Predigten

Predigt zum Gauderfest 2023

                                                  L.: 1 Petr 2,4-9, Ev.: Joh 14,1-12

Liebe Versammelte Fest- und Feiergemeinde! Liebe Ehrengäste, liebe Trachtler und Schützen! Liebe Kaiserjäger und lieber, geschätzter Kirchenchor!

Wenn ich jetzt so in die Runde schaue, muss ich sagen: Es ist wunderschön – die Schönheit ist ja ein Gottesbeweis – es ist gut und, um ein Wort aus der heutigen Lesung zu nehmen, es ist aufbauend, dass wir heute so versammelt sind, in dieser großen Vielfalt und zugleich in tiefer Einheit. Die Heilige Messe, die wir nun feiern dürfen, ist ja jener Ort, wo die größte Vielfalt und zugleich die größte Tiefe möglich ist.

Und wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann wollen wir uns geistlich aufbauen lassen.

Die Worte der heutigen Lesung weisen uns den Weg dazu!  Der Apostel Petrus führt uns heute mit seinen Worten auf die geistige Ebene. Er sagt:

Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen.

Petrus verwendet das Bild vom lebendigen Stein. Damals gab es wenige Steinbauten, diese aber waren etwas hoch Lebendiges. Jeder Stein war extra behauen, jeder Stein war unverzichtbar für das Ganze, jeder Stein war etwas Lebendiges in sich und in einem großen Ganzen. Diese Lebendigkeit gab den alten Steingebäude die Beständigkeit. Sie haben Jahrhunderte überdauert. Im Gegensatz dazu sind heutige Betonbauten oft nach wenigen Jahrzehnten bereits eine Ruine!

Aber, was ist nun eigentlich aufbauend?

Aufbauend ist, wenn Leben entsteht und entfaltet wird, wenn eine Identität gestärkt wird, wenn man motiviert wird. Aufbau hat immer zu tun mit einer Steigerung des Wertes, der Qualität. Letztlich kann man sagen aufbauend ist die Wahrheit, das Gute, das Schöne, alles, was dem Leben wirklich dient.

Vielleicht denkt jeder bei sich, wo gab es in meinem Leben Aufbauendes oder wo ist jemand, der mich aufbaut.

Ist uns bewusst, dass z. B. ein einziger Satz in einem wichtigen Moment, einen Menschen vielleicht für das ganze Leben prägen und ihm wirklich helfen kann.

Ich denke da oft an einen Professor, der uns ganz wichtige Dinge vermittelt hat, die nach 30 Jahren noch wirksam im Gedächtnis sind.

Je aufbauender, desto bleibender, je aufbauender, desto tragender, desto beständiger ist etwas. Das Wahre, das Gute, das Schöne hat Zukunft. Das Hässliche, die Lüge, das Böse diese Dinge haben alle ein Ablaufdatum!!!!

Wir Menschen können uns selbst nicht einfach aufbauen. Wir haben uns nicht selbst geschaffen. Wir verdanken uns nicht uns selber! Wir sind aufeinander angewiesen und wir brauchen jemanden, der uns aufbaut. Natürlich stellt sich da die Frage: Wer baut uns am meisten auf?

Der Apostel Petrus sagt. Lasst euch aufbauen und er meint von dem, der zum Eckstein geworden ist, er meint den, den die Bauleute verworfen haben. Er meint den Herrn, der von sich selbst sagt: Kommt alle zu mir, die ihre euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Er meint den, der uns heute gesagt hat. Lasst euch nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich.

ER, unser Herr, kann uns aufbauen, weil er der Schöpfer ist, weil er allmächtig ist, weil ER alles ins Dasein gerufen hat. Er kann uns aufbauen, weil er selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Weil er uns ein Leben in Fülle verheißen hat, er erfüllt uns schon in diesem Leben und schenkt uns ein ewiges Leben.

Er stellt nur eine einzige Bedingung: Wir müssen zu ihm kommen, freiwillig, aus innerer Sehnsucht, im Vertrauen auf seine Güte und Liebe. Was ist, wenn wir nicht zu ihm kommen? Was ist dann mit unserer Lebendigkeit?

Das ist eine wichtige Entscheidung, zu ihm kommen. Denn wir stehen heute vor der Entscheidung, wollen wir zu ihm, dem Eckstein gehen oder gehen wir zu den Bauleuten, die den Eckstein auch heute verwerfen.

Diese Bauleute wollen auch ein Haus bauen, aber kein geistiges Haus, sondern ein Selbstgemachtes. Sie wollen es ohne den Eckstein tun, sie können dabei nicht lebendige Steine gebrauchen, sondern – ganz im Gegenteil – eine Art undifferenzierte Masse, um beim Vergleich mit dem Bau zu bleiben, eben eine Betonmasse. Diese Bauleute brauchen nicht freie, entschiedene Menschen, sondern eine steuerbare, entindividualisierte, austauschbare und sogar reduzierbare Masse, die sie nach ihrem Belieben als Masse formen können. Damit die Menschen, die lebendige Bausteine wären, zur Masse werden, muss man ihnen die Identität zu nehmen. Die Identität dessen, was wir Heimat nennen, die Identität der einzelnen Völker, die Identität der Familie, die gottgewollt ist, ja sogar die geschlechtliche Identität von Mann und Frau, die Gott uns geschenkt hat, sprich Genderwahn und LGBT.  Und schließlich muss man dem Menschen die Ebenbildlichkeit Gottes verdunkeln. Das Ziel ist der entwurzelte Mensch, ohne Gott, ohne Heimat, ohne Familie, ohne persönliche Identität, eine bloße Nummer, die steuerbar ist. Dieses Haus ist ein Kartenhaus und dafür taugt nicht die freie Marktwirschaft, sondern eine in allem gelenkte Wirtschaft.  

Vor diesem Hintergrund wird noch deutlicher, was uns der Apostel Petrus sagt: Kommt zum Eckstein, lasst euch aufbauen zu einer heiligen Priesterschaft! Was ist diese heilige Priesterschaft?

Unter Priester versteht man vor allem einem Mittler zwischen Gott und Menschen, er soll Menschen in die Nähe Gottes führen oder Gnadengaben von Gott erbitten. Das ist doch das Aufbauendste schlechthin. Das geistige Haus ist die Entfaltung des Menschen, das heißt dass der Mensch das Abbild Gottes, das er in sich trägt, entfaltet und Gott ähnlich wird. Denn Gott näher kommen heißt doch ihm ähnlicher werden, sich von ihm geliebt wissen und eine persönliche Gottesbeziehung entfalten, das ist die größtmögliche Wertsteigerung, die Fülle! In diesem geistigen Haus ist jeder unentbehrlich, ein Gerufener und in aller Verschiedenheit sind doch alle eins, im Eckstein, im Herrn. Das ist in höchstem Maße aufbauend!

In diesem geistigen Haus hat der Mensch seine Wurzeln in Gott, dort kann er ein tiefes Ja zur Heimat, zur Familie, zu sich selbst als Kind Gottes sagen.

Wer sich vom Herrn aufbauen lässt, der kann selbst aufbauend wirken, in der Familie, als Vater und Mutter, im Beruf als Chef oder Untergebener, in der Politik, im Vereinwesen, überall. Aufbauend sein heißt vor allem, für das Leben, für den Schutz des Lebens einzutreten, für die Familie, für den Erhalt der Heimat. Als lebendige Bausteine ist es unsere heilige Pflicht, für den Schutz des Leben in allen Lagen, besonders für den Schutz der wehrlosesten, der Ungeborenen einzutreten. Wenn es da Kompromisse gibt oder sogar Gesetze, die die Tötung erleichtern oder begünstigen, dann verlieren wir den Segen!

Es ist ein geistiges Gesetz, wer aufbaut, wer andere aufbaut, wird dadurch selbst aufgebaut, wer nicht aufbaut, verliert das, was er hat. Nützt jeden Tag, um einander aufzubauen, in Gedanken, in Worten und in Taten.

Noch ein kleiner Gedanken. Es klingt alles so sinnvoll, so logisch und doch gibt es eine Schwierigkeit dabei. Sich von Gott aufbauen zu lassen, hat ein Preis. Gott beschenkt uns überreich, er gibt uns sogar mehr als wir wollen oder erahnen, aber es kostet einen Preis. Dieser Preis heißt: Teilhabe am Eckstein. Jesus ist angeeckt, weil er die Wahrheit ist, hatte er alle gegen sich, die der Lüge verfielen, weil er das Leben selbst ist, hatte er falsche Hirten und Wölfe gegen sich, weil er der Weg ist, hatte er diejenigen gegen sich, die Menschen für ihre Ideologien und Zwecke gebrauchten.

Deshalb, liebe Gläubige:

Wenn Sie heute wirklich für die Tradition eintreten, dann wird man Sie vielleicht als Traditionalist verunglimpfen. Ein Beispiel: Gläubige, die tief in der Herz-Jesu-Verehrung, in dieser besonders für Tirol lebensspendenden Tradition verankert sind und verletzt waren, wegen einer verstörenden künstlerischen Darstellung direkt beim Allerheiligsten, wurden als Traditionalisten verunglimpft.

Menschen, die für den Lebensschutz eintreten, werden als militante Lebensschützer bezeichnet.

Menschen, die für die Heimat eintreten, werden als Nationalisten beschimpft.

Wer heute für die Familie eintritt, wird als rückständig abgetan.

Wer den Glauben noch ernsthaft lebt, wird als Konservativer abgekanzelt.

Deshalb liebe Gläubige. Heute Christ sein, heißt auch Anstoß erregen und diese Last des Widerspruchs zu tragen. Gerade dann, wenn wir aus diesem Grund – nicht wegen persönlicher Schwächen – Anstoß erregen und dies in Liebe ertragen, dann werden wir wirksam, dann können wir wirklich aufbauend sein und dann wird uns der Herr vieles schenken. Dann sind wir in der Kreuzesnachfolge.

Umgekehrt, wenn wir keinen Anstoß erregen, überall Akzeptanz finden, von allen gelobt werden, wenn wir mit dem Mainstream konform sind, dann sollten wir eine Gewissenserforschung machen, ob wir nicht an einem Kartenhaus mitbauen.

Wir sollen als lebendige Bausteine geistige Opfer darbringen. Das größte Opfer ist das Lobopfer, das Opfer der Heiligen Messe.

Wir wollen jetzt mit all unseren Fehlern und Schwächen, aber auch mit der aufbauenden Schönheit und Vielfalt, gestärkt durch die Worte des Herrn, der sagt, kommt zur mir, glaubt an Gott und an mich, zu ihm kommen im Wissen darum: Er ist wirklich da, hier ist die Quelle, hier werden wir wirklich aufgebaut, von hier wollen wir aufgebaut und aufbauend die Freude am Herrn, die Freude am Glauben, die Freude an der Tradition hinaustragen. Amen.

Gott ist und will das Leben

                                           Predigt für Radio Maria, 19. November 2022

Liebe Gläubige! Liebe Hörergemeinschaft von Radio Maria!

Im heutigen Evangelium, in Lk 20,27f haben wir gehört, dass einige Sadduzäer, die nicht an die Auferstehung glaubten – sie verkörperten die damalige Oberschicht –  Jesus eine Frage über die Auferstehung bzw. den Himmel stellten. Eigentlich wollten sie den Auferstehungsglauben lächerlich machen, aber Jesus nützte die Gelegenheit für wichtige Aussagen.

Er sagt: Im Himmel werden die Menschen nicht mehr heiraten, nicht mehr sterben, den Engeln gleich sein und zu Söhnen Gottes geworden sein. Und er führt unter Verweis auf Mose beim Dornbusch an, dass Gott ein Gott von Lebenden und nicht der Toten ist.

Gott ist also ein Gott von Lebenden, er ist das Leben selbst und der Urheber des Lebens. Jesus selbst sagt einmal: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Die Sadduzäer haben nicht an die Auferstehung geglaubt und deswegen auch den nicht erkannt, der das Leben ist. Ein Anlass, über das Leben an sich nachzudenken.

Jesus weint über den leiblichen und den geistlichen Tod

Vorgestern haben wir eine Stelle aus Lukas 19, 41-44 gehört, wo sich Jesus der Stadt Jerusalem nähert, und als er sie sah, über sie weinte, weil Jerusalem nicht erkannte, was ihr zum Frieden dient. Wenigstens zweimal wissen wir aus der Heiligen Schrift, dass Jesus geweint hat, beide Male ging es eigentlich um das Leben.

Jesus hat am Grab seines Freundes Lazarus geweint, weil dieser gestorben war. Der leibliche Tod seines Freundes hat Jesus erschüttert, denn: der Tod ist die Folge der Erbsünde.

Und Jesus weint über Jerusalem, weil die Menschen geistlich tot sind. Sie sehen nicht, was ihnen zum Heil, zum Frieden dient, sie lehnen den ab, der selbst das Leben ist, das Leben in Fülle, das ewige Leben verheißt.

Jesus weint also über den leiblichen Tod, über den geistlichen Tod der Verhärtung, weil er das Leben liebt, weil er das Leben will und weil er Leben schenken will. Jesus sagte Jerusalem auch die Konsequenz ihrer Verhärtung voraus. Die Feinde werden Jerusalem einschließen, von allen Seiten bedrängen und die Stadt und ihre Kinder zerschmettern.

Weint über euch und eure Kinder

Vor kurzem hatte ich ein geistliches Gespräch mit einer lieben Bekannten, die öfters geistliche Einsichten vermittelt. Wir sprachen auch über das Phänomen des Weinens, das auch eine Gnadengabe sein kann. Viele Heilige haben im Alter ihre Jugendsünden beweint. Man kann weinen aus Schmerz, aus Trauer, als einen Akt der Selbstreinigung, und besonders auch aus Liebe. Wäre es nicht eine große Gnade, wäre es nicht ein großer Gewinn für die gesellschaftliche Entwicklung, für die Kirche Christi, wenn wir weinen könnten, über unsere Sünden, vielleicht über manches, was in den letzten zwei Jahren geschehen ist, über den gesellschaftlichen Niedergang, über den Verlust Gottes, den tiefsten Grund vieler heutiger Probleme und Situationen.

Jesus selbst fordert einmal zum Weinen auf. Beim Kreuzweg, als er die weinenden Frauen von Jerusalem traf, sagte er zu ihnen: „… weint nicht über mich, sondern weint über euch und eure Kinder!“

Gestern las ich einen ORF-Beitrag über das Thema „Abtreibung scheidet die Geister“ und es ging vor allem um die Schaffung eines entsprechenden „Angebotes“ zur Abtreibung in öffentlichen Krankenhäusern.

Dabei wurde auch Klubobmann Wolf zitiert, der einerseits Aussagen der Landesrätin Pawlata relativierte, dann aber auf die Koalitionsvereinbarung verwies, wo es heißt, man werde einen „bedarfsgerechten, niederschwelligen, medizinisch qualitätsvollen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen“ sicherstellen und zwar durch den Ausbau des ambulanten Angebotes im niedergelassenen Bereich oder angekoppelt an einer „ausgewählten öffentlichen Einrichtung.“

Wenn wir davon ausgehen, dass es sich bei Ungeborenen um menschliches Leben handelt, dann sind diese Worte geradezu erschütternd, ja müsste man nicht sagen, die Aussagen eines Wolfes.

       –  Was heißt bedarfsgerecht, gibt es etwa einen gerechten Bedarf, unschuldiges Leben zu

           töten,

–          was heißt niederschwellig? Bedeutet das etwa, man will die Hemmschwelle zum Töten heruntersetzen?

–          Was heißt medizinisch qualitätsvoll? Medizinisch qualitätsvoll töten?

–         

Und diese Passagen stehen in ein Kapitel mit der Überschrift: Gesundheit und Pflege!!

Haben wir wirklich nachgedacht, was da geschieht, in unserem Land Österreich, im Heiligen Land Tirol? Sind wir so verblendet? Wir sollten an Mutter Teresa denken, die ganz eindringlich darauf hingewiesen hat, dass die Abtreibung die größte Gefahr für den Weltfrieden ist.

Es tun sich immer mehr große und krasse Widersprüche auf!

–          In letzter Zeit habe ich oft gehört, dass Menschen keinen Operationstermin bekommen oder lange darauf warten müssen, weil unser Gesundheitssystem überlastet – oder vielleicht durch die verheerende Coronapolitik geschädigt wurde. Jetzt müssen Menschen auf Operationen verzichten oder warten, wo es um ihre Gesundheit geht und gleichzeitig will man aber Raum und Möglichkeiten schaffen, unschuldiges Leben zu beseitigen, mit Steuergeldern, die eigentlich für die Gesundheit gedacht wären.

–          In letzter Zeit habe ich immer wieder gehört, dass Unternehmer keine Angestellten, keine Arbeiter, keine Fachkräfte bekommen. Oft wird dann die Frage gestellt, wo denn die alle sind. Einerseits ist der Grund eine verfehlte Arbeitsmarktpolitik, die die arbeitenden Menschen benachteiligt durch willkürliches Verteilen von Geldern mit wenig Bezug zur Leistung, zu einem Teil wird man auch sagen können, es fehlen Menschen, die nicht zum Leben zugelassen wurden. Wir finanzieren die Tötung der eigenen Kinder und schaffen großzügig Raum für jene, die uns dann ablösen werden?

–          Jesus hat Jerusalem eine Art Gericht vorausgesagt, dass die Feinde die Stadt und ihre Kinder zerschmettern werden, was auch eingetroffen ist. Ist das, was bei uns geschieht, nicht schon eine Art Selbstvollzug des Gerichtes!

Die Antwort von uns Christen – fünf Punkte:

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was sollen wir Christen tun angesichts dieser Entwicklungen, was erwartet der Herr von uns?

–          Wir sollen um die Gabe der Tränen, des Weines bitten, wir sollten vor allem aus Liebe und zuallererst über uns selbst weinen. Wir sollen weinen über unsere Lauheit, über unsere Feigheit, über unsere Untätigkeit, unseren Egoismus, und dann über vieles, das heute geschieht, die Kultur des Todes, das Wegwerfen von Lebensmitteln usw..

–          Wir sollen die Barmherzigkeit Gottes annehmen und vermitteln! Gott ist unendlich barmherzig und es gibt viele Beispiele, wie Menschen, die schwer gesündigt haben, Heilige wurden. Es ist auch notwendig, vieles, was in den letzten zwei Jahren passiert ist, vor den barmherzigen Gott zu bringen.

–          Eine Politikerin verlangte jüngst ein flächendeckendes Angebot für Abtreibungen. Wir Christen, wir Katholiken sollen flächendeckend für das Leben eintreten, d. h. flächendeckend handeln, in jeder Pfarrgemeinde sollen sich Menschen aufmachen, reden, nicht ideologiefrei, sondern überzeugt, leidenschaftlich und von einer tiefen Liebe getragen, wir sollen flächendeckend beten, flächendeckend Widerstand leisten. Papst Leo XIII. hat in einer Enzyklika schon vor über 100 Jahren geschrieben, wenn ein Gesetz der göttlichen Ordnung widerspricht, dann ist es ein Frevel, zu gehorchen und Widerstand wird zur Pflicht. Schließlich sollen wir flächendeckend lieben, um alles zum Guten zu wenden.

–          Wir sollen leben, d. h. wirklich leben, nicht am Leben vorbeigehen, nicht an der Oberfläche bleiben, die Tiefen des Lebens erkunden, tiefe Beziehungen pflegen, die viele Schönheiten des Lebens entdecken.

–          Der fünfte Punkt ist eine besondere Gnadengabe. Wir sollen nicht wie die herrschende Kaste der Sadduzäer sein, sondern wir sollen an die Auferstehung von den Toten glauben. Wir sind von Gott erwählt, als Kinder Gottes, als Ebenbilder, um ihm einmal ähnlich zu werden. Jeder Mensch ist einzigartig, unersetzbar und einmalig. Wir sind zur Herrlichkeit bei Gott berufen. Wenn wir das vor Augen haben, dann werden wir eine heilige Ehrfrucht vor jeglichem Leben haben und die Kraft haben, dem Leben zu dienen.

Wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann sind wir an der Quelle des Lebens. Jesus hat sein Blut vergossen, damit wir das Leben haben, damit wir das Leben in Fülle haben und dem Leben dienen. Aus dieser Quelle wollen wir jetzt schöpfen.  Amen

Predigt zum Christkönigsfest 2021

Christköngisfest 2021, Zell am Ziller

Liebe Gläubige! Liebe Kinder!

Ein krasser Gegensatz – Jesus und Pontius Pilatus

Im heutigen Evangelium stehen sich Jesus und der römische Stadthalter Pontius Pilatus gegenüber, ein gewaltiger Unterschied ein wirklicher Kontrast.

Auf der einen Seite Jesus, der König des Himmels. Er steht als Angeklagter vor Pilatus, dem weltlichen Herrscher, dem Vertreter des Stadthalters von Syrien, auch ein Vertreter des römischen Kaisers, also der weltlichen Macht.

Auf der einen Seite Jesus, dessen Königreich verborgen beginnt und der durch Kreuz und Auferstehung in Ewigkeit herrschen wird. Auf der anderen Seite der weltliche Herrscher, dessen Herrschaft begrenzt ist, dem Ende zugeht, der ein Ablaufdatum hat.

Auf der eine Seite Jesus, der die Schuld aller Menschen auf sich nehmen wird, der Sündenbock für alle. Auf der anderen Seite Pilatus, der selbst Schuld auf sich lädt, einen Unschuldigen verurteilt und damit die Hetze der Pharisäer zum Erfolg führt.

Auf der einen Seite Jesus, der sagt, er sei gekommen, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen und sogar sagte, dass er die Wahrheit ist. Auf der anderen Seite Pilatus, der fragt, was denn Wahrheit sei, dem es nicht um die Wahrheit geht, sondern um sich selbst, wie er in der Situation am besten wegkommt. Pilatus ist ein Relativist, ein Opportunist, ein Egoist.

Die Tragik des Pontius Pilatus – ein anatomisches Wunder

Es gibt einen Spruch, der sagt: Bei allem was du tust, bedenke, welch ein Ende es nimmt. Dies trifft besonders auf Pontius Pilatus zu, eine wirklich tragische Gestalt. Historisch gesehen ist er eigentlich völlig unbedeutend, aber er kam sogar ins Glaubensbekenntnis. Dort wird er genannt, um das Geschehen um Jesus historisch einzuordnen, und doch ist er sehr bedeutsam, weil diese Tragik verkörpert, die auch heute bedrängend ist.

Von Pilatus stammt der Spruch, jemand geht von Pontius zu Pilatus. Pilatus hat Jesus beim ersten Mal zu Herodes zurückgeschickt, er fühlte sich nicht zuständig oder wollte seine Zuständigkeit verweigern. Deshalb verwendet man diesen Spruch bei Situationen, wo man überall abblitzt, weil niemand zuständig sein will.

Von Pilatus stammt auch der gängige Spruch. Man wäscht die Hände in Unschuld. Pilatus hat eine schwere Schuld auf sich geladen, seine große Tragik besteht darin, dass er gegen sein Gewissen gehandelt hat. Er hat gewusst, dass Jesus unschuldig ist, es hat ihn auch beunruhigt, aber er konnte dem Druck der aufgehetzten Menge und den Erwartungen des Hohen Rates nicht widerstehen. So war er eben feige, ungerecht und opportunistisch. Er war so, wie heute manche Politiker, ein anatomisches Wunder, wenn man längere Zeit ohne Rückgrat überlebt. Pilatus hätte nach dieser Tat auch umkehren, sich bessern können. Das fand aber nicht statt. Sein Handeln gegen das Gewissen ist ihm schon fast zur Norm geworden. So hatte er ein Blutbad unter Galiläern angerichtet, er hatte sich auf andere Kosten eine Wasserleitung bauen lassen, war also korrupt und beging viele Ungerechtigkeiten. Pilatus wurde später abgesetzt, offenbar in Rom wegen Korruption verurteilt, verbannt und ist schließlich an einem angeordneten oder aus eigenem Willen verübten Selbstmord gestorben.

Botschaft des Christköngisfestes

Vor diesem Hintergrund können wir die Bedeutung des Christköngisfestes besser erfassen.

–          Wir sind durch die Taufe in sein Königtum hineingenommen, wir sind Gesalbte.

–          Wir sind Abbilder Gottes und werden ihm sogar ähnlich, wenn wir ein reines Gewissen haben.

–          Wir dürfen Christus angehören und haben dadurch eine innere Klarheit und Würde.

–          Wir brauchen keinen Sündenbock, wir dürfen unsere Schuld von Christus tilgen lassen und dürfen sogar selbst andere Schuld durch Sühne tilgen helfen.

–          Unsere große Würde besteht darin, dass wir im Gewissen die Wahrheit und seinen konkreten Anruf an uns erkennen und ihm so folgen können. Das schützt uns vor Propaganda und Lüge.

So ist es für uns in dieser Zeit besonders wichtig, uns nach Kräften zu bemühen, nicht schuldig zu werden, unserem Gewissen zu folgen und sollte es bisher anders gewesen sein, umzukehren. Niemand kann sich wie Pilatus aus der Verantwortung stehlen: Wir sind zuständig, jeder von uns an seinem Platz, als Beter oder auch als jemand, der Sühne leistet für seine eigenen Sünden und sogar die Schuld der anderen.

So wird in uns das Reich Gottes, sein Königtum Wirklichkeit, in uns, und durch uns in der Welt.

In der Heiligen Messe wird das Opfer Christi gefeiert. Die Frucht dieses Opfers sind verwandelte Christen, die mutig für die Wahrheit Zeugnis geben, die die Welt verwandeln und ihm, dem wiederkommenden Herrn entgegengehen.

In Treue zu Gott in der Not standhalten

                                Predigt zum 33. Sonntag in Zell am Ziller, Lesejahr B, 14. 11. 2021

                                                            Ignaz Steinwender

Im heutigen Evangelium spricht Jesus von der großen Not, nach der die Kräfte des Himmels erschüttert werden und vom Kommen des Menschensohnes, das diesen Ereignissen folgt. Er spricht also von seiner bevorstehenden Wiederkunft.

Diese endzeitlichen Hinweise hat Jesus mehrmals gegeben, sie kommen aber schon vor bei den alttestamentlichen Propheten und wurden auch von den Aposteln und von Kirchenvätern bedacht und verkündet.

Fortschrittsglaube und/oder biblischer Glaube

Wie stehen wir als gläubige Christen zu diesen Aussagen? Ist es nicht so, dass der Mensch heute anders zu denken scheint, geradezu umgekehrt. Die Bibel sagt, die Geschichte des Menschen, die Geschichte der Welt ja der ganze Kosmos hat ein Finale, ein Ende. Himmel und Erde – sagte Jesus im heutigen Evangelium – werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Dem Ende gehen große Erschütterungen voraus, auch geistige wie der große Abfall vom Glauben. Dann kommt der Menschensohn. Heute glauben viele Menschen an den innerweltlichen Fortschritt, ein denken, dass in den letzten Jahrzehnten besonders hervortrag, aber in Grund genommen in den letzten Jahrhunderten schon immer stärker in den Vordergrund trag, das Fortschrittsdenken. Dieses Denken hat dann durch politische Ideologien besondere dramatische Formen angenommen, z. B. durch Napoleon im Gefolge der französischen Revolution, im III. Reich oder durch den Kommunismus.

Natürlich gibt es viele gute Fortschritte in menschlichen Bereichen, aber ich meine hier den Fortschrittsglauben an sich, der sich vom biblischen Denken unterscheidet. Ich möchte hier vier Unterschiede herausarbeiten.

–          Im Fortschrittsdenken glaubt der Mensch, dass die Menschheit sich gewissermaßen automatisch oder von selbst höher entwickelt. Man meint dann, dass wir heute gescheiter sind als die Menschen früher, dass wir besser sind als die Menschen früher, man redet hochmütig über das finstere Mittelalter.

–          Im Fortschrittsdenken tritt der Mensch immer mehr an die Stelle Gottes. Er wird der eigentliche Macher. Es ist nicht mehr Mitarbeiter Gottes, sondern er macht alles selbst, er wird sogar zum Retter und in manchen Fällen wie ein Erlöser, der die wahre Zukunft heraufführt.

–          Im Fortschrittsdenken treten die Zehn Gebote immer mehr in den Hintergrund. Dafür gibt es immer mehr menschliche Vorschriften, ein Planungsfetischismus, eine reine Regulierungswut und ein Einschränkungswahn greifen Platz.

–          Das Fortschrittsdenken wird schließlich genährt durch irdische Heilsverheißungen, das neue Europa Napoleons, das III. Reich, die klassenlose Gesellschaft udgl. Es um die Rettung unseres Planeten und die Herstellung eines Paradieses auf Erden.

Das Ergebnis der Fortschrittsideologien ist immer ein großer Scherbenhaufen.

Der Christ hingegen denkt von der Bibel her. Der Mensch ist Mitarbeiter Gottes. Christus ist der Herr der Geschichte. Geschichte und Kosmos werden ein Ende haben. Es gibt einen menschlichen und geistlichen Fortschritt in der Geschichte. Es gibt Fortschritte z. B. im Bereich von Technik, Medizin etc. Der geistliche Fortschritt besteht vor allem darin, dass der Mensch nach Heiligkeit strebt, die anvertrauten Güter in Demut verwaltet und schon in dieser Welt Gott näher kommt, sodass dadurch die Moral steigt und das Reich Gottes im verborgenen schon in dieser Welt wächst. Der Christ weiß aber auch um die Gefahr, dass der Mensch seinen Glauben verliert und damit dann ein moralischer Abfall folgt bis hin zur großen Not, wie sie in der Bibel beschrieben ist.

Was ist daher für den Christen heute besonders wichtig?

Ein Christ soll den Blick auf das Ziel immer vor Augen haben. Er denkt daran, dass der Herr einmal wiederkommt und will sich darauf vorbereiten. Der Christ weiß, dass irdischen gesehen eine große Not kommt, die ihren Grund vor allem in der Abwendung vieler Menschen von Gott hat. Deshalb soll er sich an dieser Not nicht mitschuldig machen und versuchen, Gott treu zu bleiben, nach den Zehn Geboten zu leben und sich ja nicht schuldig machen.

Man soll nicht blind sein, keinen naiven Zukunftsoptimismus huldigen, sondern gläubig und nüchtern die Dinge sehen und seinen Auftrag in der Welt erfüllen. Wer sich bemüht, Gott und seinen Geboten treu zu bleiben, der wird in jeder Situation von Gott die Kraft bekommen, die er braucht auf diesem Weg.

Wenn wir Heilige Messe feiern, dann ist der widerkommende Herr schon jetzt verborgen da, sein Erlösungswerk geschieht in der Messe und es wird uns zugleich zur Kraftquelle für unseren Glaubensweg. In der Messe schenkt uns Gott einen inneren Fortschritt und die Kraft, in der gegenwärtigen Not standzuhalten und treu durch die kommende Not zu gehen, seiner Wiederkunft entgegen. Amen.

Predigt zur Fatimafeier in Zell am Ziller

23. Sonntag im Jahreskreis, Maria Namen

     L.; Jak 2,14-18; Mk 8,27-35, 12. Sept. 2021

Liebe Gläubige!

Ich möchte mit euch nachdenken über die Tageslesungen vom 24. Sonntag im Jahreskreis im Lichte von Maria Namen und mehr noch – aus Anlass unserer jährlichen Fatimafeier mit anschließender Prozession – über die Botschaft von Fatima.

Zwei wichtige Aspekte im Leben des Christen – Glaube und Werke, Erkenntnis und Nachfolge Christi

In der Lesung wird uns heute im Jakobusbrief ein katholischer Grundsatz vorgelegt. Glaube und Werke. Der Glaube zeigt sich in Werken. Ohne Werke wäre der Glaube tot. Im Evangelium geht es im Grund genommen um dasselbe. Um den Glauben, nämlich um die Frage, an wen glauben wir und um die Konsequenzen aus diesem Glauben, um die Nachfolge Christi.

Jesus spricht zu den Jüngern in Caesarea Philippi. Es ist der Ort, wo sich auch die Quellen des Jordan befinden. Hier, an der Quelle, will Jesus, bevor er mit den Jüngern nach Jerusalem geht, um dort zu leiden und von den Toten aufzuerstehen, sozusagen Klarheit schaffen. Er geht mit den Jüngern zur geistlichen Quelle. Er will klären, worauf es ankommt.

Der Erste Punkt ist: Jesus fragt die Apostel. Für wen halten die Leute mich. Nachdem verschiedene Antworten kommen (einige für einen Propheten, andere für Johannes den Täufer), wird er ganz direkt und fragt: Für wen haltet ihr mich? Dann trifft Petrus die entscheidende Aussage. Du bist der Messias. Petrus sagt nicht, ich halte dich für den Messias, sondern du bist der Messias. Jesus ist der Messias, der verheißene König, der Retter. Das ist jetzt eine Glaubensaussage, viel mehr als eine bloße Meinung. Damit ist ein wichtiger Punkt geklärt, der Mensch Jesus ist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus fügt noch etwas dazu. Er wird leiden müssen, gekreuzigt werden und von den Toten auferstehen. Das, was Petrus jetzt noch nicht versteht und verhindern will, das werden die Apostel später erkennen und verkünden, Jesus als Gekreuzigten und Auferstandenen. Dann ist das neue Leben der Erlösten möglich. Es geht also darum, dass die Jünger Jesus wirklich erkennen. Der zweite Punkt ist die Nachfolge. Die Jünger sind gerufen, Jesus nachzufolgen, sich selbst zu verleugnen und ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Das folgt aus der Erkenntnis Jesu.

Je mehr wir, liebe Gläubige, Jesus Christus, Gott als Person erkennen, je mehr wir so eine persönliche, vertraute Beziehung zu ihm aufbauen, desto mehr erkennen wir uns selbst, einerseits in unserer Niedrigkeit, in der Abhängigkeit und Angewiesenheit auf Gott und zugleich in unserer Größe, in der Berufung, Kind Gottes, ja sogar Gott ähnlich zu werden. Die Gotteserkenntnis und die Selbsterkenntnis führen dazu, dass wir den Nächsten besser erkennen. Wir können den Nächsten mehr mit den Augen Gottes ansehen, als von Gott Geliebten, als Berufenen und auch die Nöte des Nächsten tiefer erkennen.

Die Gotteserkenntnis und damit auch die Selbst- und Menschenkenntnis wird dann tiefer, wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen, wenn wir ihm unter diesem Zeichen nachfolgen. IHM nachfolgen bedeutet auch, ein konsequentes Ja zum Glauben sprechen, ein Ja zu sich selbst, zu den zehn Geboten und besonders zu Aufgaben und Schwierigkeiten im Leben, eben zum Kreuz. Wer den leichten, bequemen Weg geht und nicht wirklich dem Herrn nachfolgt, der wird nicht zu einer wirklichen Gotteserkenntnis vorstoßen. Wenn wir jedoch bereit sind, den Weg des Glaubens konsequent zu gehen, wenn wir Zeugen werden, dann werden wir IHM dadurch ähnlich, unsere Beziehung mit IHM wird tiefer und wir beginnen, ihn wirklich zu erkennen, vertraut und als Person.

Das Besondere an Fatima – Botschaft an die Kinder

Nun einige Gedanken zur Fatima, den Kindern und der Botschaft. Fatima ist eine außergewöhnliche Erscheinung, weil die Botschaft so unmittelbar auch auf das gegenwärtige Zeitgeschehen Bezug nimmt, damals war es der furchtbare Krieg und die Aussicht auf noch größere Kriege, wenn sich die Menschheit nicht bekehrt. Weiters geht es auch um die Irrtümer Russlands, um den Kommunismus als Bedrohung für die ganze Welt. Und heute stehen wir genau in derselben Problemlage, die Gefahr eines Krieges ist größer als je zuvor und die Entstehung einer neuartigen, subtilen Diktatur, die in Wirklichkeit eine Art Kommunismus unter anderem Gesicht ist, ist voll im Gange.

Eine Besonderheit an Fatima ist aber auch, dass die Mutter Gottes Kindern erschienen ist. Gott vertraut durch die Mutter Gottes Kindern eine Botschaft für die ganze Welt an. Kinder werden zu Boten und sogar mutigen Glaubenszeugen. Es ist eine ungeheure Zumutung, wenn man bedenkt, Kinder dürfen die Herrlichkeit des Himmels sehen und müssen aber auch die tiefsten Abgründe der Hölle schauen. Es ist fast schauerlich, was Gott da Kindern zumutet. In der Fatimakapelle unserer Kirche hat die Künstlerin Frau Kiechl auch die drei Fatimakinder gemalt. Im Gesichtsausdruck der Kinder hat die Künstlerin dargestellt, wie tief ergriffen bzw. erschüttert die Kinder bei der Erscheinung wohl gewesen sein müssen.

–          Durch Kinder will die Mutter Gottes die Menschheit auf ihren bedrohten Zustand aufmerksam machen

–          Durch Kinder will die Mutter Gottes die Menschheit warnen

–          Kinder sollen die Menschen zur Umkehr bewegen

Damit lenkt Gott auch die Aufmerksamkeit besonders auf die Kinder.

Liebe Kinder, die ihr heute da seid. Ich möchte euch heute ganz persönlich ansprechen. Ich bin mir ganz sicher, die Mutter Gottes sagt mit dieser Erscheinung auch: Euer Gebet ist vor Gott besonders wertvoll. Ich würde sogar sagen. Wir Erwachsene brauchen Euer Gebet! Es ist ganz wichtig, dass ihr betet und zu den Gottesdiensten kommt!

Jesus hatte eine besondere Leidenschaft für Kinder. Er war ganz unwillig, als seine Jünger Kinder abweisen wollten und sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“ (Mak 10 13) An anderer Stelle sagte er sogar einmal: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen führt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein im Hals im tiefen Meer versenkt würde.“ (Mt. 18,6)

Deshalb, liebe Gläubige, sollen wir uns die Frage stellen: Was brauchen die Kinder. Vor allem brauchen sie Gott, unser Gebet und unseren Schutz.

–          Die Kinder brauchen Gott, die Kinder haben ein Recht auf Gott. Ohne Gott sind wir Menschen uns selbst überlassen. Ohne Gott werden auch Erwachsene schutzlos.

Was brauchen die Kinder?

–          Die Kinder brauchen unser Gebet. Wir wissen, dass es heute viele Dinge gibt, die wir nicht einfach im Griff haben und dass trotz vieler Bemühungen manches schieflaufen kann. Deshalb sollte unser Mühen immer mit dem Gebet begleitet sein.

–          Die Kinder brauchen unseren Schutz. Kinder sind heute vielen Gefahren ausgeliefert, ich denke nur z. B. an das Internet. Gegenwärtig sind Bedrohungen dazugekommen. Kinder, die am wenigsten von der Krise betroffen sind, sollen den höchsten „Beitrag“ leisten zur Lösung, durch unverhältnismäßige Maßnahmen, die weder notwendig noch zielführend sind, bis hin zur Gefährdung ihrer leiblichen uns seelischen Integrität. Es ist absolut unannehmbar, wenn man solche Maßnahmen mit dem Argument rechtfertigen will, dass die Kinder die Erwachsenen schützen müssten. Es muss vielmehr umgekehrt sein. Die Erwachsenen müssen die Kinder schützen.

Wer Kinder schützt, der schafft, hat und schützt die eigene Zukunft. Wer Kinder schützt, der bleibt auf dem Weg zum Himmel. Den Zustand einer Gesellschaft kann man am besten beurteilen, wenn man darauf achtet, wie sie mit den Schwächsten, d. h. mit den Kindern umgeht. Wer die Kinder schützt, kann auch auf den Schutz Gottes vertrauen. Eine Gesellschaft, die die Kinder nicht schützt, hat sich selbst außerhalb die Barmherzigkeit Gottes gestellt.

Liebe Feiergemeinde! Wir wollen jetzt die Heilige Messe feiern und uns anschließend zur Fatimaprozession begeben. Tun wir es, indem wir den Ruf nach Gebet, Umkehr und Buße ernst nehmen, mit und für die Kinder. Amen.

Die Wahrheit wird euch freimachen!

                                 Predigt in Maria Rast mit Radio Maria, 21. 8. 2021, Fest Pius X.

Liebe Gläubige!

Im heutigen Evangelium gibt Jesus zwei Ratschläge, die ich mit euch betrachten möchte!

Tut, was sie euch sagen!

Dem Volk sagt Jesus über die Pharisäer und Schriftgelehrten: Tut, was sie euch sagen, aber schaut nicht auf das, was sie tun.

Warum – so könnten wir fragen – sagte Jesus dieses Satz? Jesus anerkennt, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten auf dem Stuhl des Mose sitzen. Er anerkennt ihre Autorität, er tastet ihr Amt nicht an, beklagt aber ihr Verhalten. Ist es wirklich sinnvoll, jemandem zu folgen, der selbst nicht danach lebt? Sicher ist es ein großes Ärgernis, eine große Herausforderung, aber Jesus sagt dies, weil es um die Wahrheit geht. Das, was die Pharisäer verkünden, dazu gehören auch Glaubenswahrheiten und religiöse Pflichten, die von manchen als Lasten aufgefasst werden können, dies alles ist letztlich ein Geschenk für die Menschen, es dient ihnen zum Heil, um das höchste Gut zu erlangen. Jesus ermutig die Menschen zur Demut, trotz des Ärgernisses die Wahrheit anzunehmen.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten leben in einem Zweispalt, in den meisten Fällen können wir von einer Übergangssituation sprechen. Sie verkünden noch die wahre Lehre, sie wissen, worum es geht, aber selbst tun sie es nicht mehr, in der Praxis sind sie schon liberal geworden. Ich denke hier an einen Ausspruch, der besagt: Auf Dauer tut der Mensch entweder das, was er denkt, wenn er aber längere Zeit nicht tut, was denkt und im Zweispalt lebt, dann wird er irgendwann das denken, was er tut. Wenn die Pharisäer und Schriftgelehrten nicht umkehren, dann werden sie bald auch nicht mehr die Wahrheit verkünden, sondern der Versuchung erliegen, in der Verkündigung ihre Lebensweise zu rechtfertigen.

Der Größte von Euch soll euer Diener sein!

Der zweite Ratschlag Jesu: Ihr sollt euch nicht Rabbi (Meister), nicht Vater und auch nicht Lehrer nennen lassen. Denn nur einer ist euer Meister, euer Vater und euer Lehrer. Diese Worte bekräftigt Jesus mit der Aussage: Der Größte von Euch soll euer Diener sein!

Damit sagt Jesus generell: Ihr sollt den Menschen dienen. Wer in der Verkündigung ist, soll vor allem demütig sein. Es gibt nur einen wirklichen Lehrer, das heißt: Die Wahrheit, die sie verkünden, die Orientierung, die sie geben, stammt vom einen Lehrer, von Gott. Es ist nicht ihre Erfindung, nicht ihr Verdienst und auch nicht ihr Besitz. Es ist ein Geschenk Gottes, das nur dann zum Geschenk wird, wenn sie es weitergeben. Je mehr der Lehrer, Priester oder Vater erkennt, dass er von Gott beschenkt wird, desto mehr wird er auch erkennen, dass seine Vaterschaft, sein Lehramt Geschenk ist, um den Menschen damit zu dienen. Je höher jemand steht, desto demütiger soll er sein.

Der Kern von Jesu Botschaft ist also: Die Wahrheit in Demut annehmen und die Wahrheit in Demut weitergeben.

Die Wahrheit wird euch freimachen

Es geht also um die Wahrheit, die ein Geschenk Gottes ist, die für uns Christen auch lebendige Beziehung zu Gott ist. Wenn der Mensch die Wahrheit ehrlich sucht, dann erlebt er sie als befreiend, als Geschenk, dann wird das Halten der Gebote eine leichte Last, ein Joch, das nicht drückt, sondern der Weg zur größeren Freiheit, zur inneren Geborgenheit.

Dramatik der heutigen Situation

Wenn wir versuchen, die heutige Evangeliumstelle auf die gegenwärtige Zeit anzuwenden, dann könnte man etwas sarkastisch sagen.  Heute sind wir schon einen Schritt weitergekommen, nämlich im negativen Sinne. Manche Autoritäten von heute tun nicht nur nicht das, was sie verkünden, sondern sie verkünden nicht mehr das, was sie sollten. Ihr Zwiespalt hat zur Abkehr von der Wahrheit geführt. Ihre Verkündigung scheint mehr ein Reflex ihrer Lebensweise, ein Spiegel des Zeitgeistes zu sein. Sie geben den Menschen gar nicht mehr die Möglichkeit, die Wahrheit anzunehmen, sie verweigern diesen Dienst, ein sehr großes Ärgernis. Und dieses Ärgernis wird noch größer, wenn manche im Namen der Religion die Anpassung an den Zeitgeist lehren und sogar die Kirche zur Magd der Welt machen möchten.

Die Folgen des religiösen Liberalismus

Was wir heute haben, ist ein verbreiteter religiöser Liberalismus. Man nimmt es nicht mehr so genau, mach macht immer mehr Abstriche, man opfert die Wahrheit. Wenn man religiös liberal wird, dann kommt man wie auf eine abschüssige Bahn, man wird in diese Richtung weitergetrieben.

Man sucht Glaubenswahrheiten nach eigenem Gutdünken, die persönliche Gottesbeziehung verkümmert, der Glaube trägt kaum mehr, der Menschen fällt immer mehr auf sich zurück, Egoismus und Materialismus machen sich breit, der Menschen verliert die innere Mitte, weil Gott immer mehr in die Ferne rückt. Wenn der Mensch nicht mehr an Gott glaubt, glaubt er alles Mögliche, er wird versuchbarer, verführbarer, geht leichter Betrügern auf den Leim, er baucht den Beifall, er muss mitlaufen, um seine Identität zu finden.

Vor diesem Hintergrund verstehen wir besser, wie die heutige Tendenz zum Totalitarismus möglich geworden ist. Einschränkungen wie nie zuvor werden akzeptiert, Massenbeeinflussung, zunehmende Ängste, Spaltung und der Verlust vieler Freiheiten. Die Abkehr von Gott führt – so war das auch schon beim Volk Israel der Fall – stets in eine neue Sklaverei. Papst Pius X., der heutige Tagesheilige hat schon zu seiner Zeit viele Zeitströmungen erkannt, die in diese Richtung gingen. Schon vor ihm hatte Kardinal Newman, der Zeit seines Lebens gegen den Liberalismus auftragt, einmal gesagt: Der Liberalismus ist der Wegbereiter für den Antichrist.

Jesus, der Weg, die Wahrheit und das Leben

Vor diesem Hintergrund erkennen wir in Jesus den Weg. ER ist der eine Lehrer, ER ist selbst die Wahrhet, ER allein zeigte uns ganz authentisch das Leben in der Wahrheit, ER ist der wirklich Glaubwürdige, und ER ist bis zum Äußersten demütig.

–          Die Demut – das zeigt uns Jesus – ist der Schlüssel zur Wahrheit, die wirklich trägt. Es ist eine philosophische Erkenntnis: Die Wahrheit hat ein Sein, die Lüge hat kein Sein und muss irgendwann wie ein Kartenhaus einstürzen.

–          Die Demut macht uns fähig, die Wahrheit aufrichtig zu suchen, sie zu erkennen und anzunehmen.

–          Die Demut schützt uns bei Versuchungen und vor Verführungen.

–          Die Demut stärkt uns auf dem Weg des Glaubens und in der Verkündigung.

–          Die Demut macht uns innerlich frei, in Freude, im Frieden – und wenn es sein muss gegen viele Widerstände – den Weg des Glaubens zu gehen, im Lichte zu wandeln.

Vor einigen Wochen hat mich eine einfache, gläubige Frau besucht. Sie kam von weiter her und wollte mit mir sprechen. Sie hatte einen klaren Blick für all das, was sich momentan abspielt und hat mir dann ganz eindringlich gesagt, auch im Blick auf die Geschichte des Landes. Wir müssen (in Tirol) wieder die Herz-Jesu-Verehrung fördern, sonst – so sagte sie sinngemäß – schlittern wir immer tiefer ins Unheil.

Die Herz-Jesu-Verehrung ist sozusagen der Blick in das innerste Wesen Gottes, seine Liebe, seine Barmherzigkeit, seine Demut, es ist der Blick auf die ganze Wahrheit. Dieses Vorstoßen zur Erkenntnis des inneren Wesens kann, ja muss sogar, das Herz des Menschen verändern und unglaubliche Kräfte wecken. Wenn der Mensch Gott, die Wahrheit erkennt, dann erkennt er sich selbst, seine Würde, dann wird er wirklich frei, dann ist alles möglich, nichts ist mehr unmöglich.

Wenn wir die Messe feiern, dann begegnen wir unserem Herrn, sein Kreuzesopfer, das wir feiern, ist der Akt der größten Demut. Lassen wir uns jetzt von seiner Gegenwart beschenken, bitten wir ihn um die Demut, die Wahrheit ganz aufzunehmen, zu leben, weiterzugeben und in ihr zu sein. Amen.

Predigt anlässlich des Gedenkgottesdienstes für Altpfarrer KR Paul Öttl!

Liebe Angehörige unseres Herrn Altpfarrers aus Südtirol! Liebe Heli und Franziska!

Liebe Gläubige der Pfarre! Liebe Pfarrgemeinderäte – alte und junge! Liebe Bürgermeister, Vertreter der Gemeinden und Vereine! Liebe Pfarrgemeinde und Gäste!

Wir wollen heute, mit diesem Gottesdienst am 16. Sonntag im Jahreskreis besonders des Herrn Altpfarrers gedenken. Es ist dies ein denkwürdiger Tag, genau in der Mitte, einen Tag nach dem Engelbert-Gedenktag, dessen Verehrung unser Altpfarrer besonders gefördert hat und einen Tag vor dem Weihetag unseres Herrn Altpfarrers, das war der 12. Juli 1959.

Gott danken für den Herrn Altpfarrer

Wir wollen heute auch Gott danken für sein Leben, für sein Wirken und für seine Berufung. Er war eben –  wenn wir an das heutige Evangelium denken – ein Ausgesandter, gesandt zu uns in die Pfarre. Würde ich jetzt auf sein Wirken eingehen, auf 61 Jahre Wirken, 23 Jahre als Kooperator in Zell, 18 Jahre als Pfarrer und 19 Jahre als Pensionist, dann würden wir nicht zum Mittagessen kommen. Was ich aber tun kann ist, ein paar Punkte dankbar aufzugreifen, auch im Sinne einer Botschaft für uns heute. Jeder von uns denkt an bestimmte Begegnungen, wirksame Worte und Gesten zurück.

Am 1. Mai 2001 kam ich über den Gerlospass nach Zell, um mir die Pfarre anzusehen. Ich war fast etwas schockiert über das Getriebe – es war gerade Gauderfest, was ich ja nicht wusste – ich dachte, da geht es immer so zu. Dann kam ich in den Pfarrhof und der Altpfarrer begrüßte mich ganz überschwänglich mit den Worten: Das ist der neue Zeller Pfarrer. Dann ging er mit mir hinauf zur Toni, die schwerkrank im Bett lag und bat mich, sie zu segnen. Ich spürte ein besonders tiefes Verhältnis. Dann gab es eine Gauderwurst und ein Gauderbier.

Als ich am Samstag vor dem ersten Adventsonntag zum Dienstantritt anreiste, ging ich zu zuerst zum Herrn Altpfarrer ins Mesnerhaus, um ihn zu begrüßen: Er atmete tief durch und sagte: Endlich kann ich wieder ganz in Ruhe mein Brevier beten. Man merkte, es war auch eine Last von ihm gefallen, eine Last, die er in große Treue getragen hatte.

So konnte ich an diesem Tag eine wohlgeordnete, lebendige Pfarre übernehmen, mit einem anspruchsvollen Programm, wo es noch vieles gab, was es anderswo nicht mehr gab. Ich konnte in seine Fußstapfen steigen.

Mit dem Tod von Altpfarrer Öttl im vergangenen November ging auch eine gewisse Ära zu Ende, die man gar nicht so einfach beschreiben kann, weil sich diese in einem großen gesellschaftlichen und auch kirchlichen Wandel vollzogen hatte und weil jede Pfarre etwas Einmaliges ist, auch das Verhältnis Pfarrer und Pfarre. Zweifellos hat der Altpfarrer die Pfarre geprägt. Er hatte einen außergewöhnlichen Fleiß, denken wir z. B. daran, dass er über Jahrzehnte praktisch eine volle Lehrverpflichtung in der Schule nebenbei ausübte, viele erinnern sich an die lebendigen Vorträge in der biblischen Geschichte, er hatte eine unbeirrbare Treue zur Kirche, zur Lehre der Kirche, eben zum Priestertum, und er hat viele Initiativen gesetzt. Dekan Kofler war ihm lange ein Gefährte, aber auch ein großes Vorbild. Unser Altpfarrer war in besonderer Weise authentisch, er gab sich so, wie er war und wenn er was sagte, dann stand er dahinter.

Der Gang ins Altenheim fiel ihm sehr leicht, weil er sich dort und überhaupt beim Besuch alter Menschen leidenschaftlich engagiert hatte. Vom ersten Tag an war er dort wie zu Hause.

Gedanken über das Priestertum

Ein Anlass wie heute ist auch ein Grund, über das Priestertum nachzudenken. Der Priester ist sozusagen aus den Menschen herausgenommen, um für die Menschen da zu sein. Er ist mit allen menschlichen Eigenschaften als Priester zugleich auch ein anderer. Er ist dazu da, den Menschen zu helfen, ihr Christsein, ihr allgemeines Priestertum zu leben. Im Grunde genommen ist auch jeder Christ durch die Taufe ein Herausgenommener, ein Anderer, er ist ein Gesalbter. Das Größte, was der Priester ist und kann, hat er nicht aus sich selbst, das ist Geschenk durch die Weihe, zum Weitergeben an die Menschen. Er kann versöhnen im Sakrament der Buße, er kann Christus gegenwärtig setzten in der Heiligen Messe.

Heute spricht man oft vom Priestermangel, viele Pfarren haben keinen eigenen Priester mehr. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass die Pfarre Zell immer einen eigenen Priester haben wird. Wenn man darüber nachdenkt, kommt man auf den Gedanken, dass der Priestermangel seinen tieferen Grund in einem anderen Mangel hat, es mangelt an Glauben, es mangelt an Gläubigen. Es hängt damit zusammen, dass das, was der Priester geben kann, oft gar nicht so sehr begehrt wird, z. B. das Ostergeschenk des Herrn, die Vergebung oder das Geschenk der Eucharistie.

Unser Altpfarrer hatte sicher, so wie auch sein Vorgänger, den insgeheimen Wunsch, jemand aus der Pfarre könnte Priester werden. Verbinden wir das Gedenken an ihn auch mit dieser Bitte an Gott, dass die Pfarre auch auf diese Weise besonders fruchtbar werden kann.

Man könnte das Verhältnis Priester Pfarre auch irgendwie mit einer Ehe vergleichen. Wenn der Mann authentisch ist, dann kann er seine Frau lieben und ihr helfen, authentisch Frau zu werden und umgekehrt. Wenn beide Partner eine Beziehung zu Gott pflegen und sich von Gott her formen lassen, könnten sie sich gegenseitig so lieben, dass sie beide aneinander und miteinander wachsen. So ähnlich ist das Verhältnis Pfarrer und Pfarre. Wenn der Priester seine Gottesbeziehung pflegt durch Treue im Gebet und Hingabe, dann kann er viel geben für das Wachstum der Gemeinde. Und umgekehrt ist es auch der Fall. Gemeindeglieder, die das allgemeine Priestertum leben, stärken den Priester und sie wachsen miteinander.

Vermächtnis des Herrn Altpfarrers

Unser Herr Altpfarrer ist als Pfarrer in Pension gegangen, als Priester hat er weitergewirkt, besonders durch die Treue im Breviergebet. Er hat dies immer gebetet für die Pfarre und besonders auch für jene, die er getauft oder verheiratet hat. Und er hat täglich die Heilige Messe gefeiert, für die Pfarre und immer in vielen persönlichen Anliegen. Es war ein großes Geschenk für die Pfarre, dass er auch in der Pension täglich die Heilige Messe gefeiert hat, er hat aus dieser Quelle geschöpft und diese Quelle für viele Gläubige geöffnet. Beim letzten Jubiläum hat er mir gesagt. Sollte ich einmal im Rollstuhl sein, die tägliche Messe werde ich weiter feiern.

Er hat das gelebt, was Johannes Paul in einer Enzyklika geschrieben hat. Die Kirche lebt von der Eucharistie. Das heißt auch, die Pfarre lebt von der Eucharistie, der Priester lebt von der Eucharistie. Sein Vorbild möge uns ermutigen und stärken, die Messe als Quelle und Gipfel wieder neu zu entdecken und zu leben.

Wenn wir Eucharistie feiern, dann ist es nicht nur eine Erinnerung an das Abendmahl, sondern eine Gegenwärtigsetzung von Kreuz und Auferstehung des Herrn. Wenn wir Messe feiern, dann erinnern wir uns nicht nur an die Verstorbenen, sondern wir treten in eine reale Gemeinschaft mit ihnen ein, und mit den Engeln und Heiligen. Gerade in der Messe bleibt dieses Verhältnis zwischen Altpfarrer und Pfarre, zwischen Lebenden und Verstorbenen lebendig.

Der Pfarrer von Ars hat einmal auf dem Weg zur Pfarre einen Jungen gefragt, wo es nach Ars geht. Dieser hat ihm den Weg gezeigt. Dann hat der Pfarrer von Ars gesagt: Und ich zeige dir den Weg zum Himmel. Unser Altpfarrer hat seine priesterlichen Aufgaben mit viel Leidenschaft verfolgt. Am besten ehren wir ihn, wenn wir unser Streben nach dem Himmel ausrichten! Wenn wir Messe feiern, dann sind wir mit einem Fuß im Himmel. Unserem Pfarrer empfehlen wir im Gebet dem Herrn, er möge ihn schon ganz bei ihm im Himmel glückselig sein lassen. Amen.

Du aber, folge mir nach!                                                                                

Predigt in Radio Maria, Samstag vor Pfingsten, 2021;                                                          

Ev Joh 21,20-25, 22. Mai 2021

                            Liebe Gläubige! Liebe Hörerfamilie von Radio Maria!

Im heutigen Evangelium heißt es von Petrus, dass er sich umwandte, und als er sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, diesem folgte, Jesus fragte: „Was wird denn mit ihm?“ War Petrus besorgt um den Lieblingsjünger Johannes? Oder dachte er überhaupt darüber nach, wie es mit den Aposteln weitergehen sollte? Oder hatte Petrus noch andere Gedanken im Hintergrund, etwa die Frage, wann der Herr wiederkommen wird?

 Und Jesus gibt ihm die Antwort. „Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach!“ Was bedeutet diese Antwort Jesu? Könnte es wie eine Ermahnung sein? Nach dem Motto: Kümmere dich um das, was du zu tun hast, ich habe für jeden Jünger eine besondere Aufgabe. Geht aus der Antwort nicht auch hervor, dass niemand weiß, wann der Herr wiederkommen wird?

Die Frage des Petrus heute – was wird mit uns?

Vielleicht könnten wir hier bei dieser Stelle einen Gedankensprung machen und die Frage des Petrus in unsere Zeit hineinstellen. Ist es nicht so, dass sich viele Menschen heute auch fragen, was wird aus diesem oder jene? Was wird aus unseren Kindern werden? Was wird mit unserem Land werden? wie wird es mit der Wirtschaft, mit der Versorgung, mit den Arbeitsplätzen weitergehen? Viele werden sich auch fragen, mit der Kirche weitergehen wird (Stichwort Glaubensverlust, Führungskrise, Unterwanderung, Angleichung an den Zeitgeist, Austritte, Bedeutungsverlust …) obwohl sie wissen, dass es Sein Kirche ist und dass ER ihr bleibenden Bestand verheißen hat.

Dazu kommt für manche die Frage: Wird am Ende der Herr bald wiederkommen, leben wir nicht schon in einer apokalyptischen Phase? Geschieht jetzt nicht gerade manches, was in der Offenbarung des Johannes oder beim Propheten Daniel steht oder was Jesus im Matthäusevangelium vorausgesagt hat? Manche spüren heute die Macht der Meinungsmache, die Unterdrückung von Gegenmeinungen, man hört von Plänen, die – schon länger erdacht und vorbereitet – zur Ausführung kommen. Viele erleben das Unrecht an alten Menschen – Stichwort Isolierung – das Unrecht an Kindern – mit unverhältnismäßigen Maßnahmen – und das allgemeine Unrecht des Lockdowns mit all seinen Folgen.

Es sind Fragen, die einfach da sind, mit einer besonderen Wucht und wir stehen vor dem Problem: Wie gehen wir damit um, oder was sagt uns das heutige Evangelium dazu?

 Zwei Versuchungen – der angstvolle Pessimismus und der naive Optimisums

Vor dem Hintergrund dieser Situation gibt es zwei Versuchungen, den angstvollen Pessimismus und den naiven Optimismus.

Die erste Versuchung: Viele Menschen befassen sich mit den Dingen, die geschehen, mit Hintergründen, Theorien, Plänen und Entwicklungen. Obwohl das wichtig und gut ist, kommt aber die Versuchung, so sehr davon vereinnahmt zu werden, darin aufzugehen, dass viele Kräfte gebunden werden, dass man die unmittelbaren Herausforderungen der Gegenwart übersieht und gerade dadurch immer mehr Objekt der Entwicklungen wird, und weniger Subjekt des Handelns ist, also ein angstvoller Pessimismus.

Die zweite Versuchung: Wir verdrängen das Ganze, wie wollen von diesen Hintergründen einfach nichts wissen, obwohl wir im Innersten spüren, dass vieles nicht stimmt oder nicht stimmen kann. Wir achten nur darauf, wie wir in diesem Geschehen gut aussteigen, dass uns niemand ankommt. In unserem egoistischen oder vielleicht sogar narzistischen Sicherheitsbedürfnis machen wir blind alles mit und reden uns ein, dass dann alles schon besser werden wird. Durch diesen naiven, rein weltlichen Optimismus können wir diverse Entwicklungen sogar begünstigen. Wir sind Opfer der Entwicklung und werden leicht auch zu Mittätern.

Mit Realismus, gepaart mit christlicher Hoffnung IHM nachfolgen

Gerade hier könnten wir auch fragen: Was ist die Haltung des Christen in dieser Welt, in dieser Zeit? Oder: Was sagt uns das heutige Evangelium dazu. Welche Antwort gibt uns Jesus?

Ein Christ sollte weder ein angstvoller Pessimist sein noch ein naiver Optimist, sondern ein Realist und erfüllt von der christlichen Hoffnung sein. Ein Christ soll ein Realist sein. Das heißt einerseits erkennen, dass wir Menschen, das jeder von uns Grenzen hat und daher die Illusion der Machbarkeit beiseite lassen, nämlich die Meinung, wir können einfach alles in den Griff bekommen, wenn wir gescheit genug sind, wenn wir die Macht in der Hand haben, wenn wir die richtige Strategie haben. Andererseits sollen wir zugleich alles tun, was in unseren Kräften steht, der ganzen Wirklichkeit, und hier auch der Macht des Bösen, die am Werk ist, ins Auge sehen und in diesen Entwicklungen den nahenden Sieg Christi erkennen. Das heißt alles nüchtern sehen, nicht auf irgendwelche Scheinlösungen hereinfallen, das Mögliche tun und zugleich ganz auf den Herrn hoffen und diese Hoffnung in der Welt verbreiten.

Jesus erwähnt im heutigen Evangelium seine Wiederkunft. Wir Christen dürfen mit Sicherheit glauben, dass der Herr wiederkommen wird. Dieser Wiederkunft werden Erschütterungen vorausgehen, die Jesus selbst angekündigt hat. Wir Christen wissen, dass der Herr den Sieg schon vollbracht hat, nämlich am Kreuz und dass für uns eigentlich nur darum geht, auf seiner Seite zu sein und an diesem Sieg Anteil zu haben, und das schon jetzt in verborgener Weise.

Deshalb dürfen wir die Worte Jesu an Petrus unmittelbar, direkt, für diese Zeit und für jetzt auf uns beziehen. Du aber folge mir nach!!

Jeder von uns darf sich ganz persönlich angesprochen fühlen, d. h. jetzt, heute, an dem Platz, auf dem ich stehe, IHM nachzufolgen.

Ihm nachfolgen heißt, jetzt, heute, mein Kreuz auf ich zu nehmen. Jesus hat uns nicht die Lösung aller Probleme versprochen, sondern die Erlösung. Die Erlöstheit in Jesus gibt uns diesen Realismus, der zugleich mit Hoffnung gefüllt ist.

Mutter Teresa hat einmal gesagt: Für mich ist der Mensch, der mir gerade begegnet, jetzt das Wichtigste auf der Welt. IHM nachfolgen heißt daher auch, dass wir in jedem Menschen IHM begegnen, im alten Menschen, der isoliert wird, im Schüler, der unter ungerechten, überzogenen Maßnahmen leidet, im Unternehmer oder Arbeiter, der um seine Stelle bangt. Ihm nachfolgen, kann bedeuten, dass ich die Arbeit, die heute verrichte, zu seiner Ehre tue. Die kleinste Tätigkeit, in Liebe und zur Ehre Gottes verrichtet, kann ein riesiger Beitrag für das Reich Gottes und den Verlauf der Geschichte sein. IHM nachfolgen kann bedeuten, dass ich die Schwierigkeit, die mir heute begegnet, IHM schenke als geistliches Kapital.

IHM nachfolgen kann, im Blick auf Pfingsten bedeuten,

–       dass ich mich ganz von Geist der Einheit leiten lasse, Einheit mit Gott, Einheit untereinander, dass ich heute, jetzt gleich nach der Messe, einen Versöhnungsversuch starte.

–       dass ich mich vom Geist der Wahrheit leiten lasse und freimütig auch das sage, was man heute nicht sagen sollte.

–       dass ich mich heute von Geist der Stärke leiten lasse und mutig gegen den Strom schwimme.

Liebe Gläubige! Wir feiern morgen Pfingsten. Maria, die Mutter Gottes ist die Braut des Heiligen Geistes. Sie stand unter dem Kreuz und hat dort der ganzen Macht des Bösen ins Auge geschaut und standgehalten, mit Johannes, dem Lieblingsjünger. Maria hat dann mit den Aposteln den Heiligen Geist erbetet. Vertrauen wir uns heute, am Vortag von Pfingsten, ihrem besonderen Schutz an. Sie möge uns helfen, IHM dem Herrn nachzufolgen und uns vom Heiligen Geist leiten zu lassen. Amen.

Ignaz Steinwender

Den österlichen Freimut leben!

                     Predigt in Radio Maria, L: Ag 4,13-21; EV: Mk 16,19-15

                              Samstag, 17. April 2021, Zell am Ziller

Liebe Gläubige! Lieber Hörergemeinschaft von Radio Maria!

Das zweite große Wunder nach der Auferstehung

Im heutigen Evangelium tadelt Jesus die Verstocktheit und den Unglauben der Jünger. Und gleich danach sagt er: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15). Stellen Sie sich das einmal vor! Elf Jünger, noch dazu verstockt und vom Unglauben gezeichnet, in einer entlegenen Provinz des Weltreiches, ohne irgendwelche Mittel, wahrscheinlich waren sie noch Analphabeten, sollen in die ganze Welt hinausgehen und einen Gekreuzigten als Gott verkünden. Eine Gekreuzigten, der für Juden ein Ärgernis, für Griechen eine Torheit, für einen Römer die größte Schande bedeutet. Und diese Jünger führen diesen Auftrag tatsächlich aus. Sie kommen wirklich bis an die Grenzen der Erde, des damaligen Weltreiches, bis Spanien, Persien, Afrika und ihr Wirken ist mit Erfolg begleitet. Wenn man dies bedenkt und dann die Apostelgeschichte liest, dann steht man vor einem Wunder, das ebenso groß zu sein scheint wie das Wunder, das die Apostel verkündeten, die Auferstehung des Herrn.

Die Jünger verbreiten den Glauben trotz bald beginnender Ablehnung und Verfolgung. Und je mehr sie verfolgt werden, desto mehr breitet sich der neue Glaube aus.

Der Freimut – das  Geheimnis dieses Wunders

Wenn wir versuchen, dieses Geheimnis der Ausbreitung der Kirche zu verstehen, dann können wir in der heutigen Lesung eine Antwort finden. Die Führer, die Ältesten und Schriftgelehrten  – so heißt es – sahen den Freimut der Apostel Petrus und Johannes und den Geheilten, der bei ihnen stand. Die Apostel hatten nämlich einen Gelähmten geheilt. Natürlich ist dieses Wunder von Gott geschenkt, aber die Jünger haben dieses Geschenk angenommen und entfaltet, durch ihren Freimut. Denken wir über diese besondere Gabe nach.

Die Jünger verkündeten mit Freimut. Sie haben diesen Freimut nicht gehabt, sondern sie sind freimütig geworden. Durch die Schule beim Meister, durch das Hindurchgehen durch viele Enttäuschungen, durch Versagen und Bewährung und schließlich durch die Begegnung mit dem Auferstandenen.

Im Wort Freimut steckt das Wort frei und das Mut. Die Jünger sie frei geworden, weil die den Herrn, den auferstandenen Herrn gesehen haben. Sie haben den gesehen und hatten jetzt mit dem eine Beziehung, der selbst die Wahrheit ist und ihnen früher gesagt hat: „Ich bin die Wahrheit!“ und: „Die Wahrheit wird euch frei machen!“ Die Jünger haben jetzt eine Beziehung zum Herrn, sie haben von ihm dieses neue Leben empfangen. Sie haben das tiefe Bewusstsein dieses neuen Lebens, sie haben vollkommene innere Klarheit, sie sind jetzt in der Lage, wirklich und entschieden dem Bösen zu widersagen. Deswegen sind jetzt ganz in der Freiheit der Kinder Gottes.

Und genau diese Erkenntnis gibt ihnen jetzt den Mut, für diese Freiheit, für den geliebten Herrn alles zu geben. Sie haben den Herrn gesehen, der die Liebe selbst ist. Er zeigte ihnen die Wundmale. Die Liebe ist der eigentliche Motor für ihr mutiges Auftreten. Die Jünger waren so fasziniert vom Herrn, dass sie für ihn alles gaben. Sie waren nicht mehr versuchbar mit der Macht, mit der Ehre und auch nicht mit irdischen Annehmlichkeiten. Alles das bedeutete ihnen nichts im Vergleich zur Gemeinschaft mit dem Herrn.

Der Mut der Jünger hat sich besonders gezeigt in den Verfolgungen durch die Juden und dann durch die Römer.

So haben sie sich von den Juden nicht verbieten lassen, den Glauben zu verkünden und waren bereit dafür zu leiden. Es gibt eine faszinierende Stelle in der Apostelgeschichte, wo die Apostel angeklagt und schließlich ausgepeitscht wurden. Es heißt dann: „Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden (Ag 5,41). Diese Bereitschaft zu leiden hat ihre Botschaft besonders anziehend und die Verkündigung wirksam gemacht.

Es gab dann auch Verfolgungen, weil die ersten Christen nicht bereit waren, dem Kaiser göttliche Verehrung entgegenzubringen. Die Scheidung der Geister fand beim sogenannten Kaiserkult statt. Die Menschen waren angehalten, dem Kaiser Weihrauchkörner zu streuen. Die Christen haben zwar dem Kaiser gedient, sogar für ihn gebetet, aber hier war eine Grenze. Diese Form der Unterwerfung, eine Art göttliche Verehrung, leisteten sie nicht. Sicher gab es einige, die sagten: Ich kann ja als guter Christ leben, das tut doch nichts, wenn ich die paar Weihrauchkörner streue! Nein, hier war für die Bekenner die Grenze. Nur Gott gebührt göttliche Verehrung und Anbetung.

Die Früchte des Freimutes – Beispiel Johannes Paul II

Der Freimut der Jünger und ersten Christen brachte viele Früchte. Zum einen bewirkte er, dass sich das Evangelium verbreitete, es entstanden lebendige Christengemeinden die den Glauben mitten in der heidnischen Umwelt lebten. Überall, wo mit Freimut gesprochen wurde, entstanden Klarheit und Hoffnung.

Der Freimut verlieh den Verkündern selbst eine besonders Lebensfülle, innere Festigkeit und verlieh ihnen Anziehungskraft.

Am heutigen Tag, d. h. am Samstag vor dem Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit ist vor 16 Jahren (damals war es der 2. April) der heilige Papst Johannes Paul II. in Rom verstorben. So ist heute sozusagen liturgisch sein Todestag. Dieser Heilige hatte im besonderen diesen Freimut.

Johannes Paul II. studierte in seiner Heimat Polen währen der NS-Zeit unter Lebensgefahr. Viele seiner Freunde wurden in dieser Zeit umgebracht. In der Zeit des Kommunismus wirkte er als Priester und Bischof, indem freimütig den Glauben verkündete. Johannes Paul II. hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Kommunismus im Osten zusammenbrach, als Papst hat er marxistische Revolutionen in Lateinamerika verhindert, im Westen wurde er auch von kirchlichen Kreise heftig angegriffen und in seinem Wirken behindert. Mit der starken Opposition von Medien und kirchlichen Kreisen gegen ihn im Westen hängst es wohl auch zusammen, dass wir gerade in eine neuartige, sehr subtile Form von Kommunismus hineinzugleiten scheinen.

Gelehrte haben nachgedacht, warum Johannes Paul II. ein so bedeutende Rolle spielte beim politischen Umsturz im Osten. Zum einen war er als Philosoph tief davon überzeugt, dass nur die Wahrheit ein Sein hat und dass ein Lügengebäude wie der Kommunismus früher oder später von selbst zusammenbrechen müsse. Als Bischof hat er in Polen bei vielen besonderen Gelegenheiten vor allem bei Wallfahrten immer auf die große Heiligen der polnischen Geschichte hingewiesen. Dieser Hinweis auf diese freimütigen Gestalten hat im Volk das Selbstbewusstsein geweckt, den Willen zur Freiheit gefördert und ihnen vermittelt, dass sie eine große Würde haben. Dieses Bewusstsein hat dem Volk dann den Mut gegeben, gegen den Kommunismus aufzustehen und eine neue Ordnung zu etablieren. Das Portrait dieses großen Heiligen in Verbindung mit der Reliquie von ihm in der Pfarrkirche kann uns auch helfen, in schwierigen Situationen einen wahrhaft christlichen Freimut zu erbitten.

Nach Freimut streben

Wenn wir so über den Freimut nachdenken und Beispiele betrachten, dann sollten wir auch darüber nachdenken, wie wir selbst freimütig oder freimütiger werden können. Wichtig ist es einmal, dass wir das Edle und Schöne an dieser Haltung erkennen, dass sie uns erstrebenswert wird, dass wir fasziniert werden von Beispiel der Heiligen und dass wir Abscheu entwickeln von der Feigheit, der Schlauheit und der verbreiteten Rückgratlosigkeit. Die Erlangung des Freimutes kann man auch fördern, indem man die Wahrheit um ihrer selbst Willen sucht. Viele Leute suchen nur mehr eine Selbstbestätigung oder eine Rechtfertigung für ihr Tun, dadurch bleiben sie in der Wahrheitserkenntnis stecken. Der wirklich Suchende disputiert gerne mit Andersdenkenden und freut sich, wenn er seinen Standpunkt durch neue Erkenntnisse ändern oder vertiefen kann. Der Freimut kann auch erworben werden durch eine gute Erziehung und vor allem auch durch Übung. Es ist ein geistliches Gesetz: Wann immer jemand mutig ist und z. B. gegen den Zeitgeist Stellung bezieht, dann bekommt er eine übernatürliche göttliche Kraft. Wenn dies eine Gewohnheit wird, dann wird der Mensch innerlich immer stärker, integrer und bekommt eine wahre Ausstrahlung.

Der Barmherzige schenkt Freimut

Im Evangelium vom morgigen Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit zeigt der Auferstandene Herr seinen Jüngern die Wundmale. Diese sind die tiefste Identität des Meisters. Er zeigt sie den Jüngern, damit sie an die Auferstehung glauben können, damit sie die Bedeutung des Leibes in der Heilsordnung verstehen, damit sie seine Barmherzigkeit erfassen und selbst barmherzig werden können. Er zeigt ihnen die Wundmale, damit sie ihn nicht wieder verwunden. Die Wundmale das Herrn erinnern uns ganz dramatisch, dass ER mitleidet, wenn alte Menschen eingesperrt werden, wenn Kinder in Schulen traumatisiert werden und wenn den Arbeitenden die Grundlage entzogen wird. Die Wundmale erinnern uns an die Worte Jesus: „Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!“

Wenn wir jetzt Messe feiern, dann tritt der barmherzige Gott verborgen in unsere Mitte herein. Er ist da, er gibt sich uns, er schenkt jedem von uns, der sich öffnet, den Freimut der Apostel. Amen.

Schluss mit dem Lockdown – Heimgehen zum Vater

Predigt für Radio Maria am 6.3.2021

Liebe Gläubige! Lieber Hörergemeinschaft von Radio Maria!

Im heutigen Evangelium haben wir das Gleichnis vom sogenannten verlorenen Sohn gehört, man könnte es auch das Gleichnis vom barmherzigen Vater nennen.

Geistlicher und materieller Lockdown

Der jüngere Sohn verlangt vom Vater sein Erbteil und geht in die Fremde. Was ist in diesem Menschen vorgegangen? Der verlorene Sohn wollte nicht mehr zu Hause bleiben. Er wollte mehr vom Leben haben, oder sagen wir eben etwas vom Leben haben. Er hat nicht mehr geschätzt, was er zu Hause beim Vater hatte. Er hat nicht mehr erkannt, dass er eigentlich alles hatte. Man könnte sagen: Schon vor dieser Entscheidung ist das eigentlich Entscheidende geschehen, ein geistlicher Lockdown. Der verlorene Sohn hat sich innerlich vom Vater entfernt. Er war zwar zu Hause, aber er hat nicht mehr realisiert, dass er wirklich alles hatte. So erlag er eine Täuschung. Er wollte etwas vom Leben, nicht mehr die Fülle des Lebens.

So ging er von zu Hause weg und stürzte sich in das neue, scheinbar freie Leben. Jetzt versuchte er, mit dem Vermögen des Vaters das Leben zu genießen. Dem geistlichen Lockdown folgte nun der materielle. Er lebte von der Substanz des Vaters und verbrauchte diese. Als alles aufgebraucht war, war das Vermögen und die neue Freiheit dahin. Der verlorene Sohn landete in der Sklaverei, in der bitteren Not.

Da ging er in sich

Und jetzt geschieht etwas Entscheidendes. Es heißt im Evangelium: Da ging er in sich. Der verlorene Sohn macht eine Gewissenserforschung. Jetzt denkt er nach, über zu Hause, über den Vater, über sein Verhalten gegenüber dem Vater. Plötzlich wird ihm bewusst, dass er zu Hause eigentlich alles hatte. Es wird ihm deutlich, dass das, was er suchte, dieses etwas, viele weniger war als die Fülle zu Hause. Es wird ihm klar, dass er seine Not selbst verschuldet hat. Er erkennt, ich habe gegen den Vater und gegen den Himmel gesündigt. Es wurde ihm klar, dass er seine Würde verloren hatte. Es erkannte, dass sein Vater gut war. Jetzt geschieht in seinem Inneren eine Wende. Er überwindet seinen Stolz, er entschließt sich, nach Hause zu gehen. Was er nicht zu hoffen wagt, ist, dass der Vater ihn mit überschwänglicher Freude erwartet, weil er nur eines im Sinn hat, dass sein Sohn wieder lebt.

Da ging er in sich. Diese Worte haben noch eine weitere Dimension. Der Vater hat ihn unsichtbar gezogen. Weil er zu Hause wartete, weil er oft in die Ferne blickte, weil er darunter litt, deshalb hat er unsichtbar seinen Sohn angezogen. Sein Gebet, sein Warten, sein Leiden waren wie eine unsichtbare Kraft, eben eine Gnade, die dem Sohn ermöglicht haben, in sich zu gehen, den Stolz zu überwinden und sich auf den Heimweg zum Vater zu machen.

Der verloren Sohn – Bild für heute

Im verlorenen Sohn können wir uns selbst erkennen, als Menschen, die immer wieder versucht sind, von der Fülle, der katholischen Ganzheit wegzugehen und etwas, das weniger ist, zu erstreben. Es ist ein Bild für die Fastenzeit, die uns anregt, wieder ganz zum Vater zu gehen, um zu Ostern die Freude über die Fülle bei ihm neu zu erleben.

Es kann aber auch ein Bild sein für den Menschen der Neuzeit. Man könnte die letzten 500 Jahre als ein sich Entfernen des Menschen von Gott erkennen. Zunächst eine innerliche Entfernung, dann immer mehr auch eine äußerliche Entfernung, eine Säkularisierung der Gesellschaft bis hin zur Selbstsäkularisierung der Kirche.

Der Mensch ist immer mehr an die Stelle Gottes getreten, er glaubte immer mehr, er macht alles selbst, er kann alles selbst und er darf alles. Es wurde viele Fortschritte gefeiert, die überwiegend auf dem Nährboden der christlichen Substanz wuchsen. Man hat von der christlichen Substanz gelebt, aber zugleich immer mehr geistig von ihren Wurzeln Abstand genommen. Die neuen Freiheiten wurden immer mehr eine Freiheit von Gott. Dieser geistliche Lockdown ist mit der gegenwärtigen Krise zu einem Höhepunkt gelangt und droht nun auch in einen materiellen Lockdown zu münden. Drei Beispiele mögen dies verdeutlichen:

  • Gestern hörte ich von einer Pfarrgemeinderätin: Eine Kinderärztin erzählte ihr, dass sie schlaflose Nächte habe, weil immer mehr Kinder mit schweren psychischen Problemen, verursacht durch Coronamaßnahmen in den Schulen, kommen. Sie sei ganz verzweifelt, weil sie mit Kollegen bei den Behörden auf taube Ohren stoße.
  • Beim einem Trauergespräch sagt mir nicht unlängst jemand unter Tränen. Ich wollte im Krankenhaus meinen sterbenden Verwandten besuchen. Ich kam fünf Minuten zu spät zum Test. So musste ich vor der Türe stehen bleiben, während drinnen mein Verwandter alleine starb.
  • Mancher Unternehmer hat mir in letzter Zeit vermittelt, wie deprimierend es sei, wenn man zusehen müsse, wie das, was sie und ihre Eltern in jahrzehntelanger Arbeit aufgebaut haben, von Monat zu Monat dahinschwinde.

Jetzt ist es Zeit, in sich zu gehen

Liebe Gläubige! In dieser Zeit der fast täglich wachsenden Nöte haben viele Menschen, ich glaube sogar, jeder von uns und ich auch, eine ganz große Sehnsucht, dass sich das ändert, dass es besser wird, dass Zwänge beseitigt werden, dass wir wieder normal, menschlich leben können. Es gibt jedoch unterschiedliche Auffassungen, wie das geschehen soll.

Viele lenken diese Sehnsucht jetzt ganz darauf, dass diese oder jene Möglichkeiten wieder eröffnet werden, dass es wieder wird, wie vorher. Viele sind bereit alles zu tun, alles in Kauf zu nehmen, blind allen Anordnungen zu gehorchen, in der Hoffnung, dass dieses oder jenes wieder möglich wird. Aber, liebe Gläubige. Wenn es keine wirkliche Umkehr gibt, dann werden wir noch viel tiefer in die Krise gleiten.

Der verlorene Sohn – um dieses Gleichnis wieder aufzunehmen – ist nicht zurückgekehrt in das liederliche Leben, sondern er ist ganz umgekehrt, zum Vater. Es braucht jetzt eine wirkliche Umkehr. Wir müssen erkennen, dass wir vorher von der Substanz gelebt haben, wir sollen erkennen, dass wir vorher nicht mehr wirklich frei, sondern schon mehr Sklaven des Materialismus waren, wir müssen erkennen, dass wir selbst es nicht schaffen können und auch nicht schaffen werden.

Als Tiroler sollten wir uns wieder einmal erinnern, dass unsere Vorfahren einen in der Geschichte einmaligen, edlen Freiheitswillen hatten und – im Widerstand gegen Napoleon – eine Wende in Europa eingeleitet haben. Dieser Freiheitswille kam letztlich wohl aus einer tieferen geistlichen Quelle, nämlich der Herz-Jesu-Verehrung und dem Bund des Landes mit dem Heiligsten Herzen Jesu. Wer in der Herz Jesu blickt und es gläubig verehrt, der dringt in das innere Wesen Gottes, in das Geheimnis der Liebe und der Barmherzigkeit Gottes ein und wird dadurch selbst verwandelt. Daraus entsteht ein unglaublicher christlicher Freiheitswille, der alle Furcht ablegt und bereit ist, alles zu opfern. Wer das Herz Jesu verehrt, dessen Herz wird geformt.

Bei der letzten Radio-Maria- Messe haben wir auch nachgedacht darüber, dass das Land Tirol für viele zum Sündenbock geworden sind. Jetzt sind wir noch eine Stufe tiefer gefallen. Ein Bezirk des Landes ist von der EU zum Versuchsobjekt, die Menschen für ein Forschungsprojekt „erwählt“ worden. Sind wir nicht dabei, unsere Seele zu verkaufen?

Die Heimkehr zum Vater

Ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen, sondern eine Alternative vorschlagen, die Wiederentdeckung der Herz-Jesu-Verehrung, die Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens, die wahre Heimkehr zum Vater, das, was eigentlich Programm jeder Fastenzeit ist. Der Heilige Petrus Canisius, der Patron der Diözese Innsbruck, hat seinerzeit vom Papst den Auftrag bekommen, nach Deutschland zu gehen und dort den katholischen Glauben, der völlig darniederlag und wo man schon alles als verloren glaubte, wieder zu entfachen.

Bevor er sich auf den Weg machte, betete er im Petersdom bei den Apostelgräbern zu Gott. Dabei hatte er eine Herz-Jesu-Vision. Er durfte in das offene Herz des Erlösers blicken und der versprach ihm für sein Wirken ein Kleid, dreifach gewirkt aus Friede, Liebe und Beharrlichkeit. Wir wissen, wie segensreich dieser Heilige vor allem auch in Tirol gewirkt hat und was in diesem Land durch die Herz-Jesu-Verehrung alles möglich wurde. An ihm erkennen wir auch, dass für Gott nichts unmöglich ist, wenn sich ein einzelner Mensch ganz in seinen Dienst stellt.

Bitten wir heute an dieser Stelle für uns selbst, für Tirol, für unser Österreich und auch für Deutschland um dieses Kleid aus Friede, Liebe und Beharrlichkeit, bitten um die Gnade wirklich in uns gehen zu können, wirklich umzukehren und zum Vater zurückzugehen.

Heute ist Herz-Mariensamstag. Maria war mit ihrem Herzen dem Herzen ihres Sohnes am nächsten. Erbitten von ihr den mütterlichen Schutz für diese Umkehr, für einen Neubeginn, für unseren Weg nach Ostern. Amen.

Der Herr hat Mitleid mit uns

Predigt für Radio Maria

Samstag 5. Wo, 13. Februar 2021

   L: Gen 3,9-24; Ev: Mk 8,1-10

Liebe Gläubige!

„Ich habe Mitleid mit diesen Menschen“, sagt Jesus im heutigen Evangelium, und er ergänzt: „Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie unterwegs zusammenbrechen.“ An anderer Stelle der Heiligen Schrift heißt es: Der Herr hatte Mitleid mit ihnen, denn sie waren wie Schafe ohne Hirten. Weil Jesus Mitleid hat mit den Menschen, vollbringt er dann das Wunder der Brotvermehrung. Und dieses Wunder ist ein Zeichen für ein noch größeres Wunder, dass der Herr vollbringen und auf Dauer einsetzen wird, das Wunder der Brotverwandlung, aus der jene Speise hervorgeht, die wir für den Weg in die Ewigkeit brauchen,  damit wir auf diesem Weg nicht zusammenbrechen. Wir könnten ergänzen. Jesus ist Mensch geworden, weil er Mitleid mit den unerlösten Menschen hat, er ist Mensch geworden, um das noch tiefere Leid der Unerlöstheit zu beenden.

Adam und Eva, die unerlösten Menschen

In der heutigen Lesung haben wir vom tieferen Grund dieser Not des Menschen gehört. Adam und Eva haben durch den Ungehorsam, durch die Sünde das Paradies verloren. Es wird dann geschildert, wie sich das auswirkte, worin sozusagen die Unerlöstheit des Menschen besteht.

Erstens: Adam und Eva verstecken sich vor Gott. Sie sind verwundbar geworden, verletzlich. Sie haben das schlichte Vertrauen, die Geborgenheit, die Einheit mit Gott und auch untereinander verloren.

Zweitens: Sie haben Angst vor Gott. Damit kommen auch viele andere Ängste auf. Sie verlieren die innere Ruhe, die Klarheit, die Sicherheit geht verloren. So zieht die Angst ein.

Und Drittens: Adam und Eva schieben die Schuld auf andere. Eva gibt der Schlange die Schuld. Adam beschuldigt sogar Gott und sagt: Die Frau die du mir gegeben hast, hat mich verführt.

Erlöst oder unerlöst heute?

Wenn wir heute einen Blick in unsere Gesellschaft werfen, dann können wir uns fragen. Sind wir wirklich erlöste Menschen oder sind nicht die Merkmale der Unerlöstheit heute nicht mehr präsent als je? Haben wir die Erlösung nicht angenommen oder die Erlöstheit aufs Spiel gesetzt? Scheint nicht die Unerlöstheit heute allgegenwärtig zu sein?

Da könnte man sich heute fragen:

Erstens: Sind wir nicht dabei, uns zu verstecken, voreinander, vor Gott. Wenn man immer mehr Menschen auch auf der Straße begegnet, die ihr Gesicht verbergen, dann hat das natürlich einen medizinischen oder epidemiologischen Grund, und doch stellt sich die Frage: Hat das nicht auch eine geistige, ja geistliche Komponente, oder eben einen symbolischen Charakter. Im Gesicht des Menschen kann das Ebenbild Gottes zum Vorschein kommen und aufleuchten. Im Gesicht des Menschen entdecken wir das Person-Sein, die Einmaligkeit, die Individualität. Wenn der Mensch sein Gesicht verbirgt, kann das nicht einen Gesichtsverlust ausdrücken oder auch bewirken. Wenn wir immer weniger oder seltener Menschen begegnen, wo das Ebenbild Gottes hervorleuchtet, verlieren wir dann nicht dieses Bewusstsein, auch das Person-Sein des Menschen?

Das zweite ist die Angst. Greift die Angst heute nicht noch viel mehr als das Virus um sich. Werden Ängste vor dem Verlust irdischer Dinge nicht immer mehr zum Maßstab für das Handeln von Menschen. Ergreifen Ängste nicht zunehmend Besitz von Menschen, beeinflussen das Denken und verhindern vernünftige Entscheidungen?

Das Dritte ist das Phänomen, die Schuld auf andere zu schieben. Ich erinnere mich an ein Kamingespräch, das ich mit Günter Nenning einmal arrangiert habe. Günter Nenning war eine schillernde Journalistengestalt, der im Alter eine gewisse Sympathie oder Hinwendung zu Johannes Paul II. fand.  Er sagte damals bei diesem Gespräch: Der liberale Mensch braucht immer jemanden, den er verfolgen kann. Einfacher ausgedrückt heißt das, je mehr die Menschen Gott aus den Augen verlieren, desto mehr müssen sie sich gegenseitig für alles verantwortlich machen. Der unerlöste Mensch braucht für alles einen Sündenbock.

Vorgestern bin ich nach Salzburg gefahren, um einen ehemaligen Kollegen, einen Gendarmerieoberst und seine Frau zu begraben. Nach fast 69 Ehejahren sind sie beinahe gemeinsam gestorben. Ich hatte noch einen Termin in einem Kloster. Auf dem Weg bekam ich dann ein Mail von der Sekretärin, die mir schrieb, dass ein Anruf kam, ich kann nicht kommen, weil ich ein Tiroler bin. In den letzten Tagen sind die Tiroler irgendwie zum Sündenbock gestempelt worden. Im Internet, im Fernsehen, in Zeitungen gab es manch beleidigende, spöttische Anmerkungen und dann eben drastische Maßnahmen von Wien. Selbst Andreas Hofer wurde genannt. Manche fragen sich jetzt: Warum gerade Tirol, das „Heilige Land Tirol“? Inzwischen ist noch das mehr atheistische Tschechien als Sündenbock dazugekommen.

Ich denke oft über dieses wunderschöne Land nach, bin fasziniert von der großen Geschichte, vom damaligen Freiheitswillen der Tiroler. Ich denke an die Herz-Jesu-Verehrung. Viele Schätze, die wir heute noch haben und teilweise pflegen, kommen aus dieser Geistigkeit. Oder: Wenn man bedenkt, dass der Beginn vom Ende Napoleons und der damalige Beginn eines neuen Europas auch mit Tirol zu tun hat, mit dem auch religiös motivierten Freiheitswillen eines kleinen Volkes?

Ich denke aber auch über schmerzliche Dinge nach. Wenn man nach Tirol gekommen ist, und begrüßt wurde mit Grüß Göttin, was ist mit der eigentlichen Herz-Jesu-Verehrung? Ist nicht von der Hauptstadt Tirols irgendwie ein Aufbegehren ausgegangen gegen den großen Heiligen Johannes Paul II., gegen die traditionelle Lehre der Kirche? War nicht früher der Stolz auf den Glauben der Väter ein Merkmal dieses Landes, trotz Spott und Hohn? Wurde nicht gerade in diesem Land im Namen der Freiheit der Kunst ein Korpus Christi in der Fastenzeit instrumentalisiert?

Und jetzt wird dieses Land Zielscheibe von Spott?

Jesus hat Mitleid mit uns!

Gegenwärtig können wir vieles, was geschieht, nicht einfach ergründen. Aber an eines können oder sollen wir besonders denken:  Jesus hat Mitleid mit uns. Er gibt uns, was wir brauchen auf unserem Weg zur Ewigkeit, wenn wir zu ihm kommen. Die Zeit drängt zu einer Entscheidung. Jeder Christ, aber auch jedes Land oder jede Nation ist zur Entscheidung gerufen.

Einerseits gilt es, alle Kräfte zu mobilisieren, um die Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen. Andererseits kann das nur möglich werden, wenn ein geistiger Grund, eine Basis dafür da ist. Es geht doch darum, dass wir unsere Erlöst-Sein erkennen, annehmen und als erlöste Menschen leben. Das heißt wir sollen uns nicht aufregen, nicht beleidigt sein, allen Neid und alles, was mit dem alten Menschen zu tun hat, überwinden und wirklich als erlöste Menschen leben.

Vor allem sollen wir drei Dinge beachten:

Erstens:  Zu Ihm, zum Herrn gehen, der Mitleid mit uns hat. Sich nicht vor Gott verstecken, sondern sich ihm wirklich zuwenden, das heißt umkehren und die eigene Schuld erkennen und bekennen und Vergebung suchen.  Auf Tirol bezogen, könnte man ergänzen. Den wahren Tiroler Stolz, den Stolz auf den Glauben der Väter wieder neu entdecken.

Zweitens: Die Angst vor Gott und andere Ängste überwinden durch die Gottesfrucht, die eine Gabe des Heiligen Geistes ist. Die Gottesfurcht, diese Achtsamkeit auf Gott, auf seine Gebote, auf die Heiligkeit des Lebens und Heiligkeit des Kultes führt zur Weisheit und vollendet uns in der Liebe.

Drittens: Aufhören ständig Schuldige zu suchen und nicht die Hoffnung allein auf Menschen setzen. Mit menschlichen Maßnahmen allein und mit unserer Gescheitheit allein werden es nicht schaffen. Wir brauchen auch die geistlichen Mittel. Dazu gehört: Die Schuld, das Unrecht und vieles, was heute da ist, sühnen. D. h. durch Gebet, Fasten, durch gute Werke und die Feier der Sakramente tilgen. Als erlöste Christen brauchen wir keinen Sündenbock, weil Gott selbst, Jesus Christus, für uns zum Sündenbock geworden ist. In der Messe wird das wirksam. Dort können wir ihm alles geben, die Sorgen, die Sünden, die Angst, unser ganzes Leben. Er verwandelt alles, er wandelt unsere Herzen, dass wir neue, freie, frohe Menschen sein können.

Liebe Gläubige: Der Herr hat Mitleid mit uns. Der Herr hat uns Maria zur Mutter gegeben. Ihr unbeflecktes Herz führt uns zu seinem Herzen. Der Heilige Vater hat uns für dieses Jahr besonders den Heiligen Josef, unseren Landespatron empfohlen. Bei ihm finden wir wirklichen Schutz. Der Heilige Petrus Canisius, der vor 500 Jahren geboren wurde und in unserem Land segensreich gewirkt hat, erinnert uns: Das Herz des Erlösers ist immer für uns offen. Gehen wir jetzt durch die Messfeier, das Sühneopfer des Herrn, zu IHM. Amen.

Der Prophet Jona heute

3. Sonntag im Jahreskreis, 24. Jänner 2021, Zell am Ziller

         (Ev.: Mk1,14-20; L.: Jona3,1-5.10; 1 Kor 7,29-31)

Die heutigen Lesungen scheinen sehr unterschiedlich zu sein.

Da ist einmal der Prophet Jona, der durch die riesige Stadt Ninive geht und die Zerstörung der Stadt in 40 Tagen ankündigt.

Dann ist der Apostel Paulus, der sagt: „Die Zeit ist kurz (…) die Gestalt dieser Welt vergeht“ und in fast stoischer Weise eine christliche Gelassenheit lehrt.

Und dann Jesus, der das Reich Gottes ankündigt, zur Umkehr aufruft und zur Nachfolge einlädt.

Was sagt uns Jona heute?

Der Bericht vom Propheten Jona enthält wichtige Aussagen und ist vielleicht auch provokant für heutiges Denkenx, sogar in der Kirche. Man könnte zunächst fragen: Was wäre gewesen, wenn die Menschen in Ninive nicht umgekehrt hätten? Wie wäre Ninive zerstört worden? Bernhard von Siena hat geschrieben, dass Gott auf dreierlei Weise straft. Er bestraft die Lust mit Seuche, die Habgier mit Hunger und den Stolz mit Krieg. Man könnte auch die Frage stellen: Gibt es heute für unsere Zeit einen Jona? Bräuchten wir nicht einen Jona? Oder: Haben wir vielleicht schon einen Jona gehabt, aber nicht auf ihn gehört?

Mir kommt da sofort Papst Johannes Paul II. in den Sinn, von dem wir eine Reliquie auf dem Seitenaltar verehren dürfen. Ich verdanke ihm sehr viel und auch die Pfarre Zell verdankt ihm sehr viel, worauf ich jetzt nicht eingehen kann. Johannes Paul II., der zwei Diktaturen erlebt und überlebt hat, hatte eine tiefes Gespür für die Freiheit und Würde des Menschen. Er hat immer wieder bei vielen Gelegenheiten betont: Es braucht eine Neuevangelisierung Europas. Der Glaube muss wieder neu in seiner Tiefe entdeckt, gehoben und gelebt werden. Johannes Paul II. hat drei mal Österreich besucht. Als er in Kärnten war, hat er lobend erwähnt, dass die Kärntner 1000 Kirchen haben. Dann hat er aber hinzugefügt: „Wenn ihr den Glauben nicht erneuert, werden die Ruinen von Euch künden.“

Viele Menschen betrachten die heutige Zeit, die Vorgänge besonders rund um die sogenannte Coronakrise und fragen sich: Ist das Schicksal? Ist das Zufall? Hat das in der Vorsehung Gottes einen Platz? Ist es einfach eine Prüfung? Oder ist es die Folge von etwas?

Wenn man an Jona und an Ninive denkt, dann könnte man kritisch die Frage aufwerfen: Geschieht nicht heute, vor unseren Augen irgendwie das, was Jona den Bewohnern von Ninive angekündigt hat, nämlich eine Zerstörung – eine Zerstörung, und zwar nicht durch die Pandemie, sondern durch die Reaktionen darauf, also eine Selbstzerstörung?

Weil wir nicht umkehren, weil wir die Propheten wie z. B. Johannes Paul II. oder Erzbischof Georg nicht gehört haben, sind wir uns selbst überlassen. Wir haben den Blick für des Wesentliche aus den Augen verloren, sind verblendet und handeln daher selbstzerstörerisch. Gott überläßt den Menschen sich selbst, als Strafe dafür, weil der Mensch sich von ihm abgewandt habt.

Ist es nicht selbstzerstörerisch, wie man jetzt die Wirtschaft herunterfährt, eine florierende Wirtschaft, die in Jahrzehnten und vielen Opfer aufgebaut wurde, wird aufs Spiel gesetzt. Ist es nicht irgendwie selbstzerstörerisch, wenn unser gutes Schulsystem über Monate mehr oder weniger lahmgelegt wird? Ist es nicht selbstzerstörerisch, wenn ein Großteil des Kulturbetriebes, des Vereinslebens und vieler sozialer Dinge, die den Menschen Lebensfülle geben, einfach heruntergefahren werden? Und der Gipfel davon: Ist es nicht selbstzerstörerisch, wenn man jetzt völlig unverhältnismäßig gerade jene geistlichen Mittel beschränkt, die in einer Krise wichtige Heilsmittel wären. Keine öffentlichen Messen, keine Taufen und weitere Beschränkungen. Wäre es nicht gerade jetzt wichtig, diese Dinge zu verstärken, zu intensivieren und Pfarre und Gläubige dazu zu ermutigen? Verhalten wir uns da nicht wie ein Patient, der sich gegen den Arzt wehrt und diesen aus seiner Nähe verbannt?

Ein bedeutender Historiker schrieb über das Thema Gottes Gericht in der Geschichte. Es ist ein Zeichen der Strafe Gottes, dass die Menschen, je näher die Strafe Gottes rückt, umso mehr die Idee, dass Gott strafen könnte, verwerfen. Vor allem ist es dramatisch, wenn die Hirten eine mögliche Strafe Gottes leugnen. Wenn Menschen nicht umkehren, straft Gott, indem er ihnen, wie der Heilige Bernhard betont, zuerst die Führer und auch die Engel entzieht, dann nimmt er ihnen das Licht der Wahrheit und schließlich läßt er sie in die Hände der eigenen Laster fallen, die sie in den Abgrund führen.

Was lehrt uns der Apostel Paulus?

Der Apostel Paulus lehrt uns eine gewisse christliche Gelassenheit, die jedoch viel mehr ist, als eine stoische Gelassenheit. Wenn er sagt, die Zeit ist kurz (…)  die Gestalt der Welt vergeht und dazwischen einfügt, wir sollen die Welt nutzen, als ob wir es nicht täten, weinen, als ob wir nicht weinten etc., dann ermahnt er uns, nicht in der Welt aufzugehen, nicht im Vergänglichen stecken zu bleiben, sondern die Welt als Ort zu sehen, wo wir lernen, wirklich leben und lieben sollen. Als Mittel, Gott näher zu kommen, als Möglichkeit, sich für die Ewigkeit vorzubereiten, in der Liebe zu wachsen und nicht nur etwas vom Leben zu haben, sondern das Leben selbst, das ewige Leben zu ergreifen.

Jesus, der eigentliche, der neue Jona

Jesus sagt uns heute: Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Diese Umkehr ist jetzt, gerade in dieser Zeit ein Gebot der Stunde. Jesus ist zeitlos, der eigentliche Jona. Umkehr und Glaube an IHN ist die Not-wendige Antwort auf die gegenwärtige Krise. Was jetzt geschieht und in Zukunft geschehen wird, hängt zutiefst und zuallererst davon ab, ob wir umkehren, an IHN glauben und uns ganz auf IHN und unser ganzes Heil ausrichten.

Und es ist ein faszinierender Gedanke, dass jeder von uns ein Gerufener ist, gerufen, das Reich Gottes in seinem Leben, in seiner Umgebung zu verwirklichen. Das Reich Gottes ist da, mitten in der Krise, mitten in selbstzerstörerischen Vorgängen. Am Ende wird die Kirche (mit jenen, die wirklich umkehren) als strahlende Siegerin hervorgehen.

Wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann sind wir an dem Ort, wo wir schon jetzt im Reich Gottes stehen. Wir sind an der Quelle des wirklichen Lebens und der Liebe. Wir sind an dem Ort wo wir, die Kirche, das Reich Gottes aufgebaut werden, wo wir einen Vorgeschmack dessen haben, was wir für unsere lieben Verstorbenen im Himmel erbitten. Amen.

Freuet euch zu jeder Zeit!

Predigt zum 3. Adventsolltag, 12. Dez. 2020

Liebe Gläubige! Liebe Kinder!

Der heutige Sonntag, der dritte Sonntag der Adventzeit wird auch „Gaudete“ genannt, d. h. freuet euch! An diesem Sonntag sollen wir im Blick auf Weihnachten eine Vorfreude in uns wecken, eine Freude die im Grunde genommen unser ganzes Leben kennzeichnen soll, die Freude darüber, dass wir Gott entgegengehen. Der Apostel Paulus sagte den Thessalonichern und sagt uns heute genau das mit den Worten:  Freuet Euch zu jederzeit! (vgl. 1 Thess, 5,16-24).

Ist das überhaupt möglich, zur Freude auffordern? Kann man einfach jemandem sagen, er solle sich freuen? Noch dazu, wo es heute sehr viel Leid, Ungewissheit, Bedrängnisse und Sorgen gibt?

Freud und Leid sind zwei Wirklichkeiten im Leben jedes Menschen. In beiden Fällen ist es wichtig, dass wir sie miteinander teilen. Geteilte Freude ist eine vermehrte Freude, geteiltes Leid ist etwas zutiefst Christliches.

Wenn man über die Freude nachdenkt, kann man verschiedene Unterscheidungen vornehmen. Es gibt zum Beispiel viele Arten von Freude. Es gibt z. B. Gaumenfreuden, Spielfreuden, menschliche Freuden im Miteinander, es gibt kulturelle Freuden, geistige Freuden und auch geistliche Freuden. Man könnte auch eine andere Unterscheidung machen und sagen: es gibt Freuden, die man konsumieren kann und es gibt Freuden, die die Frucht von etwas sind, die einen tieferen Grund haben und daher auch besondere Wirkungen. Gemachte oder konsumierte Freuden sind kaum von Dauer, sie führen nicht in die Tiefe, oft sind sie gar ein Weg zu einer inneren Leere.

Gründe für eine geistliche Freude

Der Apostel Paulus kann sagen: Freuet Euch jederzeit, weil er im Anschluss an diese Aussage viele Dinge anführt, die – wenn wir sie genauer betrachten – Gründe bilden für eine geistliche Freude. Darüber möchte ich mit Euch nachdenken. Den Thessalonichern und uns sagt der Apostel:

Betet ohne Unterlass! Wer betet, spricht mit Gott, er kommt Gott näher, er ist in Gemeinschaft mit ihm, das ist der tiefste Grund geistlicher Freude. Gott ist da! Ich brauche nichts mehr zu fürchten. Ich freue mich jeden Tag darüber, dass wir eine ewige Anbetung haben, dass immer jemand vor dem Herrn ist und dadurch ein Grund da ist zur Freude, die von diesem Ort ausstrahlt.

Dankt für alles! Der dankbare Mensch sieht die tiefere Wirklichkeit. Er sieht, dass er Empfänger vieler Wohltaten ist. Weil nichts selbstverständlich ist, dankt er für alles. Er sieht auch die geistlichen Wohltaten, er bemerkt überall die Schönheiten der Schöpfung. Wer danken kann, hat Grund zur Freude und kann andere damit anstecken.

Denn das will Gott von Euch, die ihr ihm gehört: Mit diesen Worten erinnert uns der Apostel, dass wir IHM, dem Herrn gehören. Ist das nicht ein wahrer Grund zu Freude. IHM gehören heißt doch, unendlich kostbar sein, eine große Würde haben, in seinem Schutz geboren sein!

Löscht den Geist nicht aus! Als getaufte Christen haben wir den Geist empfangen, nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2 Tim 1,8). Gott hat uns einen Geist gegeben, der lebendig macht! Zu den Früchten dieses Geistes gehört auch die Freude!

Prüfet alles, behaltet das Gute! Es gibt heute viel Verwirrung in der Welt. Der Verwirrer hat Hochkonjunktur. Viel Gutes wird schlecht gemacht und Verderbliches wird als Gut verkauft. So hat man z. B. die Isolierung alter Menschen bis hin zur Verweigerung der Sterbesakramente als gute Tat der Nächstenliebe bezeichnet im Namen der Gesundheit und jetzt spricht man im Zusammenhang mit der aktiven Sterbehilfe plötzlich von der Würde des Sterbens, eine der größten Heucheleien jener, die Unheil über das Land bringen. Heute ist es mehr denn je notwendig, alles gut zu prüfen. Bei jeder Messe betet der Priester, bewahre uns vor Verwirrung und Sünde. Wenn wir ungeprüft Dinge übernehmen, werden wir die innere Klarheit verlieren, zur Verwirrung beitragen und damit auch die Freude verlieren. Das wahrhaft Gute hingegen ist ein Grund für eine Freude. Ein einfacher Vorschlag. Wenn man den Eindruck hat, ich verlieren die Freude, dann gibt es ein erfolgversprechendes Rezept: Gleich etwas Gutes tun, ein guter Gedanke, eine gutes Wort oder eine gute Tat. Und schon stellt sich eine Freude ein. Am meisten Freude erhält man, wenn man Gutes im Verborgenen tut, wenn nur ER es weiß.

Meidet das Böse: Das Böse nimmt uns die Freude. Eine ganz große Freude besteht daher in der Umkehr, besonders im Sakrament der Buße. Eine außergewöhnliche Freude wird uns geschenkt durch die Versöhnung untereinander und mit Gott.

Gott heilige Euch! Mit diesen Worten erinnert uns der Apostel Paulus, dass die Heiligkeit ein sicherer Grund der Freude ist. Jede Messe ist zum Beispiel ein Ort der Heiligung. Deshalb ist jede Heilige Messe ein Grund zu einer wirklichen Freude. Wir können uns jeden Tag darüber freuen, dass wir glauben dürfen, dass wir eine ewige Anbetung haben, dass wir Heilige Messen feiern dürfen. Für mich ist es auch eine große Freude, dass Papst Franziskus diese Woche ein Jahr des Heiligen Josef angerufen hat. Wenn wir diesen Impuls aufnehmen, werden wir viele geistliche Freuden erleben.

Freude im Leiden

Abschließend noch ein Gedanke. Ich sagte eingangs, dass es im Leben Freud und Leid gibt.  Die geistlichen Freuden sind auch dann da, wenn wir menschliche gesehen im Leid sind. Und es gibt sogar eine Freude im Leiden. Der Apostel Paulus sagt den Kolossern: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage.“ An anderer Stelle sagt er, dass er mit seinem Leiden ergänzt, was am Leiden Christi noch fehlt.  von den Aposteln heißt es, dass sie, als sie für den Glauben ausgepeitscht wurden, vom Hohen Rat weggingen und sich darüber freuten, dass sie für würdig befunden worden waren, für den Herrn Schmach zu erleiden.

Freuet Euch!

Liebe Gläubige! Soll wollen wir heute besonders diesen Ruf zur Freude in uns aufnehmen. Die Freude darüber, dass Gott vor 2000 Jahren auf die Erde kam, die Freude darüber, dass er jetzt in der Messe zu uns kommt und die Freude darüber, dass wir durch unser Leben IHM entgegengehen dürfen. Johannes der Täufer hat damals in der Wüste gerufen. Ebnet dem Herrn den Weg. Heute dringen diese Worte an unser Ohr. Ebnet dem Herrn den Weg! Jetzt, in dieser Messe! Amen.

Der Herr kommt, nehmt ihn auf

Predigt, Radio Maria 12. 12. 2020, Sa, 2 Adventwoche

Liebe Gläubige! Liebe Hörerfamilie von Radio Maria!

Im heutigen Evangelium geht es um den Propheten Elija! Jesus beantwortet die Frage der Jünger, warum gemäß den Schriftgelehrten zuerst Elija kommen müsse, mit den Worten: 

„Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm getan, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen.“

Und es heißt dann weiter: „Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.“

Die Ablehnung der Propheten

Jesus beschreibt damit ein Phänomen, eine Verhaltensweise der Menschen gegenüber den Propheten: Nicht erkennen, nicht annehmen und dann mit ihnen tun, was sie wollen, d. h. ablehnen, verunglimpfen und schließlich verfolgen.

Im gestrigen Evangelium (Joh 15,9-17) ist dieses Phänomen der Ablehnung auch schon zur Sprache gekommen. Jesus vergleicht diese Generation mit Kindern und beklagt dann, wie sie Johannes den Täufer und ihn behandeln, indem er sagt: „Johannes der Täufer ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!“

Diese Aussagen Jesu besagen Folgendes: Wenn der Mensch die Propheten nicht annimmt, oder besser gesagt wenn er sie nicht annehmen will, dann sucht er immer einen Grund der Ablehnung. Es bedeutet auch: Wenn jemand den Propheten nicht hören will, dann nützt alles nichts. Weder Zeichen noch Wunder, noch die schönsten Worte und Gesten, wenn der Mensch nicht will, dann will er eben nicht.

Jesus fügt aber den gestrigen Evangeliumsworten noch hinzu: „Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen.“ D.h. viele werden die Propheten und schließlich Christus ablehnen, und gerade dadurch, durch das Kreuz Christi, wirkt Gott das Heil für die Menschen. Johannes Paul II. hat einmal angedeutet, dass die Kirche als Ganzes, also als mystischer Leib Christi, den Kreuzweg gehen muss. Er sagte, wir sind noch nicht an Golgotha angekommen.

Es drängt sich die Entscheidung auf, entweder Gott anzunehmen, seine Wege zu gehen, das eigene Kreuz auf sich zu nehmen oder Gott abzulehnen. Diese Entscheidung betrifft einzelne Völker, sie betrifft jeden Einzelnen und selbst die Kirche. Das gesamte kirchliche Leben wird von dieser Entscheidung bestimmt.

Geschichte Europas – Entfernung von Gott

Die Geschichte Europas ist inzwischen eine Geschichte der Entfernung von Gott geworden. Man kann sagen, die letzten Jahrhunderte waren insgesamt ein solche Entfernung. Der Mensch ist vielfach autonom von Gott geworden, er bestimmt alles selbst, nach und nach hat man sich von Gott und in der Folge von den Geboten gelöst. Das christliche Menschenbild verschwindet, das Bild von der Familie wird untergraben, der Schutz des Lebens wird aufgegeben. Ein Staat in Europa – Polen – kämpft noch um den Lebensschutz und wird dafür international massiv angegriffen und geächtet. In Österreich ist gestern ein Dammbruch geschehen – ein Schritt auf dem Weg zur Legalisierung der Sterbehilfe, ein Schritt zum Unheil.

Die Folge dieser Entwicklung ist, dass Gott im Leben vieler Menschen nicht mehr wirksam ist. Der Mensch wird einsam, der Mensch wird entweder selbstmächtig, stolz oder verzweifelt. Es entsteht eine große Leere, in die alles Mögliche eintritt. Es heißt ja, wer nicht glaubt, glaubt am Ende alles. Der Mensch wird schutzlos,  Politiker werden ratlos, die Menschen machen sich gegenseitig für alles verantwortlich, es gibt kein Vertrauen mehr in die Vorsehung, der Glaube schwindet, die Liebe erkaltet, Spaltungen nehmen zu. Es entstehen viele kleinere Krisen, die sich immer mehr zu einer großen zusammenbrauen.

Die Geschichte jedes Einzelnen – von dieser Entscheidung geprägt 

Jeder einzelne Mensch, jeder von uns hat auch eine persönliche Geschichte. Diese Geschichte ist ebenfalls geprägt von dieser einen Frage: Entferne ich mich von Gott oder nähere ich mich ihm. Lehne ich Gott ab, ignoriere ich ihn, tue ich was ich will oder höre ich auf Gott, sind meine Entscheidungen von Gott her inspiriert? Und für jeden stellt sich die Frage: In welche Richtung bewege ich mich?

Die Grundentscheidung lautet: Tue ich, was ich will. Folge ich meinen Trieben, meinen selbsterdachten Gedankengebäuden, oder: Lass ich mich von IHM, dem höheren Licht leiten?

Wie gehen wir auf Weihnachten zu?

Liebe Gläubige! Wir sind unterwegs und gehen auf Weihnachten zu. Auf diesem Weg könnten wir drei Fragen stellen. Eine provokante Frage: Was machen wir mit Jesus? Eine zweite: Unter welchen Umständen gehen wir auf ihn zu? Und schließlich die Frage: Wird oder wie wird Weihnachten werden?

Jesus sagte im heutigen Evangelium über Elija bzw. Johannes den Täufer: Sie taten mit ihm, was sie wollten. Wir könnten uns fragen: Was tun wir mit Jesus? In der Welt, in der Öffentlichkeit wird Jesus großteils ignoriert oder relativiert, er spielt keine Rolle. Was tun wir mit Jesus in der Kirche? Wird er in der Liturgie nicht oft dadurch missbraucht, dass wir ein schönes Fest wollen, aber es uns nicht um ihn selbst geht? Was tun wir mit ihm bei der jetzigen Art der Kommunionausteilung? Was tun wir persönlich mit ihm, wenn wir uns selbst einen privaten Jesus machen, der nicht mehr direkt in unsere Leben eingreift?

Was sind die Umstände, unter denen wir auf Weihnachten zugehen? Es gibt viel Leid. Alte Menschen vereinsamen, weil sie kaum Besuche empfangen dürfen, Eltern sind in großen Nöten, weil ihre Kinder Homeschooling machen müssen oder unter dem auferlegten Maskenzwang leiden, Kinder werden traumatisiert, Unternehmer fragen sich, wie es weitergehen sollen, viele bangen um ihren Arbeitsplatz oder sind schon arbeitslos. Die Nöte breiten sich aus dahinter ist eine noch tiefere seelische Not, die Abwesenheit Gottes.

Und schließlich die Frage, wie wird Weihnachten werden? Jüngst las ich einen Zeitungsartikel über verschiedenen Maßnahmen und es hieß dann: Dies alles ist notwendig, damit wir Weihnachten retten. 

Dieser Satz klang zunächst wohlmeinend. Aber dann dachte ich mir: Moment mal! Was heißt das eigentlich. Wir retten Weihnachten! Ist dieser Satz nicht in seiner Kernaussage ein Grundirrtum, nämlich, dass wir meinen, Weihnachten zu machen.

Nein, wir machen nicht Weihnachten. Weihnachten ist geschehen vor 2000 Jahren, Weihnachten geschieht dort, wo ein Mensch Gott wirklich aufnimmt, wir sind unterwegs zum ewigen Weihnachten und gehen dem wiederkommenden Herrn entgegen.

Wir retten nicht Weihnachten,  sondern Weihnachten rettet uns, wenn wir den Retter, den einzigen Retter erkennen, annehmen und in unser Leben hereinlassen, in unser Herz, in unsere Familien, in unsere Gesellschaft! Dann wird Weihnachten!!!

Was und wer hilft uns, nach Weihnachten zu gehen?

Abschließend eine wichtige Frage: Was und/oder wer hilft uns, Gott, den Retter anzunehmen? Was hilft mir, wirklich das zu wollen, das für mich gut ist.

Erstens die Demut, die Erkenntnis, dass ich ein Geschöpf bin und dass ich von Gott das wahre Licht empfangen kann.

Zweitens die Kirche, sie hilft uns, den Retter zu erkennen und anzunehmen. Das ist ihre einzige, ureigenste Aufgabe. Papst Franziskus hat in dieser Woche ein Jahr des Heiligen Josef ausgerufen, der vor 150 Jahren vom seligen Papst Pius IX. zum Patron und Beschützer der Kirche ernannt wurde. Ich glaube, das ist ein ganz großes Gnadengeschenk, eine ganz konkrete Hilfe der Kirche an die vielen Menschen.

Der Heilige Josef verkörpert vielleicht genau das, was wir heute brauchen. Er hat die Weisung Gottes in Träumen erkannt und angenommen. Er hat seine ganzen Pläne geändert und in den Dienst Gottes gestellt. Er hat im Verborgenen gewirkt, aus einer großen Tiefe heraus. Er ist ein Beschützer geworden, Beschützer des Gottessohnes, er hat den Retter der Welt beschützt, er ist der Beschützer der Gottesmutter und er ist Beschützer der ganzen Kirche geworden.

Der gestrige Tagesheilige, der Heilige Papst Damasus (366-384) hat wirklich das Weihnachtsfest gerettet, weil er die Irrlehre des Arianismus überwunden hat, sodass wir Christus als wahren Sohn Gottes, als Herr der Geschichte feiern können.

Der Heilige Josef hat im wahrsten Sinne des Wortes Weichnachten gerettet, weil er das Jesuskind beschützt und vor Herodes gerettet hat.

Wer sonst als dieser große Heilige kann uns helfen, unseren Willen, unsere Sehnsucht, unsere Hoffnung, unser Vertrauen ganz auf den zu richten, der uns wirklich rettet, Jesus Christus. Heiliger Josef, bitte für uns!!!!

Ignaz Steinwender

Hat der Nationalfeiertag einen Sinn?

Predigt am 26.10.2020, dem österreichischen Nationalfeiertag

Liebe Gläubige!

Heute feiern wir den Nationalfeiertag. Am 26. Oktober 1955 hat der letzte Besatzungssoldat Österreich verlassen. Die Älteren haben vielleicht noch das Bild vor Augen, wie Außenminister Figl – ein Mann, der schwere Mißhandlungen im KZ überstanden hat – auf den Balkon trat und rief: Österreich ist frei. Nach 10 Jahren zäher Verhandlungen, nach 10-jährigem Warten, nach 10 Jahren intensiven Gebetes vieler 100.000-er Menschen wurde Österreich tatsächlich frei. Es wurde von vielen wie ein Wunder erlebt und der begonnene Wiederaufbau wurde mit großen Elan fortgesetzt und intensiviert.

Hat es einen Sinn, den Nationalfeiertag zu feiern?

Heute fragen wir uns: Hat es einen Sinn, den Nationalfeiertag zu feiern? Wenn, dann müssen wir uns vor allem fragen: Wie sieht es mit dem Wiederaufbau Österreichs und mit der Freiheit aus?

Der Wiederaufbau, der Standard, den wir erreicht haben, ist gefährdet. Was in Jahrzehnten durch viel Mühe, Opfer und Fleiß aufgebaut wurde, wurde und wird in wenigen Monaten aufs Spiel gesetzt. Derzeit hat man den Eindruck, dass die führenden Politiker mit Duldung des Bundespräsidenten unter kräftiger Unterstützung der Medien so handeln, dass die kommenden Wintersaison ernsthaft gefährdet ist. Sie meinen es (hoffentlich) gut, sie wollen damit ein großes Übel verhindern, aber sie sehen nicht, dass sie womöglich damit Geister rufen (oder riefen), die sie nun nicht mehr loswerden.  Wenn die Wintersaison durch Angstmache, durch Überbewertung einer Gefahr und durch unüberlegte Maßnahmen ausfällt, dann ist das Aufbauwerk von Jahrzehnten mit einem Schlag dahin. Dann gibt es Massenarbeitslosigkeit mit all ihren schrecklichen Folgen und vieles mehr.

Wie sieht es mit der wiedererlangten Freiheit aus? Haben wir eine freie Presse? Gab es jemals eine Zeit wo die Presse so „einheitlich“ war? Wie können wir von Freiheit sprechen, wenn in Europa Ungeborene legal getötet werden können, wenn die Euthanasie in alle Länder Einzug hält, wenn die Familie bewusst unterminiert wird, wenn die Identität von Regionen untergraben wird? Können wir die Freiheit Österreichs feiern, wenn wir gerade Freiheitseinschränkungen erleben, die alles übersteigen, was es in der Geschichte jemals gab. Ich bin erstaunt, mit welch einer Selbstverständlichkeit Einschränkungen verordnet werden. Noch mehr erstaunt es mich, wie unhinterfragt und blind Einschränkungen hingenommen werden. Haben wir den Sinn für Freiheit, unser Selbstbewusstsein, die Würde verloren?

Die Russen sind abgezogen. Was sie verkörpert haben, nämlich den Kommunismus, ist schleichend zurückgekehrt. Auf höchster Ebene agieren Politiker, deren geistige Wurzeln nicht frei von jener Ideologie waren. Die Art, wie gesellschaftliche Einschränkungen verfügt und über Jahrzehnte gewachsene Ausprägungen unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens heruntergefahren werden, erschreckt einen. Während es im Osten eine neue Hinwendung zum Religiösen gibt, wird Marx, wie es ein Philosoph in einer Vorlesung in den 90-erJahren schon sagte, im Westen auf neue Weise vielleicht noch besser verwirklicht.

Es hat einen Sinn, den Nationalfeiertag zu feiern

Trotzdem, liebe Gläubige, oder gerade deswegen hat es einen Sinn, den Nationalfeiertag zu feiern. Es hat einen Sinn, wenn wir uns auf die Wurzeln besinnen, auf die Wurzeln des Wiederaufbaus und auf die Wurzeln der Freiheit. Das Wideraufbauwunder hat sehr viel mit dem Glauben zu tun. Die Kraft Europas als Wirtschaftsmacht, als kulturelles Gebilde ist wesentlich vom Christentum geprägt worden. Wenn diese Wurzeln, zu denen sich die Gründerväter Europas bekannt haben, abgeschnitten werden, dann hat unser Land keine Zukunft. Viele schätzen heute die Früchte des Christentums aber die Wurzeln dieser Früchte sind ihnen nicht mehr bewusst.

Das Christentum ist auch die wesentliche Wurzel für Freiheit und Demokratie. Die Demokratie lebt von Voraussetzungen, die sie sich nicht selbst gibt. Das Kreuz ist ein Symbol der Toleranz, ein Symbol der Bereitschaft, für die Wahrheit zu leiden. Ohne Glaube schwindet die Moral (wenn es Gott nicht gibt, ist alles erlaubt) und ohne Moral ist eine funktionierende Demokratie und auch eine blühende Wirtschaft auf Dauer nicht möglich. Ohne Glaube schwindet die Opferbereitschaft, die Sorge um die Schwächeren, der Mut, sich für Werte einzusetzen etc.

Wir stehen vor einer Entscheidung

In Wirklichkeit stehen wir jetzt vor einer Entscheidung. Greifen wir das Erbe, das geistige Erbe und damit auch den Glauben wieder auf, oder schlittern wir in eine neue Diktatur, von der Papst Benedikt schon gesprochen hat (Diktatur des Relativismus). Das Erbe zu erwerben bedeutet den Glauben wieder neu aufnehmen und leben, die Bedeutung der Opferbereitschaft wieder entdecken und bereit sein, sich für Glaube, Freiheit und Demokratie einzusetzen. Ich erinnere mich gerne an Otto von Habsburg, der im März 2009 bei uns war und einen Vortrag über Andreas Hofer hielt. Er beendete seinen Vortag mit den Worten. „Andreas Hofer hat für den Glauben gekämpft und ist für den Glauben gefallen.“ Andreas Hofer hat nicht nur die Gesundheit, sondern sein Leben vor allem für die Ausübung der Religionsfreiheit eingesetzt.

Gebet für unser Land

Liebe Gläubige! Am heutigen Nationalfeiertag wollen wir besonders beten für unser Land Österreichs, für alle, die in diesem Land besondere Verantwortung  tragen und für uns selbst. Beten wir besonders um den Heiligen Geist. Der Heilige Geist gewährt uns besondere Gaben:

–          die Gabe der Erkenntnis, damit wir die Wirklichkeit richtig einschätzen und vernünftig handeln können,

–          die Gabe der Weisheit, die uns ermöglicht, alles im Licht Gottes zu erkennen.

–          die Gabe der Stärke, die uns ermöglicht, alle Mutlosigkeit zu überwinden, im Glauben standzuhalten und für die Wahrheit einzutreten

–          die Gabe der Gottesfrucht, die uns von allen Ängsten befreit und schließlich

–          die Gabe der Frömmigkeit, die uns mit dem verbindet, der der Herr der Geschichte ist.

Liebe Gläubige! Wohlstand und Freiheit unseres Landes sind vor allem erbetet und durch opferbereiten Einsatz erwirkt worden. Beten wir nicht nur heute, sondern täglich für unser Land, nützen wir die vielen Möglichkeiten zum Rosenkranzgebet, zu den täglichen Messen aber auch das Gebet zu Hause. Den Betern kann es gelingen …….

Fürchtet Euch nicht

 Predigt zur Live-Übertragung von Radio Maria aus Maria Rast am 26.9.2020

Gedenktag der Heiligen Märtyrer Kosmas und Damian

                        Evangelium: Mt 10,28-33

„Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele in das Verderben der Hölle stürzen kann!“ 

In den vergangenen Monaten haben wir eine Zeit erlebt, in der das völlige Gegenteil dieser Aussage Jesu im heutigen Evangelium praktiziert wurde. Aus Angst vor Krankheit und Tod ist das Seelenheil der Menschen zunehmend in den Hintergrund gerückt. Deshalb ist es gut, heute den Blick auf dieses Wort Jesu zu richten und zu fragen, was Er damit meint.

Diese Aussage enthält zunächst Warnung vor einer falschen Furcht und zugleich eine Aufforderung zur Furcht. Es ist eine Gegenüberstellung, wen wir fürchten sollen und wen nicht.

Die Furcht ist eine wichtige Befindlichkeit im Menschen. Wenn eine Gefahr droht, dann ist die Furcht dasjenige im Menschen, dass ihm hilft, Kräfte zu mobilisieren, um Gefahren abzuwenden. Sie ist an sich sogar ein wichtiges Seelenvermögen.

Im Evangelium geht es speziell um die Glaubensverkündigung. Jesus will uns sagen: Wenn ihr den Glauben verkündet, wenn ihr den Glauben bekennt, wenn ihr zum Glauben steht, dann kann es sein, dass wir Widerstand erntet, dass man Euch verspottet, dass man Euch verfolgt, ja, dem Jünger wird es nicht besser gehen als dem Meister. Im Extremfall kann es sein, dass ihr Euer Leben aufs Spiel setzen sollt.

Es geht also hier speziell um die Menschenfurcht und natürlich stellen wir uns die Frage: Wenn wir diese Worte Jesu ernstnehmen,  wie können wir diese Menschenfurcht überwinden oder: Wie können wir in der Furcht bestehen, d. h. trotz der Furcht den Mann, die Frau stellen?

Die Antwort Jesu: Wir sollen den fürchten, der Leib und Seele in die Hölle stürzen kann. Das heißt ganz einfach, die Gottesfurcht vertreibt die Menschenfurcht und hilft, in ihr zu bestehen.

Gottes und Menschenfurcht

Was ist die Gottesfurcht? Was ist die Menschenfurcht?

Worin liegt der Unterschied? Ein Unterschied liegt im Objekt der Frucht. Die Menschenfurcht schützt nur das Leibliche, die Gottesfurcht hingegen Leib und Seele!

Die Gottesfurcht:

Diese ist ein schwieriger Begriff, an dem sich viele stoßen. Sie sagen: Die Kirche habe den Menschen Angst vor Gott oder vor der Hölle eingejagt, um sie in ihrem Verhalten zu steuern. Sicher hat es Einseitigkeiten in der Verkündigung gegeben, auch Missverständnisse und es ist nicht leicht, die Gottesfurcht grundzulegen, wenn es nicht gelingt, das Wesen Gottes als Liebe zu erschließen und zu einer persönlichen Gottesbeziehung zu kommen. Das soll aber nicht dazu führen, das Kind mit dem Bad auszuschütten.

Die Gottesfurcht ist eigentlich eine Liebesfurcht oder ein Vermögen, das zur Liebe hinführt. Wenn jemand verliebt ist, dann wird sein ganzes Bestreben darin bestehen, immer tiefer zu lieben. Der Verliebte trachtet danach, aus Liebe alles zu tun, was der andere erwartet. Die größte Furcht ist, den Geliebten zu enttäuschen und zu verletzen. Wenn jemand in seinem Leben durch den Glauben zur Gottesliebe vorgestoßen ist, dann wird er ein inneres Feuer haben, das ihn antreibt und er wird alles tun, um in dieser Liebe zu bleiben und in ihr zu wachsen. Er fürchtet, dieses kostbare Gut zu verlieren.

Die größten Beispiele sind die Märtyrer. Diese waren so sehr in Gott verliebt, dass sie im Fall einer Konfrontation lieber ihr Leben hingaben, als den Glauben, und damit das Heil der Seele aufzugeben. Denken wir an das Beispiel unseres Seligen Engelbert Kolland, der lieber starb, als Christus abzuschwören. Man könnte hier auch an das Zeugnis vieler Tiroler Freiheitskämpfer in der napoleonischen Zeit denken. Sie haben unter der Herrschaft der Bayern und Franzosen gelitten. Als diese auch noch Wallfahrten und Prozessionen verboten, da haben sie einen Aufstand gemacht. Viele haben die Gesundheit oder sogar ihr Leben eingesetzt, um die Freiheit der Religionsausübung wiederherzustellen. Otto von Habsburg hat uns in Zell am Ziller einen Vortrag gehalten über Andreas Hofer. Sein Resümee: Andreas Hofer hat für den Glauben gekämpft und ist für den Glauben gefallen.

Oder denken wir an den Chinamissionar Josef Freinademetz. Er hat sich in einer beeindruckenden Weise hingegeben in der Mission in China. Er hat buchstäblich alles gegeben. Und einmal hat er gesagt: Ich fürchte in meinem Leben nur eines: Zu wenig für das Reich Gottes getan zu haben.

Die Gottesfurcht bringt sozusagen viele geistliche Früchte hervor. In der Schrift heißt es z. B.: Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit. Das bedeutet, wer Gott fürchtet, bekommt diese besondere Gabe der Erkenntnis im Lichte Gottes. Er erkennt besser und auch tiefer die geistigen Wirklichkeiten. Er wächst in der Gotteserkenntnis, in der Menschenkenntnis und in der Selbsterkenntnis.

Die Gottesfrucht wird, so heißt es in der Heiligen Schrift, in der Liebe vollendet. D. h. wer Gott fürchtet, der wächst in der Liebe. Er wird von einem inneren Feuer erfasst, dass ihn zur Liebe antreibt. Das gibt dem Menschen eine innere Stärke, sodass er mutig, mannhaft und frei von Menschenfurcht leben und handeln kann.

Eine weitere Frucht möchte ich noch anführen. Die Gottesfurcht macht den Menschen frei. Die wahre Freiheit besteht darin, nicht von der Beurteilung durch andere oder von Vergleichen mit anderen abhängig zu sein, sondern allein Gott gefallen zu wollen.

Was ist die Menschenfurcht:

Die Menschenfurcht ist eine Furcht vor dem Urteil der Menschen, die Furcht vor Nachteilen, die Furcht, nicht anerkannt zu werden und eben die Furcht, von Menschen verfolgt zu werden.

Im positiven Sinne könnte sie manchmal den Menschen bewegen, nicht zu sündigen, aus Angst vor dem Urteil der anderen. Und doch fehlt in diesem Fall eine gewisse innere Freiheit.

Sehr oft jedoch hindert die Menschenfurcht den Menschen, das Gute zu tun, den Glauben zu bekennen, den anspruchsvolleren Weg zu gehen, sich für die Wahrheit einzusetzen.

Wenn die Furcht den Charakter der Angst bekommt, dann beeinträchtigt sie das Urteilsvermögen des Menschen, die Erkenntnis der Wirklichkeit. Die Angst, sagt man, ist ein schlechter Ratgeber. Sie kann sogar zum Verlust des gesunden Hausverstandes führen. Die Angst verhindert ein geistliches Leben. Sie ermöglicht es Menschen, über andere zu herrschen. Sie öffnet das Tor für den Widersacher, der durch die Lüge die Menschen verführt. Geistlich gesehen ist die Angst das Gegenteil vom Glauben, sie führt ins Vorzimmer der Hölle.

Der Umgang mit der Angst

Für uns Christen stellt sich die Frage. Wie gehen wir mit der Menschenfurcht und mit Ängsten um und wie verhalten wir uns gegenüber jenen, die Angst haben? Die Menschenfurcht können wir am besten an der Wurzel bekämpfen. Sich bemühen und eine tiefe Gottesbeziehung, Gott kennenlernen, mit Gott sprechen, die Sakramente empfangen und dann in konkreten Lebenssituationen Zeugnis geben. Jedes mutige Zeugnis macht innerlich stärker. Es ist auch wichtig, dass man sich gegenseitig zum Zeugnis ermutigt, dass man ein bewusstes Wachstum darin anstrebt, ein langsames Wachstum der inneren Stärke. Durch die Gnade Gottes und das menschliche Bemühen kann aus einem Feigling ein Held werden. Für mich als Pfarrer und sicher für jeden Christen ist es wichtig, jeden Menschen auch in seinen Ängsten ernst zu nehmen, zu lieben, aber zugleich zu versuchen, ihn aus der Angst zu führen und zur Freiheit zu animieren.

Verhalten des Christen in der gegenwärtigen Situation

Wir haben gegenwärtig eine Situation, in der man sich fragen soll: Wie soll sich ein Christ verhalten?  Sehr viele Menschen haben Angst, in einem Ausmaß, wie vielleicht noch niemals zuvor in der Geschichte, Ängste werden bewusst medial geschürt, was abgrundtief böse ist, wenn es sich nicht um konkrete, wirkliche Gefahren handelt.  Es gibt die Angst vor dem Virus, Angst vor wirtschaftlichen Folgen, die einen berechtigten Grund haben, dann die Angst, Maßnahmen nicht korrekt zu erfüllen, auch wenn man sie für sinnlos oder übertrieben hält usw. Was soll ein Christ in dieser Situation tun?

Er soll sich selbst bemühen, die Situation nüchtern einzuschätzen, die wirklichen Gefahren zu erkennen und vernünftig und gerecht zu handeln. Dazu gehört es, dass man Menschen in Angst, wie schon oben erwähnt, beisteht.

Die Kirche sagt, dass es Bereiche in der Gesellschaft gibt, wo Christen unterschiedlicher Auffassungen sein können, man spricht dabei von autonomen Sachbereichen. Es gibt z. B., auch unter Experten völlig unterschiedliche Auffassungen über die Gefährlichkeit des besagten Virus, über die Sinnhaftigkeit oder auch Schädlichkeit von Masken. Man handelt christlich, wenn man diese Fragen gründlich überdenkt, verschiedene Standpunkte unvoreingenommen prüft und auch auf die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit von Experten achtet. Ein Christ lässt sich nicht ängstigen, da er weiß, dass Gott an seiner Seite und der Herr über Leben und Tod ist. Dann soll man in diesen Fragen nach dem Gewissen handeln.

Wollte ein Geistlicher in autonomen Sachbereichen den Gläubigen vorschreiben, was sie zu denken oder zu tun haben, dann würden wir beim Klerikalismus landen.

Mir kommt da noch ein spiritueller liturgischer Gedanke. Ich denke bei diesem Thema durch das Gespräch mit Gläubigen auch an den religiösen Akt, den der Philosoph Max Scheler in seiner Einmaligkeit und Unableitbarkeit beschrieben hat. Wenn wir Katholiken heilige Messe feiern, dann glauben wir an die reale, wirkliche Gegenwart des Herrn in der Eucharistie. Wenn wir anbeten, dann ist es eine geistige Vereinigung von mir, dem Beter, und Gott, dem realen Gegenüber.  Es ist eine Begegnung von Angesicht zu Angesicht, von Person zu Person,  ein mit nichts anderem vergleichbarer Liebesakt. Und da stellt sich mir und ich denke auch vielen Gläubigen intuitiv die Frage. Wird dieser Akt nicht verdunkelt, vermindert oder vielleicht sogar pervertiert – in sein Gegenteil verkehrt – wenn der Beter dabei sein Gesicht verbirgt?  

Denn, liebe Gläubige: Es geht um die Vereinigung mit dem Herrn, um den intimsten Liebesakt und dieser Akt ist heilsam, ein Schutz, eine Stärkung für den ganzen Menschen, für Leib und Seele. Wir beten schließlich auch mit dem Leib, der ein Realsymbol ist.

Liebe Gläubige! Die gegenwärtige Zeit ist eine große Herausforderung. Vieles wird offenbar. Zustände in der Gesellschaft, Zustände in der Kirche. Grundhaltungen von Menschen werden viel transparenter. Und viele fragen sich: Was sagt uns Gott damit?

Die Antwort ist einfach: Er sagt uns: Fürchtet Euch nicht, bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf gezählt. Bekennt euch zu mir! Ich bin der, der kommen wird, die Schafe selber zu suchen. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Kommt alle zu mir!

Liebe Gläubige: In der Messe dürfen wir jetzt zu ihm kommen, unserem Herrn begegnen. Er ist der Herr der Geschichte. Wir dürfen ihn ganz persönlich zum Herrn, Meister und Freund haben, jetzt, in dieser Messe und für immer! Amen.

Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria am 1. Jänner 2020 – Neujahrstag

Oktavtag von Weihnachten, Evangelium: Lk 2, 16-21

Ein gutes Neues Jahr – mit katholischem Sonntagsglück

Liebe Gläubige! Zuerst möchte ich euch einmal von Herzen gratulieren, dass ihr dieses Jahr mit der Muttergottes und mit einer Heiligen Messe beginnt. Stellen wir am Beginn dieses Jahres die Weihnachtsbotschaft des heutigen Evangeliums vor uns hin wie einen Leitfaden. Schauen wir darauf, was uns Maria und die Hirten zu sagen haben.

Die Botschaft der Hirten

Von den Hirten hören wir vor allem drei Dinge. Sie eilten nach Betlehem, sie erzählten, was über das Kind gesagt wurde. Sie kehrten zurück und priesen Gott.

In der Weihnachtsnacht haben wir schon nachgedacht über die Eile der Hirten. Sie hatten es eilig, weil sie von der guten Nachricht, von der frohen Botschaft erfüllt waren. Sie ließen alles liegen, um Gott zu begegnen. Es war eine freudige, erwartungsvolle, vom Geist erfüllte Eile, die sie nach Betlehem zum Kind führte.

Dort erzählten die Hirten, was sie über das Kind gehört hatten. Wessen das Herz voll ist, geht der Mund über. Die Hirten sagten die gute Nachricht weiter. Sie waren die ersten Glaubensboten. Das Gute drängt zum Weitersagen. Caritas Christi urget nos. Die Liebe Christi drängt uns.

Die Hirten lobten und priesen Gott, als sie zurückkehrten. Die Begegnung in Betlehem hat die Hirten verwandelt. Sie sind neue Menschen geworden, d. h. ihr ganzes Leben bis zur harten Arbeit auf der Weide wurde durch die Begegnung mit dem göttlichen Kind zu einem Lobpreis. Sie sind neue Menschen geworden.

Die Botschaft Mariens

Blicken wir kurz auf Maria. Maria eilte nicht nach Betlehem. Sie war schon dort. Sie hatte es schon früher eilig, nämlich als sie sich in der Schwangerschaft auf den Weg machte zu ihrer Base Elisabeth. Maria war schon in Betlehem, sie war schon bei Gott. Maria hörte von den Hirten, was über dieses Kind gesagt wurde. Es war für sie eine Bestätigung. Sie hatte schon vom Erzengel Gabriel erfahren, dass dieses Kind der Sohn des Allerhöchsten sein wird.

Der Lobpreis Maria hat schon bei der Begegnung mit Elisabeth begonnen, als sie sagte: „Meine Seele preist die Größe des Herrn. Mein Geist jubelt über Gott meinen Retter …. „ Seither war ihr ganzes Leben schon ein reiner Lobpreis.

Maria war schon zu Lebzeiten in der Gegenwart Gottes. „Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Maria hat die größten Glaubensgeheimnisse, letztlich Gott selbst in ihrem Herzen bewahrt. Ihr Nachdenken bedeutet, dass ihr Inneres ganz davon erfüllt wurde, bis hinein in die Gedankenwelt. Maria ist das Gedächtnis der Kirche. In ihr ist der ganze Schatz der Offenbarung, die Fülle der Glaubensgeheimnisse da. Als Mutter der Kirche hilft sie uns, den ganzen Schatz, Gott selbst zu bewahren.

Drei Neujahrsvorsätze

Liebe Gläubige! Am Beginn des neuen Jahres gibt es viele Voraussagen, Ahnungen, Befürchtungen und auch Hoffnungen – und viele Menschen tauschen ihre Wünsche aus und fassen Vorsätze. Ich mache euch drei Vorschläge darüber, was wir anderen wünschen könnten oder was man sich mit der Hilfe Gottes vornehmen könnte. Macht es einfach wie die Hirten!

Erstens: Eilt nach Bethlehem und verweilt schon jetzt bei IHM. Habt es eilig, zu Gott zu gehen. Habt es eilig, mit dem Glauben ernst zu machen. Lasst euch von einer freudigen Eile bewegen. Betrachtet Euer ganzes Leben als Gang nach Betlehem, als Weg – Gott entgegen. Verweilt schon jetzt in der Heiligen Messe und in der Anbetung bei IHM. Heute früh hat mich ein Mann aus einer Nachbarpfarre angerufen. Er hat mir ein gutes Neues Jahr gewünscht und hinzugefügt: Danke für die ewige Anbetung. Er hat erkannt, dass wir in der ewigen Anbetung das ganze Jahr Betlehem bei uns haben. Es gibt in ganz Österreich nur drei Pfarren, die dieses große Geschenk haben dürfen.

Zweitens: Sagt das Gute und Wahre weiter! Werdet Freudenboten Gottes! Wir Christen haben wirklich das Evangelium, die gute Nachricht. Wir sollten das Gute weitersagen, die Glaubenswahrheiten, aber auch im menschlichen Bereich. Wir sollen dem Guten Raum geben. Jedesmal, wenn wir etwas Gutes weitersagen, wird unser Inneres erfüllter und Gutes pflanzt sich in der Welt weiter. Dies sollte auch für unsere Gedanken gelten. Wir sollen das Gute erwägen, über das Gute nachsinnen, am Guten Freude gewinnen. Wenn wir diesen Weg gehen, dann kann unser ganzes Leben für andere eine gute Botschaft sein.

Drittens: Preist Gott wie die Hirten. Wir sollen Gott preisen im Gottesdienst. Dieser Lobpreis soll dann weitergehen und unser Leben durchdringen. Wir können Gott preisen, wenn wir im Mitmenschen IHM begegnen, wenn wir in der Schönheit der Schöpfung an IHN denken oder wenn wir die gewöhnliche Arbeit zu Seiner Ehre tun. Wir können Ihn auch preisen, wenn wir unsere Leiden mit den Seinen vereinigen. So kann unser ganzes Leben mehr und mehr ein Lobpreis werden.

Neujahrswunsch – Das katholische Sonntagsglück

Papst emeritus Benedikt hat kürzlich einige Gedanken geäußert über die Sonntagspflicht und einen schöneren Begriff gefasst, das „katholische Sonntagsglück“. Wir dürfen sozusagen Kirchenspringer sein. Wir dürfen jeden Sonntag eilig und mit Freude nach Betlehem gehen. Wir dürfen in der Anbetung bei IHM verweilen. Wir dürfen jeden Sonntag die Frohbotschaft wieder neu hören. Wir dürfen jeden Sonntag in den besonderen Lobpreis der Engel und Heiligen einstimmen. Wir dürfen von jeder Messe nach Hause zurückkehren, damit unser alltägliches Leben immer mehr ein Lobpreis werde.

Viele Menschen schauen angstvoll in die Zukunft. Rein menschlich gesehen sind manche Befürchtungen sehr realistisch. Andererseits hat Papst emeritus Benedikt jüngst gesagt: Das Wesentliche ändert sich nicht: „Christus vincit, christus regnat, christus imperat.“  D. h. Christus ist der Sieger, der König, der Herr in Ewigkeit. Christus ist der Herr der Geschichte. Er hat bereits gesiegt. Für uns ist entscheidend, dass wir bei IHM und mit IHM sind.

Maria hilft uns, in freudiger Eile auf ihn zuzugehen, bei ihm schon jetzt zu verweilen und sie hilft uns, diese beglückende Erkenntnis, IHN selbst in uns zu bewahren, unser Inneres von den Glaubensgeheimnissen erfüllen zu lassen. Maria hilft uns, in der Messe mit ihr in Betlehem zu sein, das katholische Sonntagsglück zu erfahren. Ich wünsche Euch ein gutes, Neues Jahr und – das katholische Sonntagsglück.

Dekan Ignaz Steinwender

Predigt zum Gauderfest 2019

Evangelium: Joh 21,1-19; Lesung: Apg 5,27b-32.40b-41

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!

Liebe versammelte Feiergemeinde!

Wir haben uns heuer wieder eingefunden aus Anlass des Gauderfestes, um gemeinsam die Heilige Messe zu feiern. Wir tun dies in Dankbarkeit, um Gott zu danken für viele Schönheiten und Wohltaten und für unser Leben und Wirken, wir tun dies der Osterzeit, in der uns die Evangelien von Begegnungen mit dem Auferstanden berichten, wir tun dies als österliche Menschen mit dem Hintergrund der Apostelgeschichte, die uns die Ausbreitung des Evangeliums schildert, mit dem Bewusstsein, dass wir heute, in dieser Zeit die Apostelgeschichte weiterschreiben.

1) Faszination der Apostelgeschichte – Evangelium des Heiligen Geistes

Für mich ist es immer wieder faszinierend, die Apostelgeschichte zu lesen und dabei zu fragen. Wie war es denn möglich, dass, wie wir in der heutigen Lesung gehört haben, einige wenige Apostel, zumeist Analphabeten, die Stadt Jerusalem mit ihrer Lehre erfüllten. Dieser Vorwurf des Hohenpriesters und Anklägers „ihr habe dies Stadt mit Eurer Lehre erfüllt“, ist ein gewaltiges Kompliment.

Wie war das möglich? Mir fallen besonders drei Punkte dazu ein:

Erstens: Der Herr ist wirklich auferstanden. Er ist den Jüngern wirklich erschienen. Das hat die Jünger neu gemacht. Es hat sie so beeindruckt, dass sie frei von aller Angst von dem reden mussten, wessen das Herz voll war.

Zweitens: Der Auferstandene hat den Jünger den Heiligen Geist geschenkt. Den Geist der Stärke, den Geist der Weisheit usw. Der Heilige Geist, der eigentliche Wirker in der Kirche.

Drittens: Petrus und die Apostel hatten, durch die Schule des Herr gegangen, eine unwiderstehliche Haltung, die in ihnen gereift war, angenommen. Sie gehorchten Gott mehr als den Menschen. Dieser Freimut, diese Freiheit von Menschenfrucht hat ihnen eine solche Wirkkraft verliehen.

2) Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen

Bei dieser Stelle, man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, habe ich begonnen, darüber nachzudenken: Wo gibt es in deinem Leben als Priester bzw. Pfarrer Bereiche, wo sich die Alternative stellt: Gott oder den Menschen mehr zu gehorchen. Ich begann, eine Gewissenserforschung zu machen, die noch nicht abgeschlossen ist.

Darf ich aber die Frage an Euch, die Apostel von heute weitergeben. Wo sind in Eurem Leben Bereiche, wo ihr im Gewissen spürt: Da muss ich, da sollte ich jetzt Gott mehr gehorchen?

Aber zunächst die Frage: Was heißt eigentlich Gott gehorchen? Der Gehorsam kommt vom Hören. Hören bedeutet auch etwas aufnehmen, d. h. empfangen. Gott gehorchen heißt daher auch: Sich von Gott beschenken zu lassen, mit dem Licht der Wahrheit, mit einem inneren geistlichen Wachstum, letztlich dürfen wir sogar Gott selbst in uns aufnehmen. Gott gehorchen heißt, den größten Reichtum, IHN aufzunehmen. Und: Alles, was Gott uns schenkt, ist dazu da, um weitergegeben zu werden. Wer hat, kann geben, wer empfängt, kann schenken.

Und umgekehrt, liebe Gläubige, wenn wir Gott beiseite schieben, was können wir dann empfangen, woran orientieren wir uns? Wird uns nicht bald der tiefere Sinn des Lebens abhanden kommen? Werden wir nicht die Motivation für viele Dinge verlieren? Wem gehorcht der Mensch dann, wenn er Gott nicht gehorcht? Seinen Trieben und Neigungen? Wird er nicht ein Spielball von Ideologien und selbstgemachten Anschauungen? Der Mensch ohne Gott wird immer leerer oder häuft Ballast an, der nicht zum Weiterschenken geeignet ist. Das Ich verkrümmt sich.

Drei Ebenen des „Gott mehr Gehorchens“:  Europa, Kirche, der einzelne Christ

Wir sollen Gott mehr gehorchen als dem Menschen, dies, liebe Gläubige gilt für Europa, es gilt für die Kirche Christi und es gilt genauso für jeden Einzelnen von uns.

Europa: Kürzlich brannte in Paris eines der bedeutendsten Wahrzeichen des christlichen Glaubens, Notre Dame. War das nicht ein Warnsignal für die Christen Europas, dass da lautet  “Ihr müsst umkehren, ihr müsst Gott mehr gehorchen als den neuzeitlichen Ideologien”? Wenn ihr nicht die christlichen Wurzeln Europas neu belebt, wenn ihr Europa nicht wieder neu mit seiner Lehre erfüllt, dann wird es nicht mehr sein. Notre Dame ist schon das zweite deutliche Warnsignal an Europa. Vor drei Jahren stürzte im Geburtsort des Heiligen Benedikt die Basilika des Heiligen und Patrons von Europa und die Kathedrale in dessen Geburtsort Norcia ein.

Die Kirche: Der Kölner Kardinal Woelki sagte jüngst, auf Deutschland bezogen, es gäbe nur zwei Möglichkeiten, entweder die Entsäkularisierung der Kirche oder die Entchristlichung der Gesellschaft. Das bedeutet, wenn sich die Kirche nicht entsäkularisiert, also auf den Kern der Botschaft besinnt und wahres Profil zeigt, dann hat sie keinen Einfluss mehr auf die Gesellschaft, dann wird die Gesellschaft entchristlicht und die Kirche ist überflüssig. Eine angepasste Kirche wird nicht ernst genommen und löst sich auf.

Jeder Einzelne Christ steht genauso vor dieser Alternative, Gott mehr zu gehorchen oder den Menschen.  Dies soll der Fall sein, wenn es um das Bekenntnis zu  christlichen Grundsätze geht, wie das christliche Gottesbild, das Menschenbild, der Schutz des Lebens, die besondere Stellung der Familie, usw. Es trifft zu, wenn wir ganz einfach die zehn Gebote betrachten. So stellt sich für  jeden Christen am Sonntag die Frage. Den Tag des Herrn heiligen, das Sonntagsgebot erfüllen oder eben Gott weniger gehorchen als den Menschen.

Gott mehr zu gehorchen kann sich in besonderen Situationen abspielen, wenn wir Seine Stimme im Gewissen vernehmen. Jemand hat z. B.  den Gedanken, er soll einen Krankenbesuch machen, dann kommt die andere Seite mit vielen Ausreden. Oder jemand spürt den inneren Anstoß, er soll jetzt einen Neubeginn in der Ehe starten, wieder in die Beziehung investieren, dann kommt der innere Widerstand von der anderen Seite, oder jemand spürt deutlich, er solle jetzt einen Schritt der Versöhnung tun oder mit einem ernsthaften Gebetsleben beginnen. Das sind alles Situationen, wo es darum geht, jetzt wirklich der Stimme Gottes mehr zu gehorchen als den Menschen.

Immer dann, wenn wir gute und richtige Entscheidungen treffen, dann erfahren wir eine innere Stärkung. Eine Frau erzählte mir neulich, dass sie sehr lange mit einem Problem gerungen hat, als sie sich schließlich für das Gute entschied und die Entscheidung traf, in dem Moment erfuhr sie eine große Erleichterung, einen inneren Frieden und eine Stärkung.

3) Die Alternative – Bekenner oder Verleugner – authentischer Christ oder Karrikatur

Der amerikanische Psychologe Jordan Peterson hat ein vielbeachtetes Buch geschrieben mit dem Titel (Twelf rules for Life, zwölf Regeln für das Leben). Darunter ist die Regel „Tell the truth – or, at least, don’t lie“ (sag die Wahrheit … lüge nicht) und „Persue what is meaningful (not what is expedient)“ (strebe nach dem Bedeutungsvollen, nicht nach dem, was nützlich ist). In dem Buch führt er auch aus, was geschieht, wenn jemand ja sagt, wo er nein sagen sollte. Wenn jemand das tut wird er geschwächt, wenn er es öfter tut, wird der Charakter verdorben, der Mensch degeneriert zu einer Karrikatur. Und umgekehrt, wenn der Mensch dem Gewissen folgt, die Wahrheit sagt und die dadurch entstehenden Widerstände aushält, dann erfährt er jedes Mal eine Stärkung und der Charakter wird immer fester, d. h. der Mensch wird authentisch. Auf diesem Weg sind einfache Gläubige Bekenner und sogar Märtyrer  geworden, die eine große Anziehungskraft ausübten.

Für jeden von uns gibt es im Grunde genommen diese zwei Möglichkeiten. Es beginnt bei ganz kleinen Entscheidungen. Jeden Tag können wir einige Schritte gehen in Richtung Bekenner und innerlich stärker werden oder wir können durch Anpassung und Verleugnung die innere Freiheit, Stärke und Freude verlieren. 

Ich möchte euch alle ermutigen, diesen Weg des Bekenners zu gehen. Junge Leute halten heute Ausschau nach Menschen, die eine Klarheit, Orientierung und Zuversicht ausstrahlen. Dieser Weg bringt Sinn in das Leben, bringt wahre Freude und führt dazu, dass in uns eine persönliche Beziehung zum Herrn wächst. 

4) Erfüllt Tirol mit Seiner Lehre

Die wenigen Apostel haben damals in wenigen Tagen die Stadt Jerusalem mit der neuen Lehre erfüllt. Ihr liebe Gläubige, seid die Apostel von heute. Ihr habt das Potential und seid berufen, ganz Tirol und darüber hinaus neu mit Seiner Lehre zu erfüllen.

Wenn wir jetzt die Heilige Messe feiern, dann begegnen wir demselben Herrn wie die Jünger damals, dem Auferstandenen. Wenn wir Messe feiern, dann wirkt der derselbe Heilige Geist. Wenn wir es tun in der festen Überzeugung, IHM mehr zu gehorchen als den Menschen, dann dürfen wir die Worte des Priesters am Ende der Messe wörtlich nehmen. Gehet hin in Frieden, richtig übersetzt, gehet hin als Gesandte, als Apostel, als Vorboten einer von Glauben wieder neu erfüllten Heimat. Amen.

Gauderfeldmesse 6.5.2018

Predigt zum Gauderfest 2018
mit Bezirksblasmusikfest und Jubiläen
70 Jahre Bezirksblasmusikverband, 200 Jahre Musikkapelle Zell am Ziller

Bleibt in meiner Liebe!

Liebe Frau Bundesminister! Herr Landeshauptmann! Lieber Brauchtums- und Trachtenvereine, liebe Musikkapellen des Bezirkes mit der jubilierende Bundesmusikkapelle Zell am Ziller, Liebe Schützen. Liebe Gäste aus nah und fern, aus Südtirol, Baiern und darüber hinaus!

Jesus sagt im heutigen Evangelium. Bliebt in meiner Liebe!

Einem Literaten wird der Satz zugeschrieben. „Tradition ist nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers!“ Tradition heißt vor allem auch bleiben, bei der Überzeugung bleiben, feststehen in dem, was man tut, es heißt, etwas lebendig halten, z. B. die Musik pflegen und weitertragen, wie es unsere Bundesmusikkapelle seit 200 Jahren tut (seit 150 Jahren auch als Feuerwehrmusik), es heißt, die Tracht oder das Schützenwesen pflegen, wie ihr es heute zum Ausdruck bringt, und natürlich den Glauben bewahren und lebendig halten, es geht um das Feuer der Liebe.

Es ist vielleicht gerade heute wichtig, diese Aspekte des Bleibens, der Tradition zu betonen. Wir leben auch in einer Zeit, wo vieles leichtfertig über Bord geworfen wird, wo es geradezu einen Kult der Veränderung gibt, wo manche meinen, alles müsse stets neu erfunden werden. Da und dort, auch in der Kirche werden Diskussionsprozesse angestoßen, oft ohne Ziel, im naiven Glauben, es werden Visionen dabei herauskommen. Blieben, bewahren, lebendig halten hingegen ist nicht etwas starres, sondern erfordert höchste Aktivität.

Die Liebe, größte Kraft des Bleibens

Die größte, die eigentliche Kraft des Bleibens ist die Liebe, weil sie von Gott stammt. Unsere Welt ist nicht das Produkt eines Zufalles, sondern Ergebnis der schöpferischen Liebe, unser Christsein ist möglich durch die erlösende Liebe Jesu Christi, und die Liebe Gottes vervollkommnet und durchwirkt alles durch den Heiligen Geist. Der Apostel Paulus hat diese Kraft der Liebe, diese Gnadengabe überschwänglich im Korintherbrief beschrieben und sagt am Ende: Die Liebe glaubt alles, sie hofft alles, die Liebe hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.

Das Kreuz, kulturelles und religiöses Symbol, Logo des Christen sowie Zeichen von Liebe, Toleranz und der Freiheit

Wenn wir nachdenken über die Tradition, über das Bleiben in der Liebe, über das Feuer der Liebe, dann stoßen wir auf ein Zeichen, das heute hier präsent ist. Das beeindruckende Kreuz, das heute beim Altar steht, gehört der Gemeinde Ramsau, es wurde vor zwei Jahren von Fähnrich Markus Anfang errichtet für das Regimentstreffen und Bezirksblasmusikfest. Dieses Kreuz, dass gerade öffentlich heftig diskutiert wird, ladet ein zur Betrachtung und dann zur Verinnerlichung. Der Apostel Paulus sagte von diesem Zeichen, es sei den Juden ein empörendes Ärgernis, den Griechen eine Torheit, uns aber, sagt er, „die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft.“ (1 Kor 1,18). Manchen ist das Kreuz heute gleichgültig, anderen eine bloße Zierde, einigen ist es Anlass zum Spott, es kommt sogar vor, das Christen mit hohen Ämtern das Kreuz verstecken, anderseits sehen viele, wie z. B. die bayrische Regierung, im Kreuz ein kulturelles Symbol, weil sie noch nicht vergessen haben, aus welchen Hauptquelle, aus welchen Wurzeln unsere Kultur stammt und teilweise noch getragen wird. Sie erkennen und anerkennen die Kultur auch als Frucht dieser Geistigkeit, des Kreuzes, des Glaubens, des Christentums. Sie wissen z. B., dass die Demokratie von Voraussetzungen lebt, die sich selbst nicht geben kann.

Das Kreuz ist darüber hinaus ein religiöses Zeichen, Ausdruck eines Glaubens und eine Lebenshaltung. Und es ist drittens sozusagen das Logo des einzelnen Christen, ein Symbol, dass wir persönlich als Siegel tragen. Bei der Taufe hat der Priester und bei der Firmung der Bischof mit Chrisamöl dieses Zeichen auf unsere Stirn gezeichnet. Es ist unser Seinsmerkmal.

Wenn wir im Glauben auf Christus den Gekreuzigten blicken, dann können wir im Kreuz das Zeichen der Liebe erkennen. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, noch verloren geht, sondern das ewige Leben hat (Joh. 3,16).

Wenn wir auf Christus blicken, dann können wir im Kreuz das Zeichen der Toleranz erkennen. Tolerare kommt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie dulden, ertragen, aushalten. Die größte Tat der Toleranz hat ER vollbracht. Er hat die ganze Sünde der Welt auf sich genommen und ausgehalten. In diesem Sinne bedeutet Toleranz nicht Gleichgültigkeit, auch nicht eine Indifferenz, sondern eben das Bleiben in Seiner Liebe. Dieses Zeichen der Toleranz im Namen einer Toleranz verstecken, wäre wohl kontraproduktiv.

Wenn wir auf Christus blicken, dann sehen wir Kreuz ein Zeichen der Freiheit, die größte Freiheitstat, im Gehorsam gegenüber dem Vater dessen Willen tun.

Das Kreuz erhöht

Ihr Musiker wisst es. Wenn in einer Notenzeile ein Kreuz steht, dann werden die Noten dieser Zeil erhöht. Das können wir auch symbolisch anwenden. Die Tätigkeit der Musikkapellen erhöht und belebt das öffentliche Leben, die Gemeinden und das Vereinsleben. Die Tätigkeit der Brauchtungspfleger und der Schützen erhöht das kulturelle leben. Gute Musik kann den Menschen höher führen, sie hilft, geistige Empfindungen ausdrücken, die man nicht in Worte fassen kann. Die Musik im Gottesdienst ist nicht nur ein Beiwerk, sondern Bestandteil der Liturgie, sie führt höher, sie hilft, das Herz zu erheben, dass zu realisieren, was geistig geschieht.

Das Kreuz, liebe Gläubige ist Ausdruck der Liebe und führt zugleich hin zur Gnadengabe der Liebe, die alles andere übersteigt. Das Kreuz ist Ausdruck jener wahren Toleranz, die bereit ist, für das Gute, für das Wahre zu leiden, Situationen auszuhalten, durchzutragen und dabeizubleiben. Das Kreuz, wo immer es angenommen wird, führt den Menschen zu einer höheren Freiheit. Zu Freiheit die durch das Ja zu Gott, zum Nächsten und zur Verantwortung für andere gekennzeichnet ist. Jene Freiheit, die den Eigenwillen vom Willen Gottes durchkreuzen lässt.

Unser Land ist voll von Kreuzen bis zu den Berggipfeln. Die Kreuze können uns helfen, dankbar unsere Kultur zu schätzen, unseren Glauben tiefer zu erfassen und unser eigenes Christsein in Liebe, Toleranz und Freiheit erfüllt zu leben.

Das Kreuz steht bei der Heiligen Messe an jedem Altar. In der Messe feiern wir das Kreuz und die Auferstehung Christi. Dieses Kreuz am Altar möge uns bewusst machen. Die Messe ist der Ort des Eintretens in die Gemeinschaft mit dem Gekreuzigten und Auferstandenen, es ist der Ort des Bleibens in seiner Liebe und es ist der Ort der größten Veränderung. Hier geschieht Heiligung, hier kann das Feuer seiner Liebe entzündet werden.

Kommt jetzt alle betend, musizierend, mit euren Freuden und mit Euren Nöten, mit eurem Herzen zu ihm, bleibt in seiner Liebe. Seine Liebe möge euch erfüllen, damit seine Freude in euch sei, beim heutigen Umzug, bei Eurem Wirken im den Vereinen, in euren Familien. Von Seiner Liebe gehe die Kraft aus für Eure Liebe zur Musik, zum Brauchtum, zur Heimat, zur Kultur und zu Seiner Kirche, zum IHM, unseren Herrn und dem Nächsten. Amen.

30. Dezember, Radio Maria live aus Maria Rast

Sie diente Gott mit Beten und Fasten

Predigt in Maria Rast mit Radio Maria 30. Dez. 2017

(1 Joh 2,12-17, Lk2,26-40)

Liebe Gläubige! Lieber Hörergemeinschaft von Radio Maria!
Die Weihnachtszeit – Vertiefung der Gotteserkenntnis

Wir befinden uns heute am 6. Tag der Weihnachtszeit, also noch in der Weihnachtsoktav, d. h. innerhalb der acht Tage der unmittelbaren Weihnachtszeit.

Weihnachten ist ein Ereignis, die Feier von Weihnachten ist die Vergegenwärtigung eines Ereignisses oder auch dessen Verinnerlichung, die Weihnachtszeit ist uns geschenkt, damit wir dieses Glaubensgeheimnis in uns weiter vertiefen, damit es in uns lebendig bleibe oder lebendiger werde.

Die Lesungen in der Weihnachtszeit berichten uns von Menschen, die Christus, das Weihnachtsgeheimnis erkannt haben. Mit Weihnachten begann ein Prozess der Erkenntnis Christi im Laufe der Geschichte.

Am Weihnachtsfest selbst haben wir von den Engeln gehört, die in ihrer Reinheit zuerst den neugeborenen Messias erkannten, von den Hirten, die in ihrer Armut offen waren für die neue Botschaft. Selbst Herodes, wie wir am Tag der unschuldigen Kinder gehört haben, hat etwas von der Bedeutung des neugeborenen Kindes erkannt, weil er es fürchtete als Gefahr für seine Macht. Am zweiten Weihnachtstag haben wir vom heiligen Stefanus gehört, der vom Geist erfüllt war und den Himmel offen sah. Gestern handelte die Lesung vom greisen Simeon, der in Jesus das Licht der Völker erkannte.

Am heutigen Tag blicken wir auf die Prophetin Hanna im Lichte der Worte des Johannesbriefes.

Zeit der Gotteserkenntnis

Die Weihnachtszeit ist uns geschenkt, dass wir diesem Glaubensgeheimnis der Menschwerdung in uns Raum geben, dass wir in der Gotteserkenntnis wachsen. Dabei hilft uns vor allem das Wort Gottes. So hat der Heilige Hieronymus einmal gesagt, wer die Schrift nicht kennt, der kennt Christus nicht. Im Johannesbrief haben wir heute die Worte gehört: Ich schreibe euch (…), dass ihr stark seid, dass das Wort Gottes in euch bleibt und dass ihr den Bösen besiegt habt.

Das Wort Gottes schenkt Erkenntnis Gottes, es schafft Beziehung zu Gott, deshalb macht es stark, es gibt die Kraft, das Böse zu besiegen. Deshalb betrachten wir die Bibel als Heilige Schrift, als wirkmächtiges Wort. Deshalb gelten ihre Autoren als von Gott inspiriert und deshalb hat die Kirche den Auftrag, dieses heilige Wort in seiner Unverfälschtheit zu bewahren und vor ideologischen Einflüssen zu schützen.


Das Beispiel der Witwe Hanna

Die Witwe und Prophetin Hanna ist uns eine Wegweiserin in der Weihnachtszeit. Sie hilft uns, das Wort und den Urheber des Wortes selbst aufzunehmen. Drei Dinge lehrt sie uns durch ihr Leben. Sie hielt sich ständig im Tempel auf, sie diente Gott mit Fasten und Beten, und sie lebte den Witwenstand gottverbunden. So hat sie dann den Messias erkannt und Gott gepriesen.

Heilige Orte aufsuchen:

Hanna heilt sich ständig im Tempel auf. Sie lehrt uns, dass es gut ist, die Heiligen Orte, besonders die geweihten Kirchen aufzusuchen. Sie sind geheiligt durch die Gegenwart des Menschgewordenen Sohnes im Tabernakel. Sie helfen uns, Weihnachten zu vertiefen. Wir sollen die Heiligen Orte nicht durch profane Tätigkeiten entwerten oder gar entweihen und wir sollen nicht heilige Handlungen an profane Orte verlegen.

Gott dienen durch Beten und Fasten:

Hanna hat Gott gedient durch Beten und Fasten. Das Gebet schafft Beziehung zu Gott. Das Gebet öffnet den Menschen für eine tiefere Gotteserkenntnis.

Das Fasten, der bewusste Verzicht aus Liebe, gibt dem Geist mehr Raum. Es macht uns frei von Anhänglichkeiten an vergängliche Dinge und frei für höhere Dinge, letztlich für die Liebe zu Gott.

Hanna lebte den Witwenstand gottverbunden:

Hanna hat den Witwenstand gelebt. Sie verzichtete so auf eine Erfüllung im menschlichen Bereich. Sie nahm den Stand der Witwenschaft an und sie entdeckte darin eine Möglichkeit, Gott besonders zu dienen.

Sie nahm einen menschlichen Mangel auf sich. Dadurch wurden in ihr Kräfte frei für den besonderen Dienst an Gott. Man könnte sogar sagen, sie hat durch die Annahme eines Mangels eine größere geistliche Wirkmöglichkeit gefunden. So wurde sie vor den Schriftgelehrten und Ältesten gewürdigt, den Messias zu erkennen und eine wahre Weihnachtsfreude zu erleben.

Liebe Gläubige: Wir sind jetzt im Heiligtum Maria Rast versammelt, um Gott durch unser Gebet zu dienen. Die heilige Hanna möge uns helfen und lehren, durch Gebet und Fasten sowie durch die Annahme und geistliche Bewältigung verschiedener Mängel oder schwieriger Lebenssituationen geistliche Kräfte zu wecken, um damit Gott zu dienen und in der Erkenntnis Gottes zu wachsen.

Mit diesen Gedanken wollen wir jetzt als feiernde Gemeinde in Maria Rast und als Gebetsgemeinschaft von Radio Maria in den Lobpreis der Prophetin Hanna einstimmen. Amen.

3. Goldener Samstag (Weihbischof Hofer)

Goldener Samstag, Maria Rast, 14. Okt. 2017
Maria unter dem Kreuz, „Mariaschmerzen“

Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium, das wir eben gehört haben, ist uns sehr vertraut. Maria unter dem Kreuz (Joh 19, 25-27). Apropos Maria:
Viele von euch haben sicher ein Marienbild oder eine Muttergottesstatue zu Hause. Diese Mariendarstellungen sind jedoch sehr unterschiedlich: Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm oder auch die Schutzmantelmadonna, die unter ihrem Mantel die Menschen in Schutz nimmt. Wir kennen aber auch die Fatima- oder Lourdes-Muttergottes. Wieder anders sind die schönen gotischen oder barocken Marienbilder- oder Statuen usw.
Doch die bekannteste Darstellung ist wohl die Schmerzensmutter, die sog. Pieta: Maria, die voller Schmerzen unter dem Kreuz den Leichnam ihres Sohnes hält und vor Gram fast vergeht. – Und genau daran erinnern wir uns immer wieder, wenn uns das heutige Evangelium verkündet wird und wir an ihre Schmerzen denken.
Der Glaube des Volkes spricht von sieben Schmerzen Mariens. Sie sind alle in der Bibel genannt. Die Weissagung Simeons im Tempel von Jerusalem an Maria: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen“. Weiters die Flucht nach Ägypten, weil König Herodes das Jesuskind umbringen will. Dann das angstvolle Suchen des 12-jährigen Jesus bei einer Wallfahrt, weiters der schmerzliche Weg nach Golgota, die grausame Kreuzigung, die Kreuzabnahme und die Grablegung. Es gehört wohl zu den schmerzlichsten Situationen, wenn eine Mutter ihr eigenes Kind zu Grabe tragen muss. Was so eine Mutter erlebt und erleidet, ist kaum auszudenken.
Ja es stimmt: Maria unter dem Kreuz – diese Darstellung der Gottesmutter geht uns besonders zu Herzen oder? Wieso eigentlich? Weil wir uns bei Maria mit unserem Kreuz und Leid und mit allem, was uns Schmerzen bereitet und traurig stimmt, wiederfinden und von ihr verstanden fühlen. Denn alles, was uns oft so sehr niederdrückt und zu schaffen macht, hat auch sie erlebt und erduldet. Maria ist also trotz ihrer hohen Berufung immer „Schwester der Menschen“ und unsere Mutter geblieben.
Liebe Schwestern und Brüder!
Und so dürfen auch wir immer wieder mit unserem Kreuz und Leid zur Schmerzensmutter kommen! Wie sagt das Sprichwort? „Unter jedem Dach ein Ach!“ Und dieses „Ach“, dieses Kreuz hat – wie wir wissen -, 1000 Namen und Erscheinungsformen: Krankheit, plötzlicher Tod, Arbeitslosigkeit, Depression, gebrochene Beziehungen, Scheidung, Einsamkeit, Verleumdung, Krieg und Terror, Flucht und Hungersnot, Streit, Krebs usw. usf.
Und dieses Kreuz ist immer schwer und schmerzlich. Wir wollen es wegwerfen und loswerden und oft genug brechen wir auch unter dem Kreuz zusammen. – Doch wie sagt der Herr? „Wer nicht täglich sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein!“
Das heißt also: Das Kreuz gehört zu unserem Leben und noch mehr zum Christsein! Denn eine Nachfolge Christi zum Nulltarif gibt es nicht! Seit jedoch Jesus Christus den Weg des Kreuzes gegangen ist, wissen wir: Wir sind mit unserem Kreuz nicht allein! Denn ER geht mit und ER leidet auch mit uns!
Kreuz und Leid kann aber auch einen Menschen unendlich wachsen und reifen lassen! Wir alle kennen sicher Menschen, die an ihrem Kreuz nicht zerbrochen sind, die es vielmehr still und ergeben getragen haben und so über sich hinausgewachsen sind. Ich meine: solche Menschen sind die wirklich Großen in unserer Gesellschaft, die unser aller Achtung und Respekt verdienen.
Wie immer auch: Das Kreuz ist und bleibt für uns ein Geheimnis! Da jedoch Jesus am Kreuz für uns gestorben ist, dürfen wir wissen: Christus will uns nicht vom Kreuz erlösen, sondern Christus will uns durch das Kreuz erlösen!
Diese Erfahrung musste auch Maria machen. Deshalb steht sie auch auf unserer Seite als unsre große Fürsprecherin und unser Vorbild. Das Gedächtnis ihrer Schmerzen will uns wieder daran erinnern uns wohl auch trösten.
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Vorvorgänger des jetzigen Erzbischofs von Prag war Kardinal Tomaschek. Ich habe ihn noch kennenlernen dürfen. Er war ein echter Bekennerbischof. Jahrelang wurde er von den Kommunisten eingesperrt und war amtsbehindert. Von diesem großen Mann stammt ein Wort, über das ich schon viel nachgedacht habe. Kardinal Tomaschek sagte: „Wer für die Kirche arbeitet, der tut viel. Wer für die Kirche betet, der tut mehr. Wer für die Kirche leidet, der tut am meisten!“
Wer für die Kirche arbeitet, der tut viel!
Gott sei Dank, gibt es in unseren Pfarren viele, die für die Kirche arbeiten; die viel Zeit und Energie für ihre Pfarre aufwenden. Und von all diesen Vielen lebt unsere Kirche und leben auch unsere Pfarrgemeinden! Ihnen allen danke ich!
Wer für die Kirche betet, der tut mehr!
Ohne Gebet können wir als Christen nicht leben. Und so danke ich jetzt ganz besonders all den vielen Beterinnen und Betern, die alles, was in unseren Pfarren geschieht, mit ihrem Gebet begleiten und so erst fruchtbar werden lassen. Die eucharistische Anbetung das ganze Jahr über in eurer Pfarre ist da ein wahres Kraftwerk für unsere Kirche! Herzlich Vergelt’s Gott dafür!
Wer für die Kirche leidet, der jedoch tut am meisten!
Oft klagen mir ältere Leute: „Ich kann jetzt nichts mehr tun, weil ich alt bin!“ Oh nein: Alte und Kranke können sogar sehr viel tun! Wenn sie nämlich ihr Kreuz und Leid, das mit dem Alter verbunden ist, gläubig und geduldig tragen und z. B. für ihre Familie, für ihre Kinder und Enkel oder auch für ihre Pfarre und die Kirche aufopfern, dann können sie viel Gutes tun; dann kann von ihrem Kreuz viel Segen ausgehen!
Und so danke ich allen Kreuzträgerinnen und Kreuzträgern mit einem kräftigen Vergelt’s Gott! Sie alle sind unserem Herrn, aber auch seiner Mutter sehr nahe! Möge die Schmerzensmutter sie alle mit ihrer machtvollen Fürbitte begleiten! Denn auch ihr blieb das Kreuz nicht erspart. Und so beten wir nun innig: Maria, du Frau der Schmerzen, bitte für uns! Amen.

Einweihung Fatimakapelle (Weihbischof Hofer)

Fatima, Zell/Z., 13. Okt 2017

Liebe Mitbrüder!
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Wort „Fatima“ löst in uns ganz unterschiedliche Gedanken, Erwartungen, Sehnsüchte, Fragen und vielleicht auch Erinnerungen aus. Viele sind sicher über Fatima informiert, andere waren schon dort und noch einmal andere haben eine sog. Fatima-Muttergottes zu Hause oder denken an die vieldiskutierten Geheimnisse von Fatima usw. usf.
Um es ganz kurz zu sagen: Begonnen hat alles am 13. Mai 1917. Da ist drei Hirtenkindern eben in Fatima, 130 Kilometer nördlich von Lissabon, die Muttergottes erschienen, „strahlender als die Sonne“, wie sie berichten. Es waren dies die Geschwister Francisco und Jacinta, 9 bzw. 7 Jahre und ihre Cousine Lucia. Sie war mit 10 Jahren die älteste. Insgesamt erschien Maria diesen Kindern sechsmal, immer am 13. der folgenden Monate.
Bei der letzten Erscheinung am 13. Oktober 1917 – also genau heute vor 100 Jahren – beobachteten 70.000 Menschen das sog. „Sonnenwunder“. Die Sonne drehte sich wie ein riesiges Feuerrad mit rasender Geschwindigkeit. Sie schien auf die Erde zu stürzen und nahm dann ihre normale Lage wieder ein.
Als sie aufhörte zu tanzen, hatte sie sich blutrot verfärbt. Das alles dauerte etwa 10 Minuten, berichteten alle, die Augenzeugen dieses Wunders gewesen sind. Viele stellten erstaunt fest, dass ihre vom Regen völlig durchnässten Kleider plötzlich trocken waren. Selbst in 40 Kilometer Entfernung war diese Himmelserscheinung noch zu sehen. Dieses sog. „Sonnenwunder“ galt fortan als Bestätigung der Botschaften der Gottesmutter. – Und was war ihre Botschaft?
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Botschaft von Fatima möchte ich nun mit den drei Worten zusammenfassen: Umkehr, Gebet und Friede!
Umkehr, das ist die Urbotschaft Jesu! „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe“ (Mt 4,17). Mit diesem Appell beginnt Jesus sein öffentliches Wirken. Diese Botschaft hören wir jedes Jahr vor allem im Advent und in der Fastenzeit. Aber sie ist nicht nur auf diese Wochen beschränkt. Denn Umkehr haben wir alle jeden Tag nötig!
Umkehr heißt nämlich: uns stets neu auf Gott und unsere Mitmenschen hin auszurichten; uns Gott zuzukehren; die Wege, die von Jesus wegführen, zu verlassen; gegen die bösen Neigungen in uns, die jede und jeder kennt, anzukämpfen; unsere Fehler, Schwächen und Sünden nicht zu bagatellisieren, sondern zu bereuen und auch zu beichten; mit Entschiedenheit das Gute zu tun usw. usf. Und das nicht nur alle heiligen Zeiten, sondern jeden Tag! Deswegen ruft uns auch der Apostel zu: „Lasst euch mit Gott versöhnen“ (2 Kor 5,20)!
Gewiss: Echte und wirkliche Umkehr geht nicht im Handumdrehen. Oftmals ist dies ein hartes Ringen mit unserem inneren „Schweinehund“. Doch wenn Maria bei der 2. Erscheinung am 13. Juni 1917 zu Lucia sagte: „Verliere nicht den Mut! Ich werde dich nie verlassen!“, dann gilt dieses Wort der Gottesmutter wohl auch uns. Sie möge uns in unserem Bemühen begleiten.
Liebe Schwestern und Brüder!
Das 2. Stichwort heißt Gebet! Immer wieder forderte Maria bei ihren Erscheinungen in Fatima die Seherkinder auf zu beten, täglich zu beten, den Rosenkranz zu beten, für die Bekehrung der Sünder zu beten!
Beten, das ist das Atmen der Seele. Beten heißt in Kontakt stehen mit Jesus, mit dem lebendigen Gott. Ohne Gebet würde uns als Christen bald die Luft ausgehen. Beten aber ist immer auch ein stellvertretendes Geschehen und Tun. Denn wir stehen ja nicht nur allein vor Gott, sondern immer auch für andere.
Eine Mutter z.B. nimmt sicher, wenn sie in die Kirche geht, ihre ganze Familie mit, und der Pfarrer betet für seine ganze Pfarrgemeinde. Das ist stellvertretendes Beten. Von ihm geht ganz sicher sehr viel Segen aus für unsere Mitmenschen, für unsere Familien, für die Kirche, ja für die ganze Welt.
In diesem Zusammenhang will ich auch ein Wort zum sog. „Sühnegebet“ sagen. Zu Weihnachten singen wir: „Christ ist erschienen, für uns zu sühnen.“ Sühne meint, stellvertretend für die Sünden anderer büßen, d.h. zu beten oder ein Opfer zu bringen. Sühne ist also ein Akt der Wiedergutmachung. Dies ist deswegen möglich und höchst sinnvoll und erstrebenswert, weil wir als Christen alle einen Leib bilden und miteinander in einem lebendigen Austausch stehen.
Auf diesem Hintergrund können wir also mit Fug und Recht beten: „Mein Gott! Ich bitte dich um Verzeihung für jene, die nicht an dich glauben, dich nicht anbeten, auf dich nicht hoffen und dich nicht lieben!“ Dieses Sühnegebet ist im Grunde ein stellvertretendes Gebet für andere! Tun wir deswegen einander diesen Dienst der Liebe. Er kann und wird vielen helfen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Und das 3. zentrale Wort der Botschaft von Fatima heißt Friede! „Betet und es wird Frieden sein“, sagte die Gottesmutter in Fatima! Das war nicht nur damals während des 1. Weltkrieges aktuell, das Gebet um den Frieden ist heute aktueller denn je! Denn die Welt blutet im Großen wie im Kleinen! Krieg, Terror, Unfriede, Gewalt, Mord und Totschlag, Hetzte, Verleumdung, Flucht usw. sind nur einige Stichworte dafür.
Wir wissen es alle: Niemand kann den Frieden erzwingen. Wenn nämlich der andere nicht will, bin ich machtlos. Wenige können den Frieden verhandeln; alle aber können wir um den Frieden beten! Denn alle Menschen sehnen sich nach Frieden. Dieser Friede aber beginnt in der eigenen Familie! Beten wir also mit Maria um den Frieden in unseren Familien, um den Frieden in unserer Kirche und um den Frieden in der Welt. Denn ohne Friede kann niemand leben!
Liebe Schwestern und Brüder!
Dauerhafte Umkehr, beharrliches Gebet vor allem das Rosenkranzgebet und echtes Bemühen um den Frieden, das sind drei zentrale Botschaften von Fatima.
Das Seherkind Franzisco starb 1919 mit 11 Jahren, seine Schwester Jacinta ein Jahr später mit noch nicht 10 Jahren. Papst Franziskus hat sie heuer am 13. Mai in Fatima heiliggesprochen. Und Lucia starb als Ordensfrau 2005 mit 93 Jahren. Und so rufen wir nun voll Vertrauen: U.L.F. von Fatima! Bitte für uns, bitte für unsere Familien und für die ganze Welt! Amen.

Jubiläumsgottesdienst 100 Jahre Fatima

am Samstag, 13. Mai um 8.00 Uhr in Maria Rast mit Hauptzelebrant Dekanstellvertreter Hans Peter Proßegger, Pfarrer Jürgen Gradwohl und Festprediger Dekan Ignaz Steinwender

Liebe Mitbrüder, liebe Pfarrgemeinderäte aus dem Dekanat, liebe Gläubige aus dem Zillertal und darüber hinaus!

Der 13. Mai hat eine besondere Bedeutung im Leben, bei den Päpsten und für die ganze Kirche. Wie mein Mitbruder eben sagte, seit 1917 hat sich die Welt verändert, aber der 13. Mai hat auch eine aktuelle, gegenwärtige Bedeutung, die sollen wir auch bedenken.

Aber zunächst zu den Päpsten: Am 13. Mai 1792 ist Pius IX. geboren. Ein Papst, der wie fast kein anderer marianisch war, der sich auch mit Irrtümern auseinandergesetzt hat, schon damals, die die Botschaft von Fatima betreffen. Am 13. Mai 1981 gab es das Attentat auf Johannes Paul II. der sich wie kaum einer von Maria führen ließ. Aber das entscheidende Ereignis war der 13. Mai 1917. Mitten in einem grausamen Weltkrieg, in dem Jahr, in dem eine furchtbare Ideologie sich erstmals durchsetzte in der Oktoberrevolution, ist die Muttergottes in Fatima erschienen. Es ist derselbe Tag, an dem Pius XII. in Rom zum Bischof geweiht wurde. Und mit diesem Ereignis in Fatima ist eine Botschaft verbunden, die uns ganz tief aufrüttelt und uns sagt: Kehrt um, wendet euch hin zu Gott, betet, tut Buße. Und es ist eine Botschaft, die wie keine andere hineinreicht in das Alltagsgeschehen, in das Weltgeschehen, in das politische Geschehen. Die Botschaft betrifft auch das Phänomen des Krieges. Ursachen und Folgen. Und auch das Phänomen Marxismus unter dem Stichwort politischer Wirkung. Diese Botschaft hat die Welt verändert, den Gang der Geschichte mit beeinflusst.

Und heute sind wir hier am 13. Mai. Heute ist auch ein historischer Tag. Es ist nicht nur ein Gedenken an 100 Jahre Fatima. Heute wird entscheidendes Geschehen: in Fatima wo der Heilige Vater zwei Seherkinder heilig sprechen wird: Jacinta und Francisco. Es wird ein geistliches Ereignis sein mit einer besonderen Wirkkraft, die wir noch nicht abschätzen können. Heute wird in Rom ein junger Amerikaner zum Priester geweiht, dessen Vorfahren aus dem Zillertal stammen. Es ist auch etwas Bedeutendes, schließen wir ihn in unser Gebet ein. Heute ist auch ein wichtiger Tag für unsere Pfarren, für das Zillertal, für jeden uns. Und vielleicht können wir später einmal sagen, an diesem Tag hat etwas Besonderes begonnen. Wir hatten vorgestern einen Vortrag über die Entwicklungen in Europa von einem Politprofi aus Deutschland und er hat am Beginn seiner Ausführungen gemeint, es ist ja schwierig über die Probleme und negativen Dinge zu sprechen, wenn man praktisch im Vorzimmer des Paradieses ist. Er hat die wunderschöne Gegend bewundert und er war zutiefst angerührt von der Schönheit und den Schätzen in unserem Tal, die er während seines kurzen Aufenthaltes bereits entdecken konnte.

Vor eineinhalb Jahren hat mich nach der Heiligen Messe eine Frau auf Englisch gefragt, ob ich ihr Auskunft geben könnte über ihre Vorfahren und wir sind ins Pfarrbüro gegangen und haben es im Taufbuch auch gleich gefunden. Ihr Mann, ihre Tochter und ihr Sohn, eben der junge Mann, der heute geweiht wird, waren dabei und ich habe ihnen das Haus gezeigt, wo ihre Vorfahren herstammen. Und nachher sind wir zum Essen gegangen und der Vater des heutigen Weihekandidaten hat dann gemeint: Der Bischof muss Sie sehr gerne haben, dass er Sie in eine so schöne Gegend schickt. Vielleicht geht es uns heute auch so ähnlich, dass wir einerseits die Schönheiten sehen und erfahren und vielleicht bewusster aufnehmen, die Landschaft, die Tradition, die kulturellen Schätze und zugleich spüren, es ist viel Leid da. Persönliche Schicksale aber auch das Leid, das wir uns gegenseitig zufügen. Wenn wir mit den Nachbarn im Streit sind, wenn es innerhalb der Beziehungen Streit gibt. Vieles was wir Menschen uns sozusagen bereiten, durch die Folgen der Erbsünde, weil dieser Kampf zwischen der Schlange und der Frau eben auch in unserem Inneren da ist. Und zugleich sehen wir heute auch wenn wir wachsam sind, verschiedene dramatische Entwicklungen in unserer Gesellschaft, zB die demografische Entwicklung oder dass das Leben kaum noch geschützt wird. Viele fragen auch: Wie geht es weiter mit dem Wohlstand? Und angesichts der Botschaft von Fatima müssen wir uns auch fragen: Ist nicht auch die Gefahr eines Krieges greifbar? Und wenn wir einerseits diese Probleme vor Augen haben und andererseits die Schönheiten betrachten und empfinden, dann fragen wir uns: Wie können wir mit diesem Widerspruch am besten umgehen? Es gibt einige Versuchung in dieser Situation: die eine Versuchung wäre, dass wir das ganze verdrängen, nach dem Motto, was ich nicht weiß, macht mich nicht heißt. Ich höre nicht hin, lese nichts und kann einfach unbeschwert vor mich hin leben. Oder es die Versuchung da, wir flüchten in Ablenkungen und steigern uns irgendwo hinein, um das größere Ganze einfach zu übersehen und vergessen. Die Versuchung an der Oberfläche zu leben, die Versuchung des Götzendienstes, also irgendwelche Dinge so bedeutsam zu machen, dass sie den Platz Gottes einnehmen, die Versuchung der Zerstreuung, dass wir das Glück dort suchen, wo wir es nicht finden können und in Süchte hineingeraten . Oder die Versuchung der Resignation bis hin zur Verzweiflung.

Aber was ist unsere richtige Antwort, jenseits dieser Versuchungen. Ich möchte drei Punkte aufzählen, natürlich nur exemplarisch. Wir sollen die Wirklichkeit nüchtern sehen. Wir sollen das was ist, uns selbst annehmen. Wir sollen auf diese Situation antworten.

Das erste, liebe Gläubige, das ist das mit sehenden Augen durch die Welt gehen. Sehen heißt auch mit dem Blick des Glaubens, das sehen, was wir in der Lesung gehört haben. Die Feindschaft zwischen der Schlange und der Frau, den geistigen Kampf sehen, der heute überall tobt. Wir wären blind, wenn wir das nicht wahrnehmen würden. Wie Papst Benedikt XVI. 2010 gesagt hat: die Fatima-Botschaft ist noch nicht zu Ende. Wir sollen sehen, welche Entwicklungen und Veränderungen da sind. Wir müssen uns, liebe Gläubige, auch mit der Geschichte befassen, sonst sehen wir nichts, sonst können wir nicht die Zukunft planen, wenn wir nicht wissen, wo die Wurzeln sind. Sehen heißt mit den geistlichen Augen sehen. Paulus sagt, der geistliche Mensch urteilt über alles, weil er in die Tiefe sieht. Wir sollen uns auch selbst betrachten, zur Selbsterkenntnis gelangen. Die Größe und das Elend des Menschen erkennen, unsere erhabene Berufung erkennen, unsere Gottesebenbildlichkeit, die Berufung zur Heiligkeit erkennen, aber auch wissen, dass die Folgen der Erbsünde auch da sind. Wir müssen es wissen, damit wir richtig damit umgehen. Aus den Sehenden sollen wir Annehmende werden. Mensch, die ja sagen zu sich selbst und Gott. Und gerade im Blick auf Fatima sollen wir erkennen, Gott hat uns da hingestellt, wo wir jetzt sind. Dort ist unser Platz. Wir sollen die Umstände und auch die Schwierigkeiten zunächst einmal annehmen. Besonders trifft das auch zu für Leidsituationen. In Fatima ist besonders auch der Gedanke an Sühne wichtig. Sühne bedeutet der Mensch tut etwas, um den Unrat an Schuld und Sünde zu tilgen, der in der Welt als geistliche Wirklichkeit da ist. Es hängt davon ab, ob Menschen Sühne leisten. Von dem hängt auch der Gang der Welt ab. Wenn Menschen in der Lage sind, etwas das Schwierigkeiten bereitet, ein Leid anzunehmen, dann werden sie damit zu einer tieferen Erkenntnis geführt. Menschen, die nicht die Warum-Frage stellen, sondern annehmen, bekommen indirekt oft eine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Das Annehmen führt zu einer inneren Reifung und zu einer Öffnung des Herzen. Wo ein Mensch etwas annimmt in Liebe und im Glauben, dort öffnet sich die Tür für die Gnade Gottes, für die Vorsehung. Dort beginnt Gott im Herzen des Menschen zu wirken. Deswegen liegt in der Annahme des Leiden und in der Sühne überhaupt das größte geistliche Kapital. Davon hängt der Verlauf der Weltgeschichte ab. Und zum Annehmen gehört natürlich dazu, dass wir Gläubige auf die Situation der Welt aber noch mehr auf den Anruf Gottes jetzt in dieser Zeit wirklich antworten.

Wir sollen nicht Getriebene sein in der Welt, die von irgendwelchen Neigungen und Gefühlen oder Meinungen hin und her geschüttelt werden. Wir sollen Geführte sein, Menschen die eine innere Klarheit darüber haben, was gut und böse ist, was ihr eigentliches Ziel ist, was der Weg ist. Menschen, die eben geführt sind und eben in der Lage auch Orientierung zu geben. Wir sollen nicht Kinder der Zeit sein, die wie tote Fische mit dem Strom schwimmen. Wir sollen Kinder der Ewigkeit sein, Kinder Gottes sein. Uns so sollen wir auf die Situation der Welt und auf die geistliche Situation antworten, in dem wir alles, was uns bewegt, was wir erkennen und sehen und was wir anzunehmen haben vor Gott hintragen. Durch das Gebet, durch das regelmäßige Gebet, am besten durch die Anbetung. Denn alles was wir vor Gott hintragen, wird sozusagen hineingestellt in die Vorsehung, in das Wirken Gottes. Gerade dazu hat Jesus uns Maria zur Mutter gegeben. Sie leitet uns dazu an, dass wir alles immer wieder durch sie zu Gott bringen, denn dadurch wird die Geschichte eine Heilsgeschichte. Antworten auf die Verhältnisse heißt auch, liebe Gläubige, umkehren, nicht nur einmal, sondern sich immer wieder neu bewusst zu Gott hinwenden. Und es heißt auch, wir sollen tun, was wir in unserer Lage tun können, was jeder von uns an seinem Platz tun kann. Wir sollen bei jeder Gelegenheit das sagen, was man heute nicht sagen darf, weil es die Political Correctness verbietet. Und wir sollen uns bewusst sein, in der heutigen Welt als Christ zu leben, heißt auch, sich einzusetzen, einen geistigen Kampf zu führen. Zuerst einmal im eigenen Inneren. Wir müssen ringen um eine persönliche Gottesbeziehung. Gott muss uns innerlich werden, im Denken, im Fühlen, ganz im Herzen, so dass wir wirklich mit ihm kommunizieren, wenn wir mit ihm sprechen und noch mehr in der Eucharistiefeier. Es ist ein innerer Kampf um die Tugenden, des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Es ist so: Gott bietet uns alle Schätze an, aber nicht ohne uns, nicht ohne unsere Zustimmung und nicht ohne unser Mitwirken. Und wir sollen den Kampf auch führen in der Gesellschaft, dort wo wir sind: in der Familie, am Arbeitsplatz und auch besonders in der Politik. Die Christen sind gefordert. Und zur Antwort gehört es auch dazu, dass wir die geistlichen Mittel wieder mehr kennen und schätzen lernen. Dass wir wissen, dass das Fasten eine geistliche Kraft ist. Wenn wir diese einsetzen, gibt es Wirkungen. Das Gebet ist eine geistliche Kraft. Am meisten aber die Sakramente.

Über ein Mittel möchte ich noch ganz kurz sprechen. Es ist das was wir heute noch tun werden: die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens. Was bedeutet so eine Weihe. Es bedeutet, dass der einzelne Mensch sagt: Ich übergebe mich Maria. Ich stelle mich bewusst hinein unter ihren Schutz unter ihre Führung. Und Maria stellt mich hinein in das Wirken die Vorsehung. Es ist eine Art Selbstübergabe, die den Menschen nicht unfrei macht, sondern im Gegenteil, dem Menschen die Fülle der Freiheit im Lichte des Glaubens schenkt. Liebe Gläubige, wenn wir heute von diesem Mittel Gebrauch machen und uns bewusst Maria übergeben möchten, dann denken wir noch einmal daran, dass der heutige Tag, der 13. Mai, ein Kairos ist, eine Gunst der Stunde, eine besondere Gnadenstunde. Vielleicht sind heute Menschen da, die ganz unmittelbar eine Berufung empfangen. Vielleicht fallen heute Samen hinein in die Herzen, die heute beginnen zu wachsen, und in 20 oder 30 Jahren geschehen wichtige Dinge, die vielleicht heute wie ein Same begonnen haben. Der heutige 100. Gedenktag der Erscheinungen von Fatima ist für uns ein historisches Ereignis. Gehen wir heute bewusst zu Maria als sehende Menschen, als annehmende Menschen und als Menschen, die antworten auf den Ruf Gottes und auf die Zeichen der Zeit und dann dürfen wir wirklich voller Hoffnung sein, das Gegenteil von der Verzweiflung. Denn es gibt die ganz klare Glaubenswahrheit: der Sieg ist schon vollbracht. Christus, der Herr, hat zu Ostern gesiegt, er hat die Sünde besiegt, er hat den Tod besiegt. Für uns geht es eigentlich nur darum, dass wir auf Seiner Seite sind. Und es ist auch eine philosophische Erkenntnis, die Wahrheit hat ein Sein in sich. Die Lüge hat keinen Bestand. Die Lüge kann momentan mächtig werden, zu einer gewissen Zeit, an einem gewissen Ort. Aber auf lange Sicht hat nur Bestand was aus der Wahrheit ist. Und das, liebe Gläubige, muss uns dem Mut geben, für die Wahrheit des Glaubens, für die Würde des Menschen wirklich einzutreten. Und als Christen dürfen wir Vertrauen haben und das ist auch in den Worten der Muttergottes ausgedrückt: Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!

Predigt zum Nationalfeiertag 2016

Predigt zum Nationalfeiertag, dem 26. Oktober 2016

Bitte um Hilfe Gottes – Gebet für Österreich
„Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott, was Gott gebührt“
Lesung vom Traum Salomons (1 Kön 3,11b-14) und Evangelium: Mt 22,15-21;

Liebe Gläubige!

Heute, am Staatsfeiertag, wollen wir besonders an unser Land Österreich denken und für unsere Heimat beten.
Der Nationalfeiertag wurde eingeführt, nachdem der letzte fremde Besatzungssoldat Österreich am 26. Oktober 1955 verlassen hat. Österreich war wieder frei. Die Freiheit Österreichs wurde erwirkt, erbetet und erlitten. Die selbstlosen Bemühungen von Politkern wie Leopold Figl und das Gebet 100.000 er Menschen, die sich am Rosenkranzsühnekreuzzug beteiligten, haben ein Wunder bewirkt, die Freiheit Österreichs, den Staatsvertrag. Vielleicht war dieses Wunder auch eine Frucht des Leidens vieler Menschen in den KZs etc. Das Wunder kam zustande in einem Klima, in einem Geist des Wiederaufbaues, geprägt von der Einstellung, dass man in der Not alle Kräfte mobilisiert, an sich, an Österreich und an Gott glaubt.

Dankbar die Vergangenheit und kritisch und wachsam die Gegenwart beurteilen
Nun sind es schon 60 Jahre, dass wir ununterbrochen in Frieden leben. Noch nie in der Geschichte Österreichs gab es eine so lange Zeit des Friedens. Heute denken wir dankbar daran, dass wir in Frieden, Wohlstand und mit einem hohen sozialen Niveau leben dürfen.

Gerade deshalb sollten wir aber realistisch die Gegenwart betrachten und Entwicklungen und Gefahren sehen, denen wir ausgesetzt sind.

– Es gibt Bestrebungen, Russland gegen Westeuropa aufzubringen, also reale Kriegsgefahr und es gibt Bestrebungen, den Islam zu radikalisieren und Europa zu destabilisieren.
– Wirtschaftsfachleute sagen, dass der Euro wackelt, das bedeutet die Gefahr einer großen Katastrophe.
– Auf Grund verschiedener Entwicklungen sind soziale Einbrüche vorherzusehen mit allen möglichen Konsequenzen.
– Eine Gefahr anderer Art ist der große Vertrauensverlust gegenüber der Politik und den Medien, die immer öfter den Eindruck erwecken, eher Gehirnwäsche als Information zu betreiben.
– ein weiteres Phänomen unserer Zeit ist die Zurückdrängung christlicher Werte im öffentlichen und im privaten Leben, während der Islam und der Atheismus im Voranschreiten sind. Die schleichende Abkehr von christlichen Grundwerten bedeutet auch, dass die Basis für die Demokratie schmäler wird.

Mit der Hilfe Gottes rechnen – das Beispiel König Salomons

Wenn wir uns fragen, wie wir uns zu bestehenden Entwicklungen stellen sollen, dann ist es einmal hilfreich auf das Beispiel des König Salomon zu blicken, der knapp 1000 vor Christus König in Israel wurde. Als Salomon in jungen Jahren König wurde, da sah er sich mit einer großen Verantwortung konfrontiert und er hatte einen Traum, in dem er sich etwas wünschen konnte. Salomon, der seine Verantwortung vor Gott erkannte, wünschte sich nicht den Tod der Feinde, ein langes Leben oder Reichtum und Ehre, sondern vielmehr ein hörendes Herz, dass fähig sei, das Gute und Böse zu unterscheiden. Dies war eine Bitte um die Hilfe Gottes, um die rechte Gewissensbildung. Dem König Salomon wurde sein Wunsch erfüllt. Er wurde der Inbegriff des weisen Herrschers. Alle anderen Dinge, die er Gott bzw. der Weisheit hintangestellt hatte, wurden im dazugegeben. An ihm wurde schon wirklich, was Jesus später geraten hat. „Suchet zuerst das Reich Gottes, alles Andere wird euch dazugegeben!“ Weil er zuerst die Verantwortung vor Gott sah, weil er mit seiner Hilfe gerechnet hat, deshalb ist er reich beschenkt und ein guter Herrscher geworden, zum Segen des ganzen Volkes.

Mit Gottes Hilfe für unser Land arbeiten und beten

Wenn wir heute dankbar den Staatsfeiertag und damit die Freiheit Österreichs feiern, dann überlegen wir auch, was für Christen wichtig ist, was unser Beitrag sein kann für die Zukunft des Landes.
Erstens ist es einmal wichtig, dass wir immer wieder voll Dankbarkeit bedenken, dass wir eines der reichsten Länder sind. Unser Land hat eine großartige, faszinierende Geschichte, die auch eine Glaubensgeschichte ist. Das sollen wir dankbar sehen. Unser Land hat eine reiche Kultur mit unschätzbaren Werten. Unser Land ist reich an schöner Landschaft und vielen Charismen und Begabungen der Menschen. Wir sollen dies anerkennen, wertschätzen und uns bewusst sein, dass wir berufen sind, diese Werte lebendig zu halten, zu leben und zu entfalten. Jeder Einzelne kann viel dazu beitragen. Hier einige Vorschläge. Wir sollen für die Politiker und alle, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, beten. Die Urchristen haben sogar in Zeiten der Verfolgung für den Kaiser gebetet.Wir sollen nicht nur für die Politiker beten, sondern auch um gute Politiker beten, die ihre Verantwortung vor Gott und für die Menschen erkennen.Wir sollen Gott bitten um ein hörendes Herz, damit wir fähig werden, Gott zu geben, was ihm gebührt und dem Kaiser (dem Land, Staat etc.) was ihm gebührt. Dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, bedeutet ein guter Staatsbürger sein und bereit sein, sich einzubringen. Jeder kann auch im Kleinen viel dazu beitragen und z. B. mithelfen, Vertrauen zu schaffen, Frieden zu stiften, christliche Werte zu fördern, dem Zeitgeist widerstehen und am Aufbau des Landes teilhaben.Wer sich ganz einfach bemüht, die 10 Gebote zu halten und zu leben, der leistet viel die die Grundlagen des Rechtsstaates und der Demokratie.
Mit diesen Gedanken wollen wir jetzt eintreten in die Messefeier, in die Begegnung mit dem Herrn der Geschichte und dem König aller Völker. Beten wir als Glieder des einen Volkes Gottes (Kirche) für unsere Heimat, für unser Land Österreich. Amen.

Predigt z. Installierung d. Pfarrers von Mayrhofen

Predigt
zur
Installierung des neuen Pfarrers
(Mayrhofen, am 25. September 2016)

Lieber Herr Pfarrer Jürgen, lieber Mitbruder Bernhard Augustin,
liebe Eltern, Geschwister und Verwandte des neuen Pfarrers,
liebe Gäste aus dem früheren Wirkungsbereich des Pfarrers, den Pfarren Viehofen, Maishofen und Saalbach!
Liebe Pfarrgemeinde von Mayrhofen!

Wir feiern heute den 26. Sonntag im Jahreskreis mit der traditionell in eurer Pfarre üblichen Schutzengelprozession und in diesem Rahmen wird heute der neue Pfarrer installiert.

Der neue Pfarrer kommt

Euer neuer Pfarrer Mag. Jürgen Gradwohl ist zu Euch gekommen und bereits von vielen herzlich aufgenommen worden. Ihr habt euren bisherigen Pfarrer sehr dankbar und respektvoll verabschiedet und bereitet dem neuen Pfarrer heute auch offiziell einen herzlichen Empfang.
Euer Pfarrer kommt aus einer Familie, so ist es eine besondere Freude, dass die Eltern des Pfarrers und die Geschwister gekommen sind, nochmals ein herzliches Grüß Gott. aus seinem früheren Wirkungsbereich, aus drei Pinzgauer Tourismuspfarren – insgesamt hat er schon in neun verschiedenen Pfarren gewirkt. Aus dem Tourismus kommt er zusätzlich durch seine frühere berufliche Tätigkeit als Koch.
zu Euch, um mit Euch Christ und für Euch Priester zu sein. Er kommt zu den Menschen, er kommt zu vielen Mitarbeitern, den Religionslehrerinnen, den Pfarrgemeinderäten, den liturgischen und vielen weiteren Mitarbeitern, er kommt zu Euch Christen, die ihr Glieder der Kirche seid.
Euer neuer Pfarrer wird heute installiert, d. h. in sein Amt eingesetzt, weil er nicht in eigener Sache kommt, sondern im Auftrag des Bischofs. Als geweihter Priester ist er aus den Menschen genommen um für Gott und die Menschen da zu sein. Der eigentliche Pfarrer von Mayrhofen ist Erzbischof Franz. Jürgen Gradwohl wird an seiner Stelle und in seinem Auftrag hier den Dienst verrichten.

Priestermangel einst und heute
Es ist nicht selbstverständlich, dass ihr wieder einen eigenen Pfarrer bekommt, den ihr mit Brandberg teilen werdet. Es gibt Pfarren in dieser Größenordnung, die keinen eigenen Pfarrer mehr am Ort haben. Ein Vergleich mit früher kann unser Problembewusstsein schärfen. Ich lese öfters in den Pfarrbriefen „Zillertaler Pfarrbote“, die Pfarrer Dr. Krapf, der jahrzehntelang in Mayrhofen seelsorglich gewirkt hat und nach dem auch eine Straße hier benannt ist, in den 30-er Jahren herausgegeben hat. In einem Beitrag beklagte er schon 1933 den Priestermangel, weil damals nicht alle 34 Seelsorgsposten im Zillertal besetzt waren. Er klagte auch darüber, dass weniger Priester aus dem Zillertal hervorkämen als im Zillertal wirkten. Heute sind im Zillertal acht Priester hauptamtlich tätig.
Eine Hauptursache des Priestermangels wird der sein, dass das Bewusstsein darüber, was der Priester ist und was er tun kann, geschwunden ist. Gleichzeitig ist auch das Bewusstsein geschwunden, wer wir als Getaufte sind, was es bedeutet, Christ zu sein. Vielleicht gibt uns Gott genau so viele Priester, wie wir wirklich, im eigentlichen Sinne brauchen. Die Lesungen vom Schutzengelfest können uns einiges über das Wesen des Priestertums und des Getauftseins sagen .

Ich möchte auf zwei Aussagen hinweisen. Im Buch Exodus hörten wir vom Engel. „Achte auf ihn, und hör auf seine Stimme!“ Im Evangelium sagt uns Jesus heute: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ An anderer Stelle sagt Jesus: „Euch aber muss es zuerst um sein Reich gehen. Alles andere wird euch dazugegeben.“
Den Schutzengel beachten heißt Gott beachten, seinen Willen ernst nehmen. Denn es ist die Aufgabe des Schutzengels – und jeder Mensch hat einen eigenen Schutzengel – den Menschen für Gott zu öffnen, dem Menschen als Bote zu helfen, Gottes Willen zu erkennen und den Menschen zu schützen, vor leiblichen Gefahren aber besonders auch vor der Sünde, die unser Heil gefährdet und uns von Gott trennt. Der Schutzengel hilft uns auch, umzukehren und durch die Erkenntnis Gottes vor ihm wie Kinder zu werden und auch so zu handeln. Er hilft uns auch, wirklich das Reich Gottes zuerst zu suchen. Wir sehen gerade in unserer Gesellschaft, dass die Probleme und Konflikte zunehmen, im Kleinen wie im Großen, und dass immer mehr scheinbar unlösbare Situationen entstehen. Gerade hier dürfen wir darauf vertrauen. Wenn wir zuerst das Himmelreich suchen, werden sich viele Dinge wie von selbst regeln und es gibt nicht nur Lösungen, sondern die Erlösung.

Aufgaben von Priester und Getauften

Der Pfarrer hat die Aufgabe, wie wir es zuerst im Dekret des Herrn Erzbischofs vernommen haben, zur lehren, zu leiten und zu heiligen. Es soll die Aufmerksamkeit der Menschen auf Gott lenken, er soll in den Menschen die Sehnsucht nach Gott wecken und ihnen helfen, zuerst sein Reich zu suchen, damit ihnen alles andere dazugegeben wird. Er soll als Mann Gottes Gott zu den Menschen bringen und die Menschen zu Gott führen. Im Tiefsten tut er dies, wenn er in der Messe in Persona Christi spricht: „Dies ist mein Leib“, oder wenn er als Beichtvater die Worte sagt: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“, und damit die Trennung oder Entfernung von Gott aufhebt. Der Pfarrer hat die Aufgabe, die Menschen zu heiligen. Er tut dies vor allem bei der Spendung der Sakramente. Wo immer Heiligung geschieht, wo Menschen sich Gott nähern, dort wird das Himmelreich schon jetzt wirksam. Das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) hat in Erinnerung gerufen, dass alle Getauften berufen sind, nach Heiligkeit zu streben. Es ist eine Schlüsselfrage, dass wir diese großartige Würde verstehen und damit auch die Bedeutung des Heiligungsdienstes des Priesters.

Das Verhältnis zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinde

Ein kurzer Gedanke zum Verhältnis zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinde. Der Pfarrer tritt als Mensch in Beziehung zu vielen Menschen. Er selber und jeder Mensch sind einmalig.
Der Pfarrer hat auch eine Beziehung zur Pfarre. Auch eine Pfarre ist etwas Einmaliges. Jede Pfarre hat eine eigene Geschichte, eigene Besonderheiten, ein eigenes Gepräge. So sagt man gelegentlich: Der Pfarrer ist mit der Pfarre verheiratet.
Der Pfarrer begegnet aber vor allem den Christen als Priester. Er soll ein Mann Gottes sein, der Gott zu denen Menschen bringt oder umgekehrt den Menschen hilft, Gott näherzukommen. Das Verhältnis von Pfarrer und Pfarrgemeinde soll bestimmt sein vom gemeinsamen Ziel, vom gemeinsamen Streben nach Heiligkeit und dadurch von der gemeinsamen Mitte, die Christus ist. Der Pfarrer ist zuallererst auch der erste Vorbeter der Pfarre. Er betet jeden Tag das Brevier, um Gott näher zu kommen und er betet es für seine Gläubigen. Umgekehrt sollen auch die Gläubigen für den Pfarrer beten. Er lebt geistlich vom Gebet der Gläubigen. Wenn Menschen für- oder miteinander beten, dann werden die Beziehungen tiefer und gestalten sich auf der geistlichen Ebene. Dies ist in der Familie so, wenn Eltern für Kinder und Kinder für die Eltern beten, und es ist so, wenn Religionslehrer für ihre Anvertrauten Schüler beten. Denn: Je mehr durch das Gebet füreinander das Reich Gottes anwesend wird, desto reicher und erfüllender wird auch das Verhältnis zwischen den Menschen.

Wünsche für Pfarrer und Pfarrgemeinde

Lieber Herr Pfarrer Jürgen: Im Ernennungsdekret wünscht Dir der Herr Erzbischof, wie wir gehört haben, die Gnade, mit Freude das heilige Amt ausüben zu können, zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen. Genau das möchte ich dir auch heute für deinen Dienst wünschen und euch, liebe Pfarrgemeinde wünsche ich im Grund das Gleiche. Möget ihr durch das gute Zusammenwirken mit dem Pfarrer viele Gnaden empfangen, um mit Freude am Glauben euer Christsein erfüllt zu leben.

So wollen wir jetzt zur Höchstform des Gebetes, zur Mitte des Priestertums und des Christseins, zur Quelle und zum Gipfel, zur Heilige Messe schreiten. Hier liegt unsere Identität, hier handelt ER, Gott an uns, hier beginnt das Reich Gottes. Amen.

Predigt für Radio Maria Sendung 9.7.2016

Messe in Maria Rast mit Radio Maria
9. Juli 2016
Lesungen: Jes 6,1-8; Mt 10,24-33

Gotteserfahrung und Berufung des Jesaja
Liebe Gläubige! Liebe Hörergemeinschaft von Radio Maria!

Die heutige Lesung berichtet von einer außergewöhnlichen Gottesbegegnung, die zugleich zu einem Berufungsgeschehen.
Jesaja sah den Herrn, auf einem hohen erhabenen Thron, der Saum seines Gewandes erfüllt den Tempel, Seraphine sind da und rufen Heilig, heilig, heilig, …. Die Türschwellen bebten und der Tempel füllt sich mit Rauch.
Jesaja ist so überwältigt von dieser Gotteserkenntnis, dass er bei diesen Erhabenen Anblick zugleich erkennt, wer er selber ist, ein Mann mit unreinen Lippen, in einem Volk mit unreinen Lippen; er sagt: Wehe mir, ich bin verloren.
Nach dieser Erkenntnis kommt der Seraphim von Gott her und reinigt die Lippen Jesajas mit einer glühenden Kohle. Jesaja erfährt die Vergebung der Schuld, sogar die Sühnung der Sünden.

Die Erkenntnis Gottes, die Selbsterkenntnis und die Reinigung haben Jesaja ganz frei gemacht. Jetzt kann er auf die Ansprache Gottes „Wen soll ich senden“ in ganzer Freiheit antworten. „Hier bin ich, sende mich.“ Jetzt kann dieser einfache sterbliche Menschen ein Werkzekug Gottes werden, jetzt ist gereinigt, er kann alle Menschenfurcht ablegen, er braucht keine Selbstbestätigung, er braucht nicht das Lob der Menschen, jetzt kann er den Mächtigen Israels widersprechen, jetzt kann er machtvolle Wort finden, Worte, die die wirksam bleiben, Worte die heute in unsere Gottesdienstgemeinde mit ihren Kraft hereinreichen.

Bedeutung der Gottes- und Selbsterkenntnis
Liebe Gläubige! Diese umwerfende Erfahrung, die Jesaja macht, ist uns geschildert, damit wir noch mehr auf das Gewicht seiner Worte achten, sie hat aber auch direkt mit unseren Glaubensleben zu tun. Diese Erfahrung zeigt uns nämlich, was in unserem Glaubensleben entscheidend ist. Die Gotteserkenntnis, die Selbsterkenntnis und damit verbunden die Reinigung und die Sendung des Menschen. Wir gewöhnliche Menschen werden kaum solche tiefgreifenden Erfahrungen machen wie Jesaja, aber gibt auch die Möglichkeit, so zu sagen Schritt für schritt in dieselben Erfahrungen zu machen, hineinzuwachsen in eine tiefere Gotteserkenntnis, in eine vollkommenere Selbsterkenntnis, in das Geschehen der Reinigung und schließlich in die Berufung und Sendung durch Gott.

Die Gotteserkenntnis öffnet und den Blick für die ganze Wirklichkeit. Gott nicht erkennen, hieße unrealistisch sein, am Wesentlichen vorbeizugehen. Die Gotteserkenntnis kann dazu führen, dass wir die irdischen Dinge im wahren Licht erkennen, das wir erkennen, worauf es wirklich ankommt. Die Gotteserkenntnis bewahrt uns vor der Verzweiflung, sie schenkt uns eine neue Freiheit.
Die Selbsterkenntnis, die Erkenntnis der Geschöpflichkeit, die Erkenntnis der Sündhaftigkeit, bewahrt uns vor dem Hochmut, sie befreit vor dem Wahn, alles selbst richten zu können oder zu müssen, sie macht uns frei von der Versuchung, über andere zu richten und zu urteilen.

Die Gottes- und Selbsterkenntnis öffnen in uns das Bedürfnis, die Sehnsucht und den Weg, uns von Gott reinigen zu lassen. Reinigung geschieht durch Akte der Reue, besonders tief im Sakramente der Buße, eine besondere Form ist der Ablass beim Durchschreiten der Heiligen Pforte. Reinigung kann auch gerade dann geschehen, wenn wir in manchen Widerwärtigkeiten, aufreibenden Lebenssituationen oder in bestimmten Leiden die glühende Kohle des Seraphim entdecken, der uns im Durchschreiten durch diese Dinge reinigt und frei macht. Wenn er erkennende Mensch sich reinigen lässt, dann wird er frei von Lob und Tadel, dann bekommt er die innere Stärke des Propheten, für den letztlich nur eines wichtig ist, diesem unendlichen Gott nahe zu sein, in seiner Hand zu sein. Hier wächst das tiefe Vertrauen, in Gottes Vorsehung ganz geborgen zu sein, noch mehr als die Spatzen, von denen keiner ohne den Willen Gottes zur Erde fällt.
Gottes- und Selbsterkenntnis und die damit verbundene Reinigung machen den Menschen frei für das Wort: „Hier bin ich, sende mich.“ Der Mensch kann dann sagen. Ich weiß wer ich bin. Ich bin hier, weil ER, Gott mich hier auf diesen Platz gestellt hat. Und hier an diesem Platz bin ich ganz frei, mich von IHM senden zu lassen. Hier, an diesem Platz bin ich sein Werkzeug. Von hier aus lasse ich mich senden. Hier an diesem Platz möchte ich allein Dir gefallen und alles in der Welt lieben, weil du mein Geliebter es liebst.

Die Heilige Messe als Ort der Erkenntnis, der Reinigung und der Sendung

Liebe Gläubige! Was der Prophet Jesaja mit einer großen Wucht erfahren hat, was in vielen kleinen Schritten in unserem Leben geschehen kann, ein Wachstum in der Gottes und Selbsterkenntnis, die Reinigung durch den Seraphim und schließlich unsere Antwort auf den Ruf Gottes, dass ist im besonders auch ein Geschehen in der Heiligen Messe.
Die Messe ist zuallererst eine Gottesbegegnung. Sie ist so ein Geschehen der Gottes und Selbsterkenntnis. Die Heiligkeit der Liturgie, ihre heilige Ordnung, hilft uns aus der Sphäre des Banalen heraustreten und uns in die Gegenwart Gottes hineinzustellen, uns von ihm ansprechen und berühren zu lassen. Wir treten bewusst vor Gott hin, beim Bußakt in der Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit, beim Wortgottesdienst öffnen wir uns für Sein Wort und damit für tiefere Erkenntnisse, beim Sanktus treten wir sogar ein in den Lobpreis der Engel, um uns dann bei der Wandlung von IHM wandeln zu lassen und uns beim Hochgebet in das Gebet Jesu zum Vater hineinziehen zu lassen. Die Messe ist insgesamt ein Geschehen der Erkenntnis, eine Geschehen der Reinigung, der Heilung und Heiligung, ein Gottesbegegnung. Und so ist die Messe auch der bevorzugte Ort, wo wir Menschen jedes Mal wie der Prophet Jesaja auf den Ruf Gottes antworten können.
Es ist der Ort, wo wir sagen. Herr, hier bin ich. Sende mich. Es ist der Ort, wo wir mit Maria sagen. Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Worte. Der Priester bestätigt diese Erkenntnis mit dem Sendungsauftrag am Schluss der Messe. Wenn er sagt gehet hin in Frieden, dann sollte es, genau übersetzt eigentlich heißen: Gehet hin als Gesandte. Gehet ihn als Menschen, die wirklich bei IHM waren und jetzt als seine Gesandte hinausgehen.
Liebe Gläubige! Lassen wir uns jetzt ein auf dieses Geschehen. Sprechen wir die Worte des Propheten Jesaja. Hier bin ich. Sende mich. Oder sagen wir mit den Worten des Heiligen Petrus am Berg Tabor. Gut, dass wir hier sind.

Predigt für Radio Maria Live Sendung

Predigt in Maria Rast am Hainzenberg mit Radio Maria

28 Mai 2016 Sa, 8. Woche im Jahreskreis

Lesung: Jud 17.20b-25

Liebe Gläubige!

Wir haben heute eine Lesung gehört aus dem Judasbrief. Dieser dürfte um das Jahr 90 herum geschrieben worden sein und richtig sich an Gemeinden, in den der Glaube schon Fuß gefasst hat, die aber gefährdet sind von Müdigkeit, von der Aufweichung des Glaubens durch Irrlehren und alle möglichen Strömungen.

Im Anfang dieses Briefes ermahnt der Schreiber die Gläubigen, für den überlieferten Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal anvertraut ist.

Die Irrlehrer, ihr Auftreten ihr Weg und das Gericht über sie

Im ersten Teil handelt der Brief dann von den Irrlehrern, die sich eingeschlichen haben, von ihrem Auftreten, ihrem Weg und dem drohenden Gericht über sie. Sie führen ein zügelloses Leben und verleugnen Christus als einzigen Herrn und Herrscher. Sie lästern über alles, was sie nicht kennen, sie sind den Weg Kains gegangen, sie sind ein Schandfleck beim Liebesmahl, an dem sie ohne Scheu teilnehmen und es sich gut gehen lassen, sie sind Hirten, die eine Weise für sich selber suchen, sie sind wie Sterne, die keine feste Bahn haben. Sie sind Nörgler, immer unzufrieden mit ihrem Geschick; sie lassen sich von ihren Begierden leiten, sie nehmen große Worte in den Mund und schmeicheln den Menschen aus Eigennutz. Es sind Spötter, irdisch gesinnt, die nicht den Geist besitzen und die Einheit zerstören.

Ermahnung und Ermutigung der Gemeinden

Vor diesem Hintergrund ermahnt der Schreiber die Gemeinden, er ermutigt und bestärkt sie, indem er ihnen sagt, was wichtig und erläutert ihnen das Verhalten gegenüber Zweiflern und Abgefallenen. Er nennt als Ermahnung vier Punkte. Es geht um die Reinheit des Glaubens (sie sollen sich auf den hochheiligen Glauben gründen und darauf weiterbauen), das Gebet in der Kraft des Heiligen Geistes, das Festhalten an der Liebe Gottes und das Warten auf das Erbarmen Jesu Christi. Der Zweifler sollen sie sich erbarmen und den Abfall verabscheuen.

Zeitlose Bedeutung der vier Punkte

Diese Ermahnungen oder besser gesagt Ermutigung des Apostels sind zeitlos gültig, einmal deshalb, weil sich die Irrtümer immer wiederholen, auch wenn manche glauben, sie neu erfunden zu haben, sie sind vielleicht besonders bedeutsam, weil wir heute offenbar wieder urkirchlichen Verhältnissen entgegengehen.

Zum Ersten: Die Gläubigen sollen auf den hochheiligen Glauben bauen und daran weiterbauen. D. h es geht um die Reinheit und Klarheit des Glaubens. Je reiner und klarer der Glaube ist, desto tiefer kann er alle Bereiche unsers Seins durchdringen, desto mehr wird er uns im wahrsten Sinne des Wortes erfüllen. Weiterbauen am Glauben bedeutet dann den Versuch, diese Reinheit zu bewahren und zu vertiefen, immer mehr innere Klarheit zu gewinnen.

Wo die Klarheit des Glaubens verloren geht, dort sinkt die Motivation, dort entsteht Überdruss. Dort nisten sich bald immer mehr Irrtümer ein und Laster machen sich breit.

Zum Zweiten: Die Reinheit des Glaubens wirkt sich aus auf das Gebet. Je reiner der Glaube, desto mehr kann das Gebet im Heiligen Geist stattfinden, desto mehr kann es ein inständiges Gebet werden, ein gottgefälliges Gebet. Ohne Klarheit im Glauben kann das Gebet absinken in ein bloßes Selbstgespräch, ohne Klarheit im Glauben können religiöse Feiern herabsinken zu selbstgemachten Veranstaltungen.

Zum Dritten: Die Klarheit im Glauben und des inständige Gebet verbinden sich mit dem Festhalten an der Liebe Gottes. Gott tritt so sehr in den Mittelpunkt, dass der Mensch in seiner Liebe bleiben kann und selbst liebend antworten kann. Wenn Gott im Mittelpunkt des Glaubens und des Gebetes ist, dann wird er auch zum Mittelpunkt des Lebens.

Zum Vierten: In der Klarheit des Glaubens , durch das Gebet im Heiligen Geist und in der Liebe zu Gott bleibt der Mensch immer ausgerichtet auf das Größere. Er wartet auf die Vollendung durch den Herrn, auf das ewige Leben.

Kämpfen mit der Macht Gottes

Liebe Gläubige! Wenn wir kämpfen um den überlieferten Glauben, wenn wir ringen um ein innerliches Gebet und uns mühen, in der Liebe zu bleiben, dann dürfen wir das tun in der Gewissheit, dass Gott die Macht hat, uns vor jedem Fehltritt zu bewahren, damit wir einmal untadelig und voll Freude vor seine Herrlichkeit treten können.

Maria, unsere Mutter, verkörpert in sich die Fülle und die Reinheit des Glaubens, die Lauterkeit des Gebetes und die Gnadengabe der Liebe. Sie möge uns beistehen auf unserem Weg. Amen.

Bezirkserntedankfest 2015

Predigt zum Bezirkserntedankfest in Zell am Ziller
11. Oktober 2015

Unser Land, unsere HeimatLiebe Landjugend! Liebe Ehrengäste aus Politik und Landwirtschaft! Liebe Vereine! Liebe Gläubige!
Das Thema des heutigen Tages ist das Thema jeden Sonntags, Gott danken, Gott preisen, seine Erlösungstat feiern, um an dessen Früchten teilzuhaben.
In dieses Thema fließt heute Erntedank ein und das Thema der Landjugend: unser Land, unser größtes Gut, eigentlich das Thema Heimat.

Beim Propheten Joel kommt der große Jubel und die Freude über die Ernte zum Ausdruck, im Evangelium des heutigen Tages geht der reiche Jüngling von Jesus weg, weil er an seinem Vermögen hängt. Dort die große Freude über die vielen Gaben, hier die Traurigkeit trotz des Reichtums. Denken wir darüber nach im Hinblick auf das heutige Leitthema Land oder Heimat!

Fragen wir uns zunächst, was ist eigentlich Heimat, wo ist Heimat? Eingangs hat der Bezirksleiter bereits einige schöne Worte dazu gefunden.
Heimat ist ein Ort, wo Menschen sich kennen, schätzen, gern haben, Heimat ist in der Familie, wo man sein kann, wie man ist, Heimat kommt zum Ausdruck in der Sprache, durch die wir uns verstehen, durch die wir tiefere Empfindungen ausdrücken, Heimat verbinden wir mit dem Hof, dem Haus unserer Kindheit, wir verbinden Heimat mit unserer schönen Landschaft, Heimat erleben wir in unserem Dorf mit seinen Besonderheiten, zur Heimat gehört auch die Geschichte des Landes, unserer Väter, die Wurzeln, aus denen wir hervorgegangen sind. Heimat ist dort, wo ein Mensch eine positive Identität findet und diese mit ganzen Herzen bejaht. Am tiefsten wird Heimat wirklich, wenn der Menschen seinen eigentlichen Ursprung, Gott, berührt oder besser gesagt, wenn er von dem berührt wird, dem er sein Dasein verdankt, von dem er sich geliebt und angenommen weiß.

Bei diesem Nachdenken können wir auch die Frage stellen. Haben wir Heimat automatisch, wie gelingt Beheimatung, wie steht es um unser Land? Ist es überhaupt noch unser Land, unsere Heimat? Könnte es auch sein, dass uns die Heimat sozusagen von Innen her entschwindet?
Denken wir z. B. an das Abnehmen der Achtung, den rauer werdenden Ton im Umgang, denken wir daran, wie vielen Belastungen und Versuchungen die Familien ausgesetzt sind, denken wir an unsere Sprache, die vergendert wird, an die Lieder, nicht oft gar nicht mehr heimatlich anmuten, denken wir an die Arbeit am Hof, wo die Beziehung zur Scholle durch die Agrarbürokratie überlagert wird, und wie steht es mit unserer Geschichte? Kennen wir sie noch, sind wir stolz auf sie oder wissen wir nur mehr die Vorurteile und Verdrehungen, die uns ständig serviert werden? Und die Kernfrage: Wie steht es mit unserem Glauben? Sind wir stolz darauf? Stehen wir fest im Glauben?

Wir wollen aber nicht bei kritischen Fragen stehen bleiben, das tun ohnehin andere genug, sondern wir wollen uns fragen: Wie kann unsere Identität wachsen, wie kann unsere Heimatbewusstsein gestärkt werden? Was ist unser Beitrag, damit unser Land unser größtes Gut ist und bleibt. Die Antwort gibt uns Jesus indirekt im heutigen Evangelium.

Der Jüngling im heutigen Evangelium ist reich. Er hat ein großes Vermögen. Er ist auch geistig reich. Er hält alle Gebote. Aber: Er hängt an vergänglichen Dingen und findet nicht die Kraft, loszulassen und dem Ruf Jesu zu folgen. Er findet nicht die Kraft, sich zum Höheren aufzuschwingen.

Natürlich ist dieses Beispiel nicht einfach übertragbar. Dieser einmalige Ruf Jesu, alles zu verkaufen und ihm in dieser besonderen Weise nachzufolgen, ergeht nicht an jeden von uns, aber in dieser Stelle ist eine Grundbotschaft enthalten, die jeden von uns betrifft. Es geht um die Frage, ob wir am Reichtum hängen oder ob wir unser Herz an Gott hängen.
Für jeden von uns stellt sich die Frage: Wofür lebst du? Woran hängst du Dein Herz? Hängst du dein Herz an vergängliche Dinge, oder hängst du dein Herz an Gott? Gibt es etwas Vergängliches, ohne das du nicht sein kannst, oder kommt wirklich Gott zuerst?

Wenn wir unser Herz an Vergängliches hängen, dazu gehören auch Personen, dann ereilt uns die Traurigkeit dieser Welt. Denn nichts Endliches kann unsere Sehnsucht stillen. Wenn wir unser Herz an Gott hängen, dann sind wir ganz frei, dann können wir ganz froh sein, dann können wir irdisch gesehen reich sein, ohne gebunden zu sein.

Wenn wir unser Herz an Gott binden, wie es unsere Väter im Herz-Jesu-Gelöbnis taten, dann haben wir die einzig wahre, dauerhafte und tragbare Identität in IHM, dann haben wir Heimat in tiefstem Sinne und dann können uns Familie, Arbeit, Hof, Gemeinde noch tiefer zur Heimat werden.

Wenn wir den Ruf Jesu mit großzügiger Bereitschaft beantworten, dann können wir aus ganzem Herz sagen, das ist unser Land, unser größtes Gut, es ist dann unser heiliges Land Tirol. Heilig deshalb, weil es uns von Gott geschenkt ist, heil, weil wir mit IHM verbunden als freie, erlöste Christen in diesem Land leben.

Daraus erwächst die Verantwortung und der Auftrag, das Land heilig zu halten, die Heimat zu schützen von äußeren und inneren Bedrohungen, unsere Beziehungen, die Familie, die Sprache zu pflegen, die Geschichte zu achten und schließlich den Glauben hochzuhalten.

Gerade dann, wenn wir Gott an die erste Stelle stellen, dann werden unser menschliche Beziehungen eine ganz neue Qualität erhalten, dann werden unsere Familien Hauskirchen, dann wird unsere Arbeit ein Dienst an Gott, dann wird uns alles zur Heimat, dann können wir selbst Identität stiften, schaffen und ausstrahlen.

Wenn wir jetzt Erntedank feiern, dann wollen wir unser dankbares Herz öffnen zu Gott, wir wollen jubeln und ihm danken für alle die Wohltaten.
Indem wir die heilige Messe feiern, gehen wir zu dem, an dessen Herz sich unsere Väter gebunden haben, zu dem, der uns am tiefsten Punkt der Seele jene Identität gibt, die uns alles zu Heimat werden lässt.

Herz Mariä Samstag

Unbeflecktes Herz Mariä
Predigt in Maria Rast, Radio Maria
12. Juni 2015

1I Geschichte der Herz-Mariä Verehrung
Liebe Gläubige! Liebe Hörergemeinschaft von Radio Maria! Die Verehrung des Herzens Mariä geht schon zurück auf Kirchenväter, hat im 13. Jahrhundert besondere Impulse erhalten und hat sich im 17. und 18. Jahrhundert besonders entfaltet. Wenn man die Entwicklung der Neuzeit betrachtet, die man auch als eine Bewegung einer Art Emanzipation von Gott sehen kann, dann sieht man parallel dazu in der Geschichte der Spiritualität eine Entfaltung der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu und auch der Herz-Mariä-Verehrung. Je mehr der Mensch in den Vordergrund tritt, desto mehr wird in der Spiritualität der Kirche das Herz des Gottmenschen und Herz Marias betrachtet und verehrt, damit der Mensch Gott in seiner Mitte, in seinem Herzen bewahren kann. Am Höhepunkt des Ersten Weltkrieges, kurz vor der Oktoberrevolution in Russland, deren Folgen bis heute andauern und bisher mehr als 100 Millionen Opfer gefordert hat, ist die Mutter Gottes in Fatima erstmals erschienen und hat in ihren Botschaften einen mächtigen Impuls zur Verehrung des unbefleckten Herzens Mariä gegeben.
Das Fest des unbefleckten Herzens Mariä einen Tag nach dem Herz-Jesu-Fest verdeutlicht uns auch die innige Verbindung dieser beiden Herzen. Maria hat Jesus empfangen, unter ihrem Herzen getragen, ihn in Nazareth erzogen, mit ihrem Herzen sein Wirken begleitet und schließlich sein Leiden mütterlich mitleidend in ihrem Herzen miterlebt. Ihr Herz ist so wie ein Spiegel des Herzens Jesu, eine Wohnstätte der göttlichen Geheimnisse, denn Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

2) Das unbefleckte Herz Marias
Was, liebe Gläubige verstehen wir unter dem unbefleckten Herz Mariens. Was heißt unbefleckt. Mit drei Worten könnten wir es näher beschreiben, rein, heilig und vollkommen.
Maria ist rein, das heißt, in ihrem Herzen ist nichts, das ihre Liebe trübt, nichts, das irgendetwas verdunkeln könnte, nichts Unklares, alles ist schön, eben rein.
Das Herz Mariä ist heilig. In ihm ist alles heil, alles passt zusammen, alles ist sozusagen in der rechten Ordnung.
Das Herz Marias ist vollkommen, d. h. es ist ganz, es ist voll der Gnade, in ihrem Herzen ist nichts, was diese Gnade vermindern würde, es ist ein Ort des himmlischen Friedens.

Im Herzen Mariens ist alles in einer heiligen, göttlichen Ordnung, es ist ein Mikrokosmos der Liebe, in liebendem Einklang mit Gott, mit sich, den Menschen, mit dem Kosmos.

3) Die befleckte Menschheit – Globalisierung der Sünde
Vielleicht können wir das unbefleckte Herz besser verstehen, wenn wir das Gegenteil betrachten, die Welt, den Menschen, die ganze Schöpfung in ihrer Zerrissenheit, in ihrem Aufruhr, in ihrer Unruhe, in ihrer Ungeordnetheit.
In der Neuzeit hat der Mensch viele Fortschritte gemacht, die viele Möglichkeiten zum Guten enthalten, aber: Durch verschiedene Irrtümer kann dieser Fortschritt zur Gefahr für den Menschen selbst werden.
Der Mensch ist vielfach vom Gärtner, der den Garten Gottes hegt und pflegt, zum Macher geworden, der alles selbst in die Hand nimmt und die Gesetze Gottes beiseite lässt.
Der Mensch ist vielfach vom Beschützer zum Unterdrücker geworden. Der Mensch ist vom Empfänger der Gaben Gottes zum Nehmer geworden.
Der Mensch, der in seinem Herzen keinen Platz mehr für Gott hat, befleckt sich unablässig, er wird von einer Gier erfasst, dieses Herz mit anderen Dingen zu füllen, mit Macht, mit Ehre, mit Geld. Er wird zum Sklaven der Dinge. Er rebelliert gegen Gott, der Nächste wird ihm zum Konkurrenten und er wird sich selbst zum Feind.

Solche Entwicklungen gehen vielfach auf einen Grundirrtum zurück, auf den Glauben, der Mensch könne selbst das Paradies machen, und zwar gleich und hier auf Erden. Wir erleben heute den Höhepunkt einer Entwicklung, eine Globalisierung der Unordnung, wo zentral von oben gesteuert, die Ordnung Gottes bekämpft, die Sünde propagiert wird. Hier geht es letztlich um die in der Fatimabotschaft angedeuteten Irrtümer Russlands, die in der ganzen Welt verbreitet werden, eine materialistische Sicht der Arbeit und der Wirtschaft als Prozess, der den Menschen zum Rädchen degradiert, der Kampf der Geschlechter, die Zerstörung der Familie, wie sie die Genderideologen betreiben usw.

4) Das unbefleckte Herz Marias wird triumphieren

Liebe Gläubige! Wenn wir heute konfrontiert sind mit einem Triumph der Sünde, der Widernatürlichkeit, dem Triumph der Macher, der Ideologen, dann sollen wir vor solchen Entwicklungen nicht wie gelähmt sein, sondern an die große Verheißung Marias in Fatima denken. Am Ende wird das unbefleckte Herz triumphieren.
Jemand hat einmal gesagt, die Menschen verzeihen einiges, Gott verzeiht alles, die Natur verzeiht nichts. Jeder vernünftige Mensch weiß, wenn man gegen die Natur handelt, dann zieht man auf lange Sicht den Kürzeren. Genauso ist es mit der Ordnung des Geistes und mit der Ordnung der Liebe. Gott verzeiht alles, wenn wir umkehren. Aber: Alles, was nicht in dieser Ordnung ist, hat ohne Umkehr auf Dauer keinen Bestand, es hat schon jetzt kein wirkliches Sein, es ist nur Schein. Jede Unordnung zerstört sich auf Dauer von selbst.
Der globalisierten Unordnung steht das unbefleckte Herz Mariens gegenüber. Die Globalisierung der Liebe geht vom Herzen Mariens, vom Herzen einzelner Menschen aus.

Das unbefleckte Herz Mariens weist uns wie ein Spiegel hin zum Herzen Jesu, dem Zentrum, einem unendlichen Meer der Liebe. Das unbefleckte Herz Mariens verehren heißt, sich wie der Apostel Johannes, an die Brust des Meisters lehnen, aus der Quelle lebendigen Wasser trinken. Es heißt, sich im Sein verankern, sich auf festen Grund stellen, sich auf die Seite dessen begeben, der schon gesiegt hat.
Wenn wir die Botschaft von Fatima ernst nehmen, umkehren, täglich den Rosenkranz beten, Gott anbeten, Sühne leisten und das unbefleckte Herz Marias verehren, dann wird Gott in uns, in unseren Herzen das Feuer seiner göttlichen Liebe entzünden, ein Feuer, das unwiderstehlich ist, allem standhält und mitten im Kampf der Geister eine innere Ruhe gibt, in der der Triumph des unbefleckten Herzens Marias schon verborgen da ist. Amen.

Predigt zur Einweihung der Fatimakapelle

Predigt in der Franziskanerkirche in Salzburg
in der Messe vor der Segnung der Fatimakapelle
und Einsetzung einer Engelbertreliquie
durch den Herrn Erzbischof
13. Mai 2015, I. Steinwender

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Ich möchte euch jetzt einladen, nachzudenken über die bevorstehende Segnung der neu renovierten Fatimakapelle und der Einsetzung einer Engelbertreliquie, und zwar unter dem Gesichtspunkt des morgigen Festes Christi Himmelfahrt. Mit der Himmelfahrt Christi hat eine neue Zeit begonnen.

Mit Himmelfahrt beginnt eine neue Zeit

Es kam das Gebet um den Heiligen Geist und mit Pfingsten die Zeit des Heiligen Geistes, die Endzeit, die andauern wird bis zur Wiederkunft des Herrn.Dies ist zugleich die Zeit der Kirche, geboren, hervorgegangen aus der Seite Christi, ausgestattet mit dem Missionsauftrag, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden und bestimmt, den Weg durch die Zeit zu gehen um dann im himmlischen Jerusalem als Braut Christi verherrlicht zu werden.
Damit beginnt die besondere Zeit des Glaubens: Die Apostel haben Jesus gesehen, jetzt werden sie ihn mit geistlichen Augen sehen, mit den erleuchteten Augen des Herzens, jetzt beginnen sie zu erkennen und tiefer zu verstehen, was der Herrn ihnen früher gesagt hat, jetzt wird ihnen durch den Heiligen Geist bewusst, zu welcher Hoffnung sie berufen sind, jetzt erfahren sie immer tiefer, welchen Reichtum Gott seinen Heiligen schenkt, wie der Apostel Paulus den Ephesern schreibt.

Fatimakapelle und Engelbertreliquie
Auf diesem Weg durch die Zeit wird die Kirche mit der Hierarchie und dem Volk geführt und getragen von Maria, der Mutter Gottes, der Braut des Heiligen Geistes, der Mutter der Kirche und von den vielen bekannten und verborgenen Heiligen.
Wenn unser Herr Erzbischof heute die neu renovierte Fatimakapelle in dieser schönen Marienkirche segnet un