Habemus Papam – Leo XIV.

Habemus Papam – Leo XIV.

                           Wer war Leo XIII.?

Habemus Papam. Als gestern der neue Papst verkündet wurde, war dies sicher eine große Überraschung, ein gebürtiger Amerikaner, ein Mann aus der römischen Kurie, mit 69 Jahren für einen Papst relativ jung. Ich erinnere mich an die Wahl von Papst Benedikt. Damals gab es in den Medien zwölf Favoriten, unter denen Ratzinger nicht zu finden war. Ähnlich war es bei der Wahl von Papst Franziskus. Auch diesmal kam der neue Papst in Spekulationen kaum vor.

Die Papstwahl erfolgte zu einem besonderen Zeitpunkt, am 8. Mai, am 80. Jahrestag des Endes des II. Weltkrieges, am dem Tag, an dem bis zum II. Vatikanischen Konzil das Fest der Erscheinung des Erzengels Michael gefeiert wurde, sowie am Gedenktag “Unserer lieben Frau vom Rosenkranz von Pompeji”.

Überraschend war auch der Name, den sich der neue Papst gab, Leo XIV. Über den neuen Papst wird in der nächsten Zeit sehr viel geschrieben werden. So möchte seine Namenswahl zum Anlass nehmen und ein paar Anmerkungen zu Leo XIII. machen.

Leo XIII.w wurde 1878 gewählt, als es große Stürme und Auseinandersetzungen unter Papst Pius IX. gegeben hatte. Der Kirchenstaat war verlorengegangen, der Papst betrachtete sich als Gefangener des Vatikan, die Kirche insgesamt erlebte eine Phase der Ausbreitung und wurde erstmals im eigentlichen Sinne Weltkirche. Es gab Spannungen im Gefolge des I. Vatikanums sowohl innerkirchlich als auch in den Beziehungen zu manchen Regierungen. In Deutschland tobte der Kulturkampf, die soziale Frage stand im Raum und war noch von keinem Papst in Angriff genommen worden. Erstmals war ein Papst zu wählen, der keinen Kirchenstaat mehr zu verwalten hatte und somit freier für das geistliche Amt war.

Vincenzo Gioacchino Pecci wurde im 69. Lebensjahr bereits im 3. Wahlgang am 20. Februar 1878 mit 44 von 60 Stimmen zum Papst gewählt. Er brach bei seiner Wahl in Tränen aus, niemand hätte gedacht, dass er, der von der Statur her eher zart und kränklich war, ganze 25. Jahre regieren würde. Er nahm den Namen Leo XIII., weil er in Leo XII. (Papst von 1823 bis 1829) ein Vorbild sah, vor allem im Hinblick auf das Erwirken von guten Beziehungen zu verschiedenen Staaten. In der Malachias-Prophetie wurde Leo XIII. das Motto „Lumen in coelo“ gegeben.

Der spätere Papst war am 2. März 1810 in Carpineto im damaligen Kirchenstaat geboren worden, wurde Priester, mit 28 Jahren päpstlicher Delegat (Statthalter) in Benevent, ab 1843 Nuntius in Brüssel und 1846 Bischof von Perugia, ein Amt, das er drei Jahrzehnte lang ausüben sollte. 1853 wurde er zum Kardinal ernannt und 1877 Kardinalkämmerer.

Er beschäftigte sich viel mit dem Auseinanderdriften von Kirche und moderner Kultur und interessierte sich für das Wirtschaftsleben und die Soziale Frage. Während Pius IX. auch eine emotionale und humorvolle Seite hatte, war Leo XIII. ein eher nüchterner, etwas blasser Typ. In seiner ersten Enzyklika ging es ihm um die Verständigung von Kirche und Kultur. Er stellte die Kirche als Schirm und Hort der ewigen und unwandelbaren Grundsätze der Sitte und Gereichtigkeit dar, als Nährerin, Lehrerin und Mutter der Kultur, die die mächtigsten Heilmittel gegen alle Übel der Zeit habe, die auf der menschlichen Gesellschaft lasten.

Leo XIII. wollte die Lehre der Kirche offensiv in die moderne Gesellschaft hineintragen und Vorurteile von Völkern oder Regierungen gegenüber der Kirche abbauen.

Leo XIII. war kein großer Theologe, seine Schwerpunkt lagen bei ethischen und politischen Themen. In Enzykliken nahm er zum Sozialismus, zum Ursprung der bürgerlichen Gewalt, zur Freimaurerei, zur christlichen Staatsordnung, zur menschlichen Freiheit, zu den wichtigsten Pflichten christlicher Staatsbürger, zur christlichen Demokratie und zur Arbeiterfrage Stellung. Die soziale Frage behandelte Leo XIII. in der Enzyklika Rerum novarum (1891), die erste päpstliche Sozialenzyklika. Leo XIII. beschritt hier einen besonderen Weg mit der Entfaltung einer christlichen Gesellschaftslehre. Damit wollte die Kirche den liberalen Nachtwächtertaat überwinden, die Sackgassen der Romantiker (Vision einer industriellen Ständegesellschaft) und der Revolutionäre (sozialistische Utopie von Klassenkampf und Revolution) vermeiden und einen Weg einschlagen, der vom Evangelium her der Würde des arbeitenden Menschen entsprechen sollte.  Mit dieser Enzyklika ging der Papst durch sein Bemühen, ein sozialer Papst und Papst für die Arbeiter zu sein, in die Geschichte ein.

Der Papst verurteilte prophetisch den Marxismus und legte mit seiner  Enzyklika eine wahre Alternative, einen christlichen Weg zur Lösung der sozialen Frage dar.

In Österreich war damals schon die christlichsoziale Bewegung entstanden (eine christliche Bewegung neben den Konservativen), die die Bischöfe noch 1895 verbieten wollten. Der Papst und sein Staatsekretär Rampolla waren gegen ein Verbot und hegten Sympathien zu den Christlichsozialen, sodass diese Bewegung stark an Boden gewann und bereits nach wenigen Jahrzehnten die einzige wirkliche Vertreterin der Kirche im öffentlichen Leben sein sollte. Diese Haltung führte dazu, dass der österreichische Kaiser 1903 durch ein Veto verhinderte, dass der Papstfavorit Rampolla Papst wurde. Der neugewählte Papst schaffte dann das Vetorecht ab.

In der Kirche St. Veit am Vogau in der Südsteiermark ist diese Thematik Marxismus versus christliche Soziallehre in einem Fesko dargestellt. Hier sieht man Karl Marx und protestierende Arbeiter mit geballter Faust und dem Aufruf „Proletarier aller Welt vereinigt euch“, während darunter weise Männer dargestellt sind, die die Enzyklika Rerum novarum von Leo XIII. studieren. Unter diesen weisen Männer sind Bischof Ketteler von Mainz und der sogenannte Wiener Sozialkreis abgebildet.

Leo XIII. gelang es, den damals herrschenden Kulturkampf in Deutschland zu beenden bzw. zu mindern, im Schweizer Kulturkampf war es ähnlich. Leo XIII. protestierte gegen Übergriff der französischen Regierung auf Katholiken und versuchte, die Katholiken in Frankreich zu einen. Den Bruch zwischen Rom und Frankreich konnte er nur hinausschieben. Das Verhältnis zum italienischen Staat blieb schwierig und konnte erst durch die Lateranverträge im Jahre 1929 unter Pius XI. gelöst werden. Leo XIII. tat viel für die Weltkirche in der Gestaltung der Beziehungen zu Nord- und Südamerika, gründete eine Hierarchie in Japan und bemühte sich um die Einheit der Kirche. In seiner Zeit vergrößerte sich die Hierarchie um 248 Bistümer bzw. Erzbistümer.

Leo XIII. behandelte in diversen Rundschreiben auch viele theologische oder kirchliche Fragen wie die Erneuerung der Wissenschaft, das Studium der Heiligen Schrift, über den Religionsunterricht,  vom göttlichen Erlöser, vom Heiligen Geist, vom Altarssakrament, von der Mission, von der christlichen Ehe, vom christlichen Leben, von der Einheit der Kirche und der Vereinigung im Glauben. Vor allem in den letzten Jahren verfasste er spirituelle Schreiben zur Frömmigkeit, zur Marienverehrung, über den Rosenkranz, über das Herz Jesu und den heiligen Joseph.

Von Leo XIII. ist auch bekannt, dass er am 13. Oktober 1884 während einer Messe eine Vision über die Kirche und deren Zerstörung hatte, wobei sei Gesicht fahl wurde und er daraufhin das Erzengel-Michael-Gebet formulierte, das fortan bis zum II. Vatikanischen Konzil (1964) bei jeder Messe  gebetet wurde.

Noch ein Detail am Rande: Kurz vor seinem Tod ernannte Leo XIII. den Salzburger Erzbischof Johannes Katschthaler zum Kardinal, der letzte Salzburger Kardinal.

Leo XIII. war nach dem Apostel Petrus und seinem Vorgänger Pius IX. mit 25 Jahren der drittlängstdienende Papst (Petrus 34 Jahre, Pius IX 32 Jahre) wurde jedoch dann von Johannes Paul II. übertroffen.

Zusammenfassend kann gesagt werden. Das Papsttum erreichte unter Leo XIII. großes Ansehen, es gab eine gewisse Annäherung zwischen moderner Kultur und Kirche ohne Preisgabe dogmatischer Positionen, die Beziehungen zu einzelnen Regierungen wurde verbessert, die weltliche Aktivität von Katholiken wurde erleichtert,  es gab theologische Anregungen durch Orientierung der Ausbildung an der Lehre des heiligen Thomas von Aquin sowie die Ausweitung des päpstlichen Lehramtes auf das gesellschaftliche Leben (christliche Soziallehre) und viele geistliche Akzente.

Der neue Papst Leo XIV. hat angesichts der kirchlichen und weltlichen Zeitumstände sicher eine übermenschliche Verantwortung auferlegt bekommen, möge ihm sein Namensvorgänger ein gutes Vorbild und ein mächtiger Fürsprecher sein.

Als besonderen Dienst für ihr neues Kirchenoberhaupt laden wir alle Gläubigen ein, für den Heiligen Vater, Papst Leo XIV. zu beten, ihn besonders dem Erzengel Michael anzuvertrauen.

Gebet zum Hl. Erzengel Michael

Heiliger Erzengel Michael, du Fürst der himmlischen Heerscharen, verteidige uns um Kampfe, gegen die Bosheiten und die Nachstellungen des Teufels, sei du unser Schutz. Gott gebiete ihm, so bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen in der Welt umhergehen durch die Kraft Gottes hinab in die Hölle. Amen.