Ostern vertreibt die Furcht

Ostern vertreibt die Furcht

Wir befinden uns jetzt in der Osterzeit. Für viele ist Ostern am Ostermontag bereits vorbei. Doch die Osterzeit dauert fünfzig Tage, also bis Pfingsten (Pfingsten heißt ja übersetzt fünfzig). Unser wichtigster Glaubensinhalt, unser größtes Glaubensgeheimnis soll in dieser Zeit tiefer bedacht werden. Die Osterfreude soll weitergehen, in dieser Zeit sollen wir Christen das vertiefen, was wir durch das Ostereignis sind, neue Menschen als Getaufte, beschenkt vom Auferstandenen mit einem inneren Frieden, dem Heiligen Geist und einer tiefen Freude.

Ostern ist – genauer betrachtet – das Gegenteil heutiger Zeiterscheinung, man könnte auch sagen, die Medizin für unsere Zeit. Aus gegebenem Anlass möchte ich nochmals auf die Osterfeierlichkeiten zurückblicken, auf die Gegenströmung zu Ostern und auf unseren österlichen Weg.

Ostern war ein großes Geschenk

Im Gegensatz zum Vorjahr konnte Ostern heuer wieder relativ frei gefeiert werden. Das war für viele Gläubige eine große Freude, eine Erleichterung und hat viel Gutes mit sich gebracht. Wir haben in der Karwoche einen sehr schönen Abendmahlsgottesdienst gefeiert mit einer kleinen Abordnung des Kirchenchores. Der Kinderkarfreitag war sehr gut besucht, schlicht, einfach und meditativ in die Tiefe gehend gestaltet, abends wurde die übliche Karfreitagsliturgie in stiller Beschaulichkeit gefeiert.

So sind wir zum einmaligen kirchlichen Höhepunkt gelangt, der Osternachtsfeier. Viele Gläubige haben diese fast zweistündige Feier einmalig erlebt, besonders hat es mich gefreut, dass auch viele Kinder mitgefeiert haben. Am Ostersonntag konnten wir in der Pfarrkirche dreimal in einer Heiligen Messe den Osterjubel gemeinsam zum Ausdruck bringen, und einmal in der Kirche in Ramsau.

Der Grant des Widersachers

Als Pfarrer habe ich oft die Erfahrung gemacht: Wenn etwas Geistliches geschieht, d. h. etwas Gutes, Wahres und Schönes, dann muss es irgendein Störmanöver geben, weil der Widersacher grantig ist. Geistliche Erfolge, so scheint es, müssen mit Unannehmlichkeiten bezahlt werden. Deshalb nehme ich solche Dinge oft sehr gelassen, und vor allem sehe ich sie als positive Bestätigung an.

So war es auch diesmal zu Ostern. Es war einfach wunderschön, wie wir heuer Ostern feiern konnten. Am Ostermontag bekam ich nachmittags einen Anruf von der BH, es müsse eine Warnung an die Medien hinausgegeben werden, weil jemand in der Osternachtsfeier war, der anschließend positiv auf Corona getestet worden sei. Ich wunderte mich, warum der Betreffende sich nicht bei der Pfarre gemeldet hatte und meinte, dass das nicht sehr klug sei und fragte, wo der angeblich Infizierte denn in der Kirche gesessen sei. Dies wurde mir nicht mitgeteilt. Ich habe dann nochmals angerufen und wieder darum gebeten. Ich bin erstens davon ausgegangen, dass sich viele Menschen in unserer Kirche zurecht sehr sicher fühlen. Unsere Kirche hat eine 26,5 Meter hohe Kuppel, sodass wir fast wie im Freien feiern, und umfasst 11.000 Kubikmeter Raum. Die Gläubigen halten Abstand und blicken ja nur nach vorne. Darüber hinaus sagen Experten, dass ein Positiver ohne Symptome normalerweise kaum ansteckend wirkt. Natürlich gibt es nirgends in der Welt, trotz aller möglichen Maßnahmen, einen 100-prozentigen Schutz.

Trotzdem oder deswegen wollte ich den Platz des Betreffenden eruieren. Ich meinte auch, man sollte eine Beschreibung des Betreffenden oder am besten ein Foto mailen. Dann wäre es bestimmt schnell und leicht und unter Wahrung der notwendigen Diskretion herauszufinden gewesen, wer in der Nähe des angeblich Positiven gesessen habe. So hätte man diesen kleinen Personenkreis sofort verständigen und zur Vorsicht mahnen können. Jede weitere Beunruhigung anderer Messteilnehmer wäre nicht notwendig gewesen. Leider war dies nicht möglich. Es bestand – mit einem Hinweis auf Datenschutz – kein Interesse an der Aufklärung und die mediale Warnung ging hinaus.

Ich wandte auch ein, dass bei einer wirklich vermuteten Gefahr für die Gesundheit ein Datenschutz wohl nicht angebracht sei bzw. dass der Staatsanwalt sicher von einer angeblichen Verschwiegenheitspflicht dispensieren könnte. Diese Datenschutzprobleme hätte es auch nicht gegeben, wenn der Betreffende die benötigten Informationen einfach selbst an die Pfarre übermittelt hätte.

Einige Medien stürzten sich auf diese Warnung und in vielen Teilen Österreichs wurde das so kommuniziert, als ob in unserer Pfarrkirche eine große Gefahr bestanden hätte. In Gerüchten war von 40 Infizierten die Rede (am Tag der Warnung gab es lt. Dashbord in der Marktgemeinde Zell einen Positiven und einige weitere in den Gemeinden des Kultussprengels). Ein Priesterfreund von auswärts rief mich dann an und fragte mich, wie es mir mit dem Cluster gehe.  Bei mir im Pfarrhof hat in dieser Angelegenheit niemand aus der Pfarre angerufen, weder der angebliche Gottesdienstbesucher, der ein Ausländer gewesen sein soll, noch jemand, der sich erkundigt hätte über den wirklichen Hergang oder eben über die Frage, wo der Betreffende gesessen sei. Von auswärts kam ein einziger Anruf. Eine 88-jährige Dame aus Kärnten, die den Standard gelesen hatte und Zell mit St. Leonhard in Kärnten verwechselt hatte, beschimpfte mich, was ich sehr heiter entgegennahm.

Es war also eigentlich nichts, es geschah nichts, aber medial gab es, teilweise österreichweit, Negativschlagzeilen. Indirekt sollte wohl die Botschaft vermittelt werden: Es ist gefährlich, Gottesdienste zu besuchen. In St. Leonhard in Kärnten, wo es tatsächlich mehrere Positive gab, hatte man versucht, die Ursache der Palmweihe zuzuschreiben, was jedoch auch nicht bewiesen werden konnte. Hier hat man auch unrichtige Zahlen und unbestätigte Vermutungen verbreitet.

Die Moral von der Geschicht‘

Ich wollte über das Ganze nichts schreiben, da es ja längst vorüber ist, aber ich tat es, damit man an diesem Beispiel sehen kann, wie mit der Angstmache gearbeitet wird bzw. weiter gearbeitet werden könnte. Damit könnt ihr euch bei anderen Meldungen ein objektiveres Bild machen.

Bedenkt einmal eines: In Österreich gibt es Tausende von Kirchen, in denen regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden. Da hätte es ja nur so wimmeln müssen von Clustern. Ich kenne aus einer anderen Diözese nur einen einzigen Fall, wo aber offensichtlich wirklich eine grobe Fahrlässigkeit bestand.  Bei der Vorgangsweise, wie dies in Zell am Ziller geschah, könnte irgendjemand, der etwas gegen die Kirche hat und zufällig positiv ist, gegenüber den Behörden einfach behauten, er sei bei einem Gottesdienst gewesen. Ohne Angabe des genauen Ortes, ohne Kontrolle, ob er wirklich da war und ohne Angabe, wo er gesessen sei, und dann ergeht eine Warnung an die Medien, damit österreichweit suggeriert wird: Gottesdienste sind gefährlich. So könnte man Angstmache weiter betreiben und viele Gläubige vom Gottesdienst fernhalten werden. 

Die Heilige Messe – Ort der Heiligung, der Heilung und des besonderen Schutzes

Der auferstandene Herr hat den Jüngern, die aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, den Frieden und den Heiligen Geist geschenkt. Die Osterbotschaft bringt daher auch uns Friede, Freude, eine Stärkung durch den Heiligen Geist und macht den Menschen neu. Ostern ist unser eigentliches Fest. Im Grunde genommen feiern wir in jeder Heiligen Messe Ostern. Die Messe ist für uns Quelle und Gipfel allen Tuns. Gerade in Zeiten wie diesen braucht der Mensch einen Höhepunkt und er braucht eine Kraftquelle. Die Heilige Messe ist deswegen auch eine Stärkung des Immunsystems und sie ist ein besonderer, geistlicher Schutz. Mir fällt auf, dass in der ganzen Coronakrise einseitig auf passive einschränkende Schutzmaßnahmen gesetzt wird, die vielfach auch den Menschen und das Immunsystem schwächende Wirkungen haben, während man kaum etwas tut, um die Menschen seelisch, psychisch und auch körperlich positiv zu stärken.

Wenn man auf Schutz und Gesundheit bedacht ist, dann müsste man die Menschen ermutigen – natürlich unter Beachtung von Vorsichtsmaßnahmen – eifrig die Gottesdienste zu besuchen. Das ist eine Stärkung des Immunsystems. Natürlich kommt man nicht gleich auf diesen Gedanken, weil ja die Bischöfe vielfach den Angstmacherkurs unkritisch mitgemacht haben und das Licht der Kirche, also die Wirksamkeit der Sakramente und ihre positiven Auswirkungen auf die Gesundheit unter den Scheffel gestellt haben. Politiker, Gesundheitsexperten etc. müssten für jeden Pfarrer dankbar sein, der viele heilige Messen anbietet und die Menschen dazu ermutigt, weil es – sicher auf einer tieferen Ebene – eine starke Unterstützung ihrer Bemühungen ist.

Manche werfen mir vor, ich sei Coronaliberal. Ich leugne Corona nicht, ich halte aber einige Maßnahmen wie den wirtschaftlichen Lockdown, das Schuldesaster und das monatelange Wegsperren von alten Menschen für unverhältnismäßig und dazu für ein schweres Unrecht. Gerade weil ich für den Schutz der Menschen eintrete, bemühe ich mich um würdige Gottesdienste. Ich betrachte es als meine Aufgabe, der politischen, medialen und leider auch von kirchlichen Stellen geförderten Angstmache die Frohbotschaft von Ostern entgegenzusetzen und die Menschen geistlich, seelisch und damit auch insgesamt zu stärken. Ich nehme jegliche Angst ernst, ich nehme jeden Ernst, der Angst hat, aber die Angstmache ist böse!

Ich glaube, dass ich mit meinen Bemühungen um die Förderung Gottesdienstlebens, unterstützt durch sehr viele Mitarbeiter und Gläubige, sehr viel beitragen darf für die Gesundheit, die Stärkung des Immunsystems und für die Lösung gegenwärtige Probleme, vielleicht sogar mehr als manche, die mich zu kritisieren glauben müssen.

Ich bitte auch alle um das Gebet für die Kranken, die Politiker und alle, die große Verantwortung tragen.

Ich  wünsche euch allen eine frohe Osterzeit, Freude, Friede, den Heiligen Geist, als Kollateralnutzen ein gestärktes Immunsystem und lade euch herzlich ein, zu den Gottesdienste zu kommen. Sie sind ein Ort der Gemeinschaft mit Gott und untereinander, ein Ort der Heiligung, der Heilung und des Schutzes!

Euer Pfarrer

Ignaz Steinwender