Wort des Tages – Näher mein Gott zu Dir!
Die Botschaft des Grabes
Zu Allerheiligen, genauer genommen zu Allerseelen, kommen viele Gläubige zu den Gräbern ihrer Angehörigen, der Vorfahren, Geschwister, oder auch zu ihren Kindern.
Der Besuch des Grabes ist zumeist mit tiefen Empfindungen verbunden. Am Grab spürt man seinen Ursprung, man denkt an die Vorfahren, man weiß sich in einer Linie, am Grab denkt man daran, dass man sterblich ist, dass für jeden der Zeitpunkt kommt, von dieser Welt abzutreten, am Grab werden viele Probleme relativ, Dinge, über die man sich im Alltag aufregt. Am Grab gibt es eine große Scheidung der Gedanken. Für manche ist das Grab das Ende, ein Symbol der Vergänglichkeit ohne Hoffnung, der Gläubige darf sich gewiss sein, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Lebens ist. Für ihn wird das Grab im Denken an das leere Ostergrab Christi zum Zeichen der Hoffnung. Der Gläubige kann durch das Kreuz, das am Grab steht, zur Auferstehung blicken. Er darf die Gewissheit haben, dass Tod und Sünde durch das Kreuz besiegt sind. So ist für ihn das Grab ein Zeichen der Hoffnung.
Kommt zu den Gräbern
In der Öffentlichkeit ist durch Zeitungsberichte und kirchliche Verlautbarungen der Eindruck entstanden, die Gläubigen sollten heuer nicht zu den Gräbern kommen. Das ist natürlich falsch. Die Gläubigen sollen beim Besuch der Gräber die Abstände einhalten und danach trachten, nicht alle zugleich zu kommen. Aus diesem Grund werden die allgemeinen Friedhofsfeiern heuer nicht öffentlich angesagt stattfinden. Selbstverständlich werde ich als Pfarrer zu Allerheiligen und am Allerseelentag die Gräber segnen. Und wir werden heuer drei Totengedenken in der Pfarre (Pfarrkirche und Kirche Ramsau) halten, eines am Ende des 09.00 Uhr Pfarrgottesdienstes am Allerheiligentag, ein Totengedenken am Ende des 10.00 Uhr Gottesdienstes in Ramsau und dann das Totengedenken im Anschluss an den um 13.30 Uhr stattfindenden Rosenkranzes in der Pfarrkirche.
Gerade heuer denke ich, dass es sehr wichtig ist, die Gräber zu besuchen. Das Gebet für die Verstorbenen, der Gedanke an die Auferstehung, die lebendige Verbindung mit unserer Herkunft und der Blick auf die Ewigkeit können uns frei machen von der einseitigen Fixierung auf das, was uns Medien und Politik als das Wichtigste einzureden versuchen.
Vom Grab zur Kirche
Viele Leute gehen zum Grab, weil es für sie der Ort ist, wo sie den Verstorbenen besonders nahe sind. Wir haben das Glück, dass der Friedhof direkt bei der Kirche ist, übrigens einer der schönsten Friedhöfe, was Gäste auch immer wieder bewundern. Dadurch wird eine Wahrheit deutlich, dass wir als Kirche eine lebendige Gemeinschaft sind. Durch die Kirche sind wir verbunden mit den Engeln, den Heiligen und auch unseren lieben Verstorbenen. Durch den Tod wird die Verbindung der Getauften nicht aufgehoben. Deshalb wäre es gut, hilfreich und geistlich förderlich, jeden Friedhofsbesuch mit einem Kirchenbesuch zu verbinden. In der Kirche, vor dem Tabernakel, in der Gegenwart des Herrn, ist man den Verstorbenen noch Näher als beim Grab. Das bewusste Verweilen in der Gegenwart Christi kann uns helfen, diese lebendige Beziehung zu erfahren. Die gefühlsmäßige Verbindung, die wir beim Besuch des Grabes, vielleicht bei einem vertrauten Zwiegespräch mit dem Verstorbenen spüren, ist bei der Heiligen Messe real.
Die größte Nähe zu den Verstorbenen
Unser hervorragender Kirchenchor singt oft bei Begräbnissen das Lied „Näher mein Gott zu dir!“ Dieses Lied drückt eigentlich das Lebensprogramm des Christen aus, unser Leben soll ein Weg sein, wo wir dem wiederkommenden Herrn entgegengehen, ihm immer näher kommen. Es drückt auch den Wunsch an die Verstorbenen aus, sie mögen nun ganz und für immer in die Nähe Gottes kommen. Einen Vorgeschmack dieser Nähe dürfen wir Katholiken in jeder Heiligen Messe haben. Hier sind wir dem Herrn am allernächsten. Und hier ist auch der Ort, wo wir den Verstorbenen am Allernächsten sind. Vor Gott sind wir wirklich als Gemeinschaft zusammen, auch mit jenen, die uns schon zu ihm voraus gegangen sind. Wem das noch nicht bewusst ist, den möchte ich besonders einladen, diese Erfahrung zu machen. Die Messe ist ein Unterpfand der künftigen Herrlichkeit. Beim Sanktus treten wir bewusst ein in den Lobgesang der Engel und Heiligen und im Gebet für die Verstorbenen wird uns ihre Nähe ganz spürbar.
Ein besonderer Liebesdienst ist es, für die Verstorbenen den Allerseelenablass zu gewinnen. Durch einen Ablass werden die zeitlichen Sündenstrafen getilgt, das heißt die Folgen der Sünde wieder gut gemacht und die Zeit im Fegefeuer verkürzt. Dieses Geschenk der Barmherzigkeit Gott kann jeder Gläubige unter folgenden Voraussetzungen seinen verstorbenen Lieben zuwenden: Erfüllung der üblichen Ablassbedingungen mit sakramentaler Beichte und entschlossener Abkehr von der Sünde, Feier der Heiligen Messe mit Empfang der Heiligen Kommunion und Gebet auf Meinung des Heiligen Vaters. Darüber hinaus zählt ein Friedhofsbesuch mit Gebet für die Verstorbenen zu den Ablassbedingungen des Allerseelenablasses, der in diesem Jahr nicht wie üblich nur von 1. bis 8. November, sondern im gesamten Monat November gewonnen werden kann.
Wir haben in der Pfarre zu Allerheiligen und zu Allerseelen jeweils vier Möglichkeiten, die Heilige Messe zu besuchen. Damit ist es sicher möglich, dass wirklich alle Gläubigen mitfeiern und gleichzeitig auch die nötige Abstände berücksichtigen können.
In Zeiten wie diesen ist es Not-wendig, mehr zu beten. Es ist der Teufel mit seinen Dienern, der uns vom Gebet, von gottesdienstlichen Feiern und damit vom Herrn fernhalten möchten. Deshalb lade ich Euch besonders ein, zu Allerheiligen und zu Allerseelen die Gräber zu besuchen, in die Kirche zum Gebet zu kommen und die Heiligen Messen mitzufeiern. Jeder von uns hat die Gelegenheit, in diesen Tagen dem Herrn, und damit seinem ewigen Ziel, näher zu kommen.
Das wünscht Euch allen von ganzem Herzen
Euer Pfarrer
PS: Wie üblich können Gläubige bei der alten Leichenhalle Weihwasser entnehmen. Darüber hinaus sind in der Pfarrkirche hinten Fläschchen mit Weihwasser zur Entnahme aufgestellt.