Fastenserie (1)- Die Heilige Messe – Gipfel und Quelle unseres Lebens

Fastenserie (1)- Die Heilige Messe – Gipfel und Quelle unseres Lebens

In der Liebe zu Jesus wachsen durch eine vertiefte Mitfeier der Eucharistie – Praktische Tipps für eine tätige Teilnahme am Gottesdienst – Teil 1

Vorwort

Dies soll der erste Teil einer kleinen Fastenserie sein, in der es – wie die Überschrift schon sagt – um eine tätige Teilnahme, man könnte auch sagen eine bewusste Teilnahme, also eine vertiefte Mitfeier der Eucharistie geht. Die tätige Mitfeier wurde beim zweiten Vatikanischen Konzil besonders angeregt (partizipatio actuosa). In diesem Zusammenhang gibt es vor allem zwei Missverständnisse.

Das erste betrifft die verbreitete Ansicht, nur derjenige, der einen besonderen Dienst innehabe, zB als Lektor, Ministrant, Sänger oder Musiker usw. nehme tätig am Gottesdienst teil. Das ist eine grobe Fehlinterpretation der Idee von der tätigen Teilnahme. Dieses Missverständnis hat in vielen Fällen in den 70-er und 80-erJahren dazu geführt, dass statt einer Vertiefung viel Aktivismus und Oberflächlichkeit in die Messe eindrangen. Im extremen Fall ging es soweit, dass die Gemeinde immer mehr sich selbst gefeiert hat und die Messen immer leerer wurden, inhaltlich und personell. Die tätige Teilnahme hängt erstens von der Herzenshaltung und zweitens von der Bereitschaft ab, das Geschehen  der Messe mitzuvollziehen. Dies bedeutet, dass die Gläubigen wissen sollen, was in der Messe gefeiert wird und wie dies in den einzelnen Teilen ausgedrückt wird, dass die Gläubigen dann die einzelnen Teile persönlich mitvollzeihen, d. h. dass sie mitdenken, mitsingen, mitbeten und auch meditierend und mit  ganzem Herzen dabei sind, dass sie das mit dem eigenen Leben in Verbindung bringen und dass sie Gott an sich wirken lassen.

Das zweite Missverständnis betrifft die Haltung jener Menschen, die sagen, die Messe gebe ihnen nichts. Wer ein offenes Herz hat und guten Willens ist, der wird sich die Frage gefallen lassen: Was gibst du? Hat Gott dir nicht alles gegeben? Dein Leben, deine Familie, deine Gesundheit und alles, was du zum Leben brauchst. Was also gibst du ihm? Eine tätige Teilnahme kann nicht geschehen, wenn ich den Gottesdienst nur absitze und erwarte, irgendetwas zu spüren, wenn ich in der Haltung des Konsumenten komme. Tätige Teilnahme heißt, dem Herrn mein Leben hinzuhalten, damit er an mir wirkt. Wenn wir in diesem Punkt wachsen, dann werden wir schon bald erkennen und erfahren, dass es viele Früchte der Messfeier gibt und dass wir reichlich beschenkt werden.

Wie wir uns dafür öffnen können und wie wir immer tiefer die Messe mitfeiern können und dadurch mit vielen Früchten beschenkt werden, darüber wollen wir in den nächsten Wochen bis Ostern an dieser Stelle in kurzen Impulsen besonders nachdenken.

Rechtzeitig Ankommen

Die Generation unserer Großeltern und zum Teil auch noch unserer Eltern kam zu Fuß zum Gottesdienst. Oft mehrere Kilometer Fußmarsch bei zum Teil widrigen Witterungsverhältnissen zeigten nicht nur, wie wichtig den Menschen die Sonntagsmesse war, sondern bereitete einen auch innerlich darauf vor. Oft war es wahrscheinlich wirklich ein Ausruhen beim Herrn, und nach der körperlichen Betätigung war der Geist ganz aufnahmebereit.

Wie anders geht es uns zumeist heute! Wie oft ist es mir selbst so gegangen, dass wir erst wenige Sekunden vor Messbeginn in die Kirche gestürmt sind. Wieder einmal zu spät aufgestanden, hektisch alle ins Auto getrieben, mit Vollgas ins Dorf, kurzer Sprint vom Parkplatz zur Kirche und dann völlig fertig in die Kirchenbank, wo man erst einmal einige Minuten braucht, um richtig anzukommen. Wie soll man da wirklich andächtig und tätig, im Sinne von „Ich öffne mein Herz, bin mit meinem ganzen Sein dabei und lege mein Leben vor Gott hin“ mitfeiern können. Für mich persönlich war es ein Segen, als unser ältester Sohn begonnen hat, zu ministrieren. Um die Ministrantengewänder anzulegen, sollten wir immer schon mindestens 10 Minuten vor Beginn der Heiligen Messe vor Ort sein. Um wieviel tiefer und erfüllender war dadurch die Mitfeier der Messe. Wie schön war es, wirklich angekommen zu sein, bevor es losgeht. Wie hilfreich war es, noch einen Moment Zeit zu haben, um ein persönliches Gebet zu sprechen.

Noch schöner und wertvoller ist es, seit in unserer Kirche vor fast allen Heiligen Messen der Rosenkranz gebetet wird. Schon unmittelbar beim Eintritt wird einem bewusst, worum es geht, um das Gebet, um die Begegnung mit Gott und um die Gemeinschaft. Ich glaube, es trügt nicht, dass dieses Rosenkranzgebet schon zu einer vertieften Andacht auch während der Gottesdienste beigetragen hat. Auch bei den Begräbnissen haben viele Leute schon die Erfahrung gemacht, dass der Rosenkranz, unmittelbar vor der Begräbnismesse in der Kirche gebetet, zu einer vertiefen Feier der Messe führt.

Deshalb mein Tipp: Schenke Gott ein paar Minuten mehr, komm ein bisschen früher zur Messe, dann hast du Zeit, wirklich anzukommen. Tritt ein in die Gemeinschaft der Beter und lege ein persönliches Gebetsanliegen, für das du dieses Messopfer ganz besonders aufopfern willst, vor den Herrn hin.

Bettina Rahm