
60.000 km für den Herrn – Predigt von Dekan Ignaz Steinwender beim Begräbnis von Ludmilla Fuchs
Lesungen: Röm 8,11.14-17; Lk 10,28-42
Liebe Töchter Waltraud und Angelika mit Familien, liebe Mitbrüder Hans Peter und James, liebe Bekannte und Verwandte von Ludmilla, liebe Pfarrgemeinde, liebe Kirchdorfer, liebe Mesner, liebe Anbeter!
Wir wollen heute als Gebetsgemeinschaft für eine Beterin besonders beten, für unsere Ludmilla! Wir tun dies im Heiligen Jahr, im Herz-Jesu Monat Juni, am 13. im Gedenken an Fatima sowie am Fest des Heiligen Antonius.
Davor ein paar Anmerkungen zum Leben, zur Gottsuche und zum Leiden unserer lieben Ludmilla im Lichte des Wortes Gottes!
Zu ihrem Leben:
Ludmilla ist am 22. 10.1949 in Radenthein in Kärnten geboren und dort aufgewachsen. Sie kam schon sehr früh von zu Hause weg und wurde in das Leben hineingeworfen, sie hat verschiedene Berufe ausgeübt, geheiratet und zwei Töchtern das Leben geschenkt. In ihrem Leben ist nicht alles harmonisch verlaufen. Sie erzählte mir einmal, dass sie sich am Sterbebett mit ihrem Ex-Mann versöhnt hat. In ihrem Leben erkennt man auch irgendwie, dass Gott auf krummen Zeilen gerade schreibt.
Die Suche nach Gott:
Ludmilla war irgendwie wohl immer auch eine Suchende. Ihre Suche nach Glück, nach Erfüllung mündete in die Gottsuche. Als sie noch in St. Ulrich wohnte, erlebte sie eine Art Bekehrung. Sie fing an, in der Schrift zu lesen, zu beten, später kam ein Katechistenkurs dazu. In Kirchdorf, wo sie bei ihrer Tochter wohnte, hat sie sich als Mesnerin engagiert. In ihrer Gottsuche hat sie einen großen praktischen bzw. geistlichen Schritt nach vorne getan, sie ist vom Gebet zur Anbetung vorgestoßen. Ludmilla hat erkannt, dass es die höchste Form von Gebet ist, wenn man einfach da ist und beim Herrn verweilt, so wie es Maria in Bethanien tat, als sie die Gunst der Stunde erkannte und beim Herrn war.
Es war vor ziemlich genau zehn Jahren, als wir in der Pfarre Zell dabei waren, eine ewige Anbetung aufzustellen und schon ziemlich weit waren, aber doch noch eine große Hürde zu bewältigen war, da läutete eines Tages das Telefon und Ludmilla war am Apparat. Sie hatte durch den Zillertaler Glaubensboten von der ewigen Anbetung erfahren und sagte mir, sie wolle fix drei Stunden pro Woche übernehmen, von 00.00 – 03.00Uhr. Dabei sagte sie einen sehr bedeutsamen Satz. Wir haben so viel gebetet, jetzt ist es Zeit, anzubeten. Für uns war diese Anmeldung eine große Ermutigung. Und Ludmilla ist vom Beginn an (August 2015) jede Woche einmal in der Nacht die 80 Kilometer nach Zell gefahren, und dies bei jeder Witterung, um anzubeten. Ich habe einmal nachgerechnet, Ludmilla ist über 60.000 Kilometer gefahren, um beim Herrn vor dem Allerheiligsten zu verweilen. Einmal sagte sie mir, wenn zwei Stunden vorüber sind, wenn es so 02.15 Uhr ist, dann werde ich ungeduldig, weil mir die Zeit zu kurz wird. So viel hatte sie dem Herrn zu sagen oder von IHM zu empfangen. Nach etwa fünf Jahren hat sie auf zwei Stunden reduziert und nach 7 1/2 Jahren ist sie dann ganz zu uns in die Pfarre gekommen – ganz bewusst am Lichtmesstag, dem zweiten Februar – und in das Mesnerhaus eingezogen, um hier den Lebensabend zu verbringen.
Da sie auch das Charisma der heiligen Martha hatte war sie sofort in der Sakristei, um mitzuhelfen. Sie hat sich gefreut, jeden Tag in der Früh die Kirche aufsperren zu können um den Herrn zu begrüßen. Sie hat sich im Haus engagiert und war ein hervorragende Köchin. Natürlich hat sie wie bisher weiter angebetet und so die Charismen von Martha und Maria verwirklicht.
Durch das Leiden zur Herrlichkeit
Im Herbst hatte Ludmilla noch manche Pläne. Sie dachte daran, wieder Schifahren zu gehen und bat ihre Tochter, eine Saisonkarte zu besorgen, doch dann kamen bald nach dem 75. Geburtstag plötzlich gesundheitliche Einbrüche, die mit einem Sturz begannen.
Als sie vor einigen Monaten die schreckliche Diagnose bekam, Gehirntumor, nicht heilbar, austherapiert, da sagte sie der Pfarrsekretärin Gerda, das sie sich nun auf den Himmel freut und froh sei, dies für den Herr zu erleiden, Hallejuja! Mir sagte sie zweimal die Worte des Propheten Jeremia: Der Herr hat Pläne des Heils, nicht des Unheils.
Ich bin mir sicher, Ludmilla hat in der ganzen Dramatik so eines schrecklichen Leidens versucht, dieses mit dem Leiden des Herrn zu verbinden. An ihrem Sterbetag, den Pfingstmontag, hieß es am Schluss der Lesung, die wir heute hörten: „Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden.“ Und der Apostel Paulus sagt den Römern: Die Leiden dieser Welt sind nichts im Vergleich zur Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
Wir Christen glauben an die Herrlichkeit Gottes und die Herrlichkeit bei Gott. Das steckt das Wort Herr drinnen. Das Größte, Schönste und Erfüllendste nennen wir Herrlichkeit. Wir sind berufen, einmal ganz und für immer bei Gott, bei ihm, beim Herrn, eben in der Herrlichkeit zu sein, wo es keine Klage mehr gibt, keine Trauer, keinen Schmerz, sondern Friede und Freude im Heiligen Geist.
Die Anbetung des Allerheiligsten, das Verweilen vor ihm, ist neben dem vielfachen Segen, den es bringt, eine Vorbereitung, eine Einübung und eine Hinführung zur endgültigen Begegnung mit dem Herrn, wenn wir im Tod vor sein Angesicht treten.
Jetzt wollen wir als betende Gemeinschaft, als Trauergemeinde und als glaubende Gemeinde dem Herrn danken, dass uns Ludmilla geschenkt war, ihrer Familie, der Pfarre Kirchdorf und unserer Pfarre und für vieles, das wir von ihr erfahren durften und besonders auch für ihr Glaubenszeugnis. Wir wollen jetzt in unserer menschlichen Weise vor dem Herrn hintreten, mit unserer lieben Ludmilla, um für sie zu beten. Herr, du hast Pläne des Heils, nimm alles Unvollkommene von ihr, lohne ihr alles Gute und schenke ihr die ewige Herrlichkeit bei Dir im Himmel. Amen.





