Wort des Tages – Brief einer Oma

Wort des Tages – Brief einer Oma

Gastkommentar unserer Oma!

Liebe Leser der Pfarrhomepage!

Liebe Kinder, liebe Enkel, liebe Urenkel!

Heute werdet ihr überrascht sein, dass ich euch schreibe, eine Oma aus dem Seniorenwohnheim in St. Irgendwo. Ich bin eigentlich keine wirkliche Person, deshalb sind Zusammenhänge mit bestimmten Lebenden oder Verstorbenen ausgeschlossen. Ich bin die Stimme der alten Menschen, die daran zugrunde gehen, dass sie von allen geschützt werden.

Mein Sohn Hans ist schon seit fünf Wochen nicht mehr gekommen. Es ist mein Sohn, den ich unter Schmerzen zur Welt gebracht habe, für den ich viele schlaflose Nächste aufgeopfert habe, als er Angina hatte und Scharlach, er ist mein Sohn, für den ich alles getan habe, dem ich dann mein Haus übergeben habe. Seit fünf Wochen kommt der Hans nicht mehr, um mich zu besuchen. Es heißt, weil er nicht darf. Er kommt nicht, weil der Herr Bundeskanzler gesagt hat, wir müssen die Alten schützen. Auch die Enkel, auf die ich immer aufgepasst habe, wenn die Schwiegertochter in der Arbeit war, sie dürfen auch nicht kommen. Sie könnten mich anstecken.

Meiner Zimmernachbarin ging es ähnlich wie mir, sie war ganz allein. Sie konnte nicht einmal telefonieren. Am Abend, wenn die Schwester kam und sie schlafen gehen sollte, dann wollte sie nicht gehen. Sie sagte immer: „Ich warte noch, denn heute könnte meine Tochter noch kommen.“ Jeden Tag sagte sie das, und die Tochter kommt nicht. Die Schwester sagte ihr dann, dass die Tochter nicht kommen dürfe, weil sie sie schützen wolle. Dann ist sie eines Nachts gestorben. Es hat dann geheißen, sie ist an oder mit Corona gestorben, aber das stimmt nicht. Sie ist gestorben vor lauter Einsamkeit.

Auch ich hatte schon Angst, dass ich wie sie keinen Besuch mehr erleben würde, und an gebrochenem Herzen sterbe. Die Einsamkeit ist so schrecklich, in Wirklichkeit bin ich jetzt schon tot.

Was mich am meisten geschmerzt hat, war, als ich im Fernsehen gesehen habe, dass der Herr Kardinal von Wien diese Grausamkeit (Coranamaßnahmen) als Beitrag zur Nächstenliebe gelobt hat. Das war für mich wie ein Stich ins Herz.

Getröstet hat mich eine Fernsehsendung in einem Privatsender. Da ist ein berühmter Virologe aus Thailand zu Wort gekommen, der in Deutschland lebt. Und dieser Mann, der sehr ruhig und bedächtig gesprochen hat, der hat das große Leid von uns Alten angesprochen. Da hat man direkt gespürt, wie es ihm zu Herzen geht. Und er hat gesagt: Wir müssen wieder menschlich werden. Er, ein Buddhist, hat das gesagt.

Dann habe ich nachgedacht, wer denn auf diese Idee gekommen ist, uns alte Menschen auf diese grausame Weise zu schützen? Das Schlimmste für einen alten Menschen ist die Einsamkeit, wenn er weggesperrt wird. Warum will man uns vor Corona schützen? Ehrlich gesagt: Ich habe mich schon lange mit dem Sterben beschäftigt. Schließlich muss jeder einmal sterben, und jeder stirbt auch an irgendetwas. Da ist es doch gleich, ob ich an Corona sterbe, an Herzversagen, an diesem oder jenem. Viel wichtiger ist die Frage, wie ich sterbe! Bin ich vorbereitet, dass ich zu Gott gehen kann, habe ich wichtige Dinge abgeschlossen? Und ganz wichtig ist es, dass ich meine Kinder und Enkel noch sehe! Dass ich von ihnen und sie von mir Abschied nehmen können.

Unsere Schwester im Heim betreut uns sehr gut. Sie bemüht sich von Herzen, sie ist sehr lieb. Ich hoffe, sie kann meinen Kindern Nachricht geben, wie sehr ich unter der Trennung leide und dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als sie bald wieder zu sehen. Ich habe jetzt gehört, dass es ab dem 4. Mai wieder erlaubt sein soll, dass wir alten Menschen Besuch bekommen. Es ist höchste Zeit. Meine heimliche Hoffnung wäre, dass meine Lieben schon heute, am Herz-Jesu-Freitag zu mir kommen.

Ich möchte jetzt versuchen, allen, die für dieses Leid verantwortlich sind, zu vergeben. Ich weiß es nicht, warum sie so grausam sind, vielleicht aus Angst, aus Unwissenheit, Verblendung…. Ich versuche ihnen zu vergeben. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass es -wenn auch spät- noch eine Wende gibt. Denn heute ist ein besonderer Tag. Der Tag des Heiligen Josef und Herz-Jesu-Freitag. So wende ich mich jetzt an den Heiligen Josef.

Lieber Heiliger Josef! Heute ist dein Tag. Du wirst in Tirol besonders  gefeiert als Landespatron. Heute, am 1. Mai gedenken wir deiner besonders als Patron der Arbeiter. Zugleich ist der Herz-Jesu-Freitag. Jetzt habe ich eine Bitte an Dich. Dir ist in der Nacht ein Engel erschienen und hat dir gesagt, dass du Maria als Frau zu Dir nehmen sollst. Du bist dieser Eingebung gefolgt, weil du ein gutes, reines Herz hattest. Du bist dann der Beschützer von Maria und dem Jesuskind geworden. Als größter Heiliger im Himmel bist Du Beschützer der Kirche, der Familien, Patron der Sterbenden und vieles mehr. Deshalb wende ich mich jetzt an Dich, damit du die Herzen der Kinder und Enkel, die Herzen der Tiroler, die Herzen der Christen berührst.

Jetzt habe ich eine großes Anliegen an Dich. Bring meine Bitten vor Jesus, deinen Ziehsohn, meinen Heiland:

 – Heile die Wunden, die in den Herzen der alten Menschen durch die Isolation und in den Herzen vieler Angehöriger durch die Tatsache, dass sie von ihren Lieben nicht Abschied nehmen konnten, geschlagen wurden

–          Berühre das Herz der Kinder und Enkel, dass sie ehestmöglich ihre Eltern und Großeltern wieder regelmäßig besuchen

–          Erbitte uns die Möglichkeit einer Aufarbeitung aller schmerzlichen Geschehnisse während dieser Coronazeit

–          Ermutige Erzbischof Franz und Bischof Hermann, dass sie alle Gläubigen auffordern, ihre Ängste zu überwinden und echte Nächstenliebe zu leben, in dem sie ihre Alten besuchen.