Wort des Tages – Den Retter aufnehmen

Wort des Tages – Den Retter aufnehmen

Anstatt eines Wort des Tages findet ihr an dieser Stelle die heutige Predigt der Live-Übertragung der Hl. Messe durch Radio Maria.

Liebe Gläubige! Liebe Hörerfamilie von Radio Maria!

Im heutigen Evangelium geht es um den Propheten Elija! Jesus beantwortet die Frage der Jünger, warum gemäß den Schriftgelehrten zuerst Elija kommen müsse, mit den Worten: 

„Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm getan, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen.“

Und es heißt dann weiter: „Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.“

Die Ablehnung der Propheten

Jesus beschreibt damit ein Phänomen, eine Verhaltensweise der Menschen gegenüber den Propheten: Nicht erkennen, nicht annehmen und dann mit ihnen tun, was sie wollen, d. h. ablehnen, verunglimpfen und schließlich verfolgen.

Im gestrigen Evangelium (Joh 15,9-17) ist dieses Phänomen der Ablehnung auch schon zur Sprache gekommen. Jesus vergleicht diese Generation mit Kindern und beklagt dann, wie sie Johannes den Täufer und ihn behandeln, indem er sagt: „Johannes der Täufer ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!“

Diese Aussagen Jesu besagen Folgendes: Wenn der Mensch die Propheten nicht annimmt, oder besser gesagt wenn er sie nicht annehmen will, dann sucht er immer einen Grund der Ablehnung. Es bedeutet auch: Wenn jemand den Propheten nicht hören will, dann nützt alles nichts. Weder Zeichen noch Wunder, noch die schönsten Worte und Gesten, wenn der Mensch nicht will, dann will er eben nicht.

Jesus fügt aber den gestrigen Evangeliumsworten noch hinzu: „Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen.“ D.h. viele werden die Propheten und schließlich Christus ablehnen, und gerade dadurch, durch das Kreuz Christi, wirkt Gott das Heil für die Menschen. Johannes Paul II. hat einmal angedeutet, dass die Kirche als Ganzes, also als mystischer Leib Christi, den Kreuzweg gehen muss. Er sagte, wir sind noch nicht an Golgotha angekommen.

Es drängt sich die Entscheidung auf, entweder Gott anzunehmen, seine Wege zu gehen, das eigene Kreuz auf sich zu nehmen oder Gott abzulehnen. Diese Entscheidung betrifft einzelne Völker, sie betrifft jeden Einzelnen und selbst die Kirche. Das gesamte kirchliche Leben wird von dieser Entscheidung bestimmt.

Geschichte Europas – Entfernung von Gott

Die Geschichte Europas ist inzwischen eine Geschichte der Entfernung von Gott geworden. Man kann sagen, die letzten Jahrhunderte waren insgesamt ein solche Entfernung. Der Mensch ist vielfach autonom von Gott geworden, er bestimmt alles selbst, nach und nach hat man sich von Gott und in der Folge von den Geboten gelöst. Das christliche Menschenbild verschwindet, das Bild von der Familie wird untergraben, der Schutz des Lebens wird aufgegeben. Ein Staat in Europa – Polen – kämpft noch um den Lebensschutz und wird dafür international massiv angegriffen und geächtet. In Österreich ist gestern ein Dammbruch geschehen – ein Schritt auf dem Weg zur Legalisierung der Sterbehilfe, ein Schritt zum Unheil.

Die Folge dieser Entwicklung ist, dass Gott im Leben vieler Menschen nicht mehr wirksam ist. Der Mensch wird einsam, der Mensch wird entweder selbstmächtig, stolz oder verzweifelt. Es entsteht eine große Leere, in die alles Mögliche eintritt. Es heißt ja, wer nicht glaubt, glaubt am Ende alles. Der Mensch wird schutzlos,  Politiker werden ratlos, die Menschen machen sich gegenseitig für alles verantwortlich, es gibt kein Vertrauen mehr in die Vorsehung, der Glaube schwindet, die Liebe erkaltet, Spaltungen nehmen zu. Es entstehen viele kleinere Krisen, die sich immer mehr zu einer großen zusammenbrauen.

Die Geschichte jedes Einzelnen – von dieser Entscheidung geprägt 

Jeder einzelne Mensch, jeder von uns hat auch eine persönliche Geschichte. Diese Geschichte ist ebenfalls geprägt von dieser einen Frage: Entferne ich mich von Gott oder nähere ich mich ihm. Lehne ich Gott ab, ignoriere ich ihn, tue ich was ich will oder höre ich auf Gott, sind meine Entscheidungen von Gott her inspiriert? Und für jeden stellt sich die Frage: In welche Richtung bewege ich mich?

Die Grundentscheidung lautet: Tue ich, was ich will. Folge ich meinen Trieben, meinen selbsterdachten Gedankengebäuden, oder: Lass ich mich von IHM, dem höheren Licht leiten?

Wie gehen wir auf Weihnachten zu?

Liebe Gläubige! Wir sind unterwegs und gehen auf Weihnachten zu. Auf diesem Weg könnten wir drei Fragen stellen. Eine provokante Frage: Was machen wir mit Jesus? Eine zweite: Unter welchen Umständen gehen wir auf ihn zu? Und schließlich die Frage: Wird oder wie wird Weihnachten werden?

Jesus sagte im heutigen Evangelium über Elija bzw. Johannes den Täufer: Sie taten mit ihm, was sie wollten. Wir könnten uns fragen: Was tun wir mit Jesus? In der Welt, in der Öffentlichkeit wird Jesus großteils ignoriert oder relativiert, er spielt keine Rolle. Was tun wir mit Jesus in der Kirche? Wird er in der Liturgie nicht oft dadurch missbraucht, dass wir ein schönes Fest wollen, aber es uns nicht um ihn selbst geht? Was tun wir mit ihm bei der jetzigen Art der Kommunionausteilung? Was tun wir persönlich mit ihm, wenn wir uns selbst einen privaten Jesus machen, der nicht mehr direkt in unsere Leben eingreift?

Was sind die Umstände, unter denen wir auf Weihnachten zugehen? Es gibt viel Leid. Alte Menschen vereinsamen, weil sie kaum Besuche empfangen dürfen, Eltern sind in großen Nöten, weil ihre Kinder Homeschooling machen müssen oder unter dem auferlegten Maskenzwang leiden, Kinder werden traumatisiert, Unternehmer fragen sich, wie es weitergehen sollen, viele bangen um ihren Arbeitsplatz oder sind schon arbeitslos. Die Nöte breiten sich aus dahinter ist eine noch tiefere seelische Not, die Abwesenheit Gottes.

Und schließlich die Frage, wie wird Weihnachten werden? Jüngst las ich einen Zeitungsartikel über verschiedenen Maßnahmen und es hieß dann: Dies alles ist notwendig, damit wir Weihnachten retten. 

Dieser Satz klang zunächst wohlmeinend. Aber dann dachte ich mir: Moment mal! Was heißt das eigentlich. Wir retten Weihnachten! Ist dieser Satz nicht in seiner Kernaussage ein Grundirrtum, nämlich, dass wir meinen, Weihnachten zu machen.

Nein, wir machen nicht Weihnachten. Weihnachten ist geschehen vor 2000 Jahren, Weihnachten geschieht dort, wo ein Mensch Gott wirklich aufnimmt, wir sind unterwegs zum ewigen Weihnachten und gehen dem wiederkommenden Herrn entgegen.

Wir retten nicht Weihnachten,  sondern Weihnachten rettet uns, wenn wir den Retter, den einzigen Retter erkennen, annehmen und in unser Leben hereinlassen, in unser Herz, in unsere Familien, in unsere Gesellschaft! Dann wird Weihnachten!!!

Was und wer hilft uns, nach Weihnachten zu gehen?

Abschließend eine wichtige Frage: Was und/oder wer hilft uns, Gott, den Retter anzunehmen? Was hilft mir, wirklich das zu wollen, das für mich gut ist.

Erstens die Demut, die Erkenntnis, dass ich ein Geschöpf bin und dass ich von Gott das wahre Licht empfangen kann.

Zweitens die Kirche, sie hilft uns, den Retter zu erkennen und anzunehmen. Das ist ihre einzige, ureigenste Aufgabe. Papst Franziskus hat in dieser Woche ein Jahr des Heiligen Josef ausgerufen, der vor 150 Jahren vom seligen Papst Pius IX. zum Patron und Beschützer der Kirche ernannt wurde. Ich glaube, das ist ein ganz großes Gnadengeschenk, eine ganz konkrete Hilfe der Kirche an die vielen Menschen.

Der Heilige Josef verkörpert vielleicht genau das, was wir heute brauchen. Er hat die Weisung Gottes in Träumen erkannt und angenommen. Er hat seine ganzen Pläne geändert und in den Dienst Gottes gestellt. Er hat im Verborgenen gewirkt, aus einer großen Tiefe heraus. Er ist ein Beschützer geworden, Beschützer des Gottessohnes, er hat den Retter der Welt beschützt, er ist der Beschützer der Gottesmutter und er ist Beschützer der ganzen Kirche geworden.

Der gestrige Tagesheilige, der Heilige Papst Damasus (366-384) hat wirklich das Weihnachtsfest gerettet, weil er die Irrlehre des Arianismus überwunden hat, sodass wir Christus als wahren Sohn Gottes, als Herr der Geschichte feiern können.

Der Heilige Josef hat im wahrsten Sinne des Wortes Weichnachten gerettet, weil er das Jesuskind beschützt und vor Herodes gerettet hat.

Wer sonst als dieser große Heilige kann uns helfen, unseren Willen, unsere Sehnsucht, unsere Hoffnung, unser Vertrauen ganz auf den zu richten, der uns wirklich rettet, Jesus Christus. Heiliger Josef, bitte für uns!!!!

Ignaz Steinwender