des Zebedäus und Bruder des Jakobus  gehörte mit Petrus und Jakobus zum innersten Vertrautenkreis Jesu. Er wird darüber hinaus sogar als der „Lieblingsjünger“ Jesu genannt. Diese besondere Vertrautheit zeigt sich auch in der Leidensgeschichte und zwar beim letzten Abendmahl, am Ölberg und unter dem Kreuz.

Beim letzten Abendmahl ist es Johannes, der an der Seite des Meisters lag. Hier wird diese persönliche, innige Liebesbeziehung deutlich, die später in den johanneischen Schriften einzigartig zum Ausdruck kommt. Als Jesus   ankündigte, dass einer ihn verraten werde, da war es Johannes, der  sich auf ein Zeichen des Petrus hin an die Brust des Meisters zurücklehnte und ihn fragte, wer der Verräter sei (Joh11,25).

Als Jesus dann am Ölberg um sein Ja zum Willen des Vaters rang und Blut schwitzte, da war auch Johannes mit Petrus und Jakobus gegenwärtig und erlebte das eigene Versagen als schlafender Jünger.

Die größte Tat, die Johannes vollbringt, es ist vielleicht die größte Tat, die ein Jünger je vollbrachte, ist die, dass Johannes zusammen mit der Mutter Jesu und anderen Frauen unter dem Kreuz steht, als Jesus qualvoll mit dem Tod ringt (Joh 19,26). Während alle anderen Jünger geflohen sind, steht Johannes ohnmächtig mit Maria im Blick auf den leidenden und sterbenden Christus und leidet in geistiger Weise mit. Damit ist Johannes Jesus auch im Leiden am nächsten. Johannes ist der einzige von den Aposteln, von dem später kein Märtyrertod berichtet wird. Er hat statt dessen unter dem Kreuz ein geistiges Martyrium vollbracht. Damit ist Johannes allen Menschen nahe, die große Leiden von Angehörigen, Freunden etc. durch ihr Dasein teilen. Es war wohl die große innere Reinheit, die vollendete Liebe, die diesen Jünger zu dieser Liebestat befähigte. Und es ist Johannes, der später in seinen Schriften auf einzigartige Weise von der Liebe schreibt.  Er beschreibt das tiefste Wesen Gottes als Liebe mit den Worten „“Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (1 Jo 4,16) und sieht in der Menschwerdung Christi den Ausdruck vollkommener Liebe, wenn er schreibt: „Gott hat die Welt (Anm. d. h. uns alle) so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Und Johannes zeigt uns die einzige richtige Antwort auf diese Liebe, wenn er auf das Liebesgebot Jesu hinweist: “Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13,34). 

Johannes mit Maria unter dem Kreuz

So sehen wir an diesem Apostel, dass die Liebe stark und fähig macht, im Leiden anderer dazusein, die Liebe erkennt Gott und auch den Menschen besser. So war es Johannes, der nach der Auferstehung bei einem Fischfang als erster den am Ufer stehenden Meister erkannte. Und er war es auch, als Seher von Patmos die Bilder der Apokalypse (das letzte Buch der Bibel) schaute und damit die Gemeinden Asiens in ihren Verfolgungssituationen trösten konnte.

Von Johannes lernen wir vor allen eines: Gott ist die Liebe. Das wichtigste, größte und erfüllendste für einen Christen ist eine innige, persönliche Liebe zu Jesus, unserem Meister. Darum sollten wir bitten, danach sollten wir streben.