Der Palmsonntag

Der Palmsonntag

(Gottesdienste 9.00 Uhr in Zell, 10.30 in Ramsau (Treffpunkt Pavillon), KEINE Abendmesse!)

In allen vier Evangelien wird uns vom Einzug Jesu in Jerusalem berichtet. Im Markusevangelium heißt es: Er (Jesus) sagte zu ihnen: Geht  in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn …Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm her gingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! (Mk 11,2ff)

Für uns ist dieser Bericht auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär, vielleicht haben wir uns, obwohl wir ihn schon unzählige Male gehört haben, noch nie weitere Gedanken über die Bedeutung dieser Szene gemacht. Papst Benedikt XVI. erklärt in dem zweiten Band seines  Werkes „Jesus von Nazareth“ den tieferen Sinn dieser Begebenheit. Jesus fordert für sich das königliche Recht ein, jedes Fortbewegungsmittel beanspruchen zu können. Er hat königliche Vollmacht, das Wort „der Herr braucht ihn“ genügt.  Auch dass noch niemand auf dem Esel gesessen hat, deutet auf das Königtum Jesu hin, denn dem König stand es zu, als erster auf einem Tier zu reiten. Die Menschen, die Jesus huldigten und ihm zujubelten waren in erster Linie die Apostel und weitere Jünger und Anhänger Jesu, die ihm gefolgt waren oder auch zum Pascha-Fest nach Jerusalem gekommen waren. Die Einwohner Jerusalems wissen nicht recht, was sie mit Jesus anfangen sollen, bei Matthäus heißt es, dass die Stadt in Aufregung geriet und manche fragten, wer denn dieser Mann sei? Den Propheten Jesus von Nazaret (Mt 21,11) kannten die meisten – wenn überhaupt – nur vom Hörensagen.

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Der verwendete Lobpreis „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn“ ist ursprünglich ein Psalmwort, das allen Jerusalempilgern galt, jedoch, wie im neuen Papstbuch erläutert wird, zur Zeit Jesu schon eindeutig auf den erwarteten Messias bezogen wird. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Pharisäer an den Rufen der Anhänger Jesu stoßen und ihn auffordern, sie zum Schweigen zu bringen.

Der Einzug Jesu in Jerusalem war eine große Provokation für die Schriftgelehrten und Pharisäer. Als sie dann auch noch erkennen mussten, dass das Volk Jesus anhing und ihm zuhörte, mehr als ihnen, fiel der Entschluss, ihn umzubringen. Dass das Königtum Jesu kein weltliches ist, dass er nicht die römische Besatzungsmacht vertreiben und mit Macht eine irdische Herrschaft aufbauen würde, erkannten manche seiner Zuhörer erst bei seiner Verhaftung und reagierten entsprechend enttäuscht. Doch was tun mit einem König, der mir nichts bringt? Ans Kreuz mit ihm!

In der Liturgie des Palmsonntag wirft das bevorstehende Leiden Jesu bereits seine Schatten voraus. Wie im menschlichen Leben sind Freude (Hosanna) und Trauer (Leidensgeschichte) nahe beisammen. Zum reichhaltigen Brauchtum der Fasten- und Osterzeit gehört es, eine Palmstange oder einen Palmbuschen zu binden und zum Gottesdienst am Palmsonntag zu bringen, wo die Zweige geweiht werden. Die echten Palmzweige, die Symbol für den König sind, und die Ölzweige, die Frieden symbolisieren, werden in unserer Gegend oft durch Palmkätzchen und andere Zweige ersetzt, dennoch erinnern sie uns daran, dass Jesus unser König ist, der allein wahren Frieden bringt. Die geweihten Palmzweige werden zuhause aufbewahrt. Oft wird ein Palmzweig hinter das Kreuz im Herrgottswinkel gesteckt oder die geweihten Buschen im Stall, oder die Palmstangen außen beim Haus aufgewahrt.