Predigt zum Gauderfest 2024
Anbei die Gauderpredigt zum Nachlesen bzw. das Video zum Nachhören.
6. Sonntag nach Ostern, 5. Mai 2024; Evangelium: Joh 15,9-17
Ignaz Steinwender
Lieber Herr Landeshauptmann! Liebe Ehrengäste! Lieber Kirchenchor! Liebe Kaiserjägermusik! Liebe anwesende Trachtenvereine, Musikkapellen und Schützenkompanien! Liebe Gläubige! Liebe Gäste!
Können wir heutzutage noch feiern? Wenn ja, wie?
Manchmal geht es mir so, ich erlebe einen schönen Sonnaufgang, die wunderbare Landschaft, ich denke an vieles, das wir ganz selbstverständlich immer noch haben und denke mir: Wir sind ja eigentlich noch im Paradies. Und dieser Gedanke kommt mir heute noch tiefer, wenn ich diese Festversammlung heute sehe. Dann schlage ich die Zeitung auf und lese vom Krieg in der Ukraine, vom Krieg im nahen Osten. Viele Menschen fürchten zur Recht, dass ein Krieg kommen könnte. Ich höre von problematischen Entwicklungen in der Wirtschaft, im sozialen Bereich, im Gesundheitswesen, mir wir bewusst die Spaltung in der Gesellschaft und dann die Tatsache, dass vielen Leute nicht gut geht, finanziell, gesundheitlich und seelisch. Manchen fehlt der sogenannte „Anschmiss“! Da stellt sich dann die Frage: Können wir angesichts dieser Lage in der Welt und dieser Entwicklungen überhaupt feiern?
Die Antwort: Ja, wir können, wir dürfen, wir sollen feiern.
– Wir können feiern, im Zillertal sind wir sogar Weltmeister in dieser Disziplin
– Wir dürfen feiern, weil wir einen Grund haben
– Wir sollen feiern, weil es wichtig ist, weil es gut ist, weil es – gerade auf Grund der Entwicklungen – heilsam sein kann.
Allerdings gibt es verschiedene Weisen zu feiern, es kommt darauf an, richtig zu feiern.
– Manche denken sich, man kann heutzutage eh nichts machen, es läuft vieles in die falsche Richtung, feiern wir, damit wir wenigstens etwas vom Leben haben, eine Art Ablenkung oder Brot und Spiele, wie man im alten Rom zu sagen pflegte!
– Oder man denkt sich: Feiern wir, damit wir das Bestehende etwas erhöhen, so wie man auf eine Torte etwas Sahne oben draufgibt. Das ist schon etwas, aber wir sollten an mehr denken.
– Wenn wir feiern, dann sollte dies mehr sein, als etwas hinzuzuzufügen, es sollte uns innerlich ergreifen, verwandeln, durchdringen, sodass sich wir und mit uns die Umstände ändern und dass es nachher nicht mehr gleich ist. Das Feiern soll eine Quelle sein, vor der etwas Neues ausgeht.
Das Evangelium weist den Weg zum richtigen Feiern
Das heutige Evangelium weist uns einen Weg zum richtigen Feiern. Jesus spricht von Liebe und Freundschaft. Dabei denke ich an die Worte von Mutter Teresa, die sagte: Der Mensch ist auf Erden um zu lieben und um geliebt zu werden. Was immer Menschen unternehmen, auch wenn manches dramatisch verläuft, im tiefsten Innern ist wohl das Motiv da, geliebt zu werden und zu lieben.
So möchte ich heute mit euch über die Freundschaft nachdenken.
Freundschaft entsteht, wenn Menschen Anteil haben an wertvollen Dingen, an edlen Haltungen. Freundschaft bedeutet, einander helfen, besonders wenn der Freund in Not ist, es bedeutet auch miteinander geistig wachsen aber auch brüderliche Zurechtweisung.
Es gibt natürlich auch Freundschaft im verkehrten Sinn, wenn ein Freund nur gebraucht wird für eigene Vorteile. Ein ehemaliger Vizekanzler, der nicht sehr vornehm abgesägt wurde und politisch sozusagen abgestürzt ist, sagte hinterher einmal in einem Interview: Das Gute daran war, dass ich nachher wusste, wer wirklich meine Freunde waren.
Man kann Freundschaft begründen, wenn man sich Wertvorstellungen aneignet, wenn man in eine entstehende Freundschaft investiert und wenn man sich eben selbst so verhält, wie es einem Freund gebührt. Dann zieht man gute Freunde an.
Ein guter Freund ist mehr wert als aller Reichtum der Welt!
Jesus sagt uns im heutigen Evangelium: Bleibt in meiner Liebe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freund hingibt. Und er sagt den Jünger: Ich habe euch Freunde genannt.
Die gute Nachricht – Freunde Gottes werden
In diesen Jesuworten liebt eine gute, ja die beste Nachricht für jeden von uns. Jeder von uns kann ein Freund des Herrn werden. Das ist in Wirklichkeit eine beinahe unglaubliche Möglichkeit.
– Ich als sterblichen Mensch kann ein Freud des Allmächtigen werden und damit an seiner Allmacht in der Macht der Kinder Gottes teilhaben.
– Ich kann ein Freund dessen sein, der die Liebe selbst ist und in diese Liebe hineingenommen sein
– Ich kann mit dem Ewigen Freund sein und so schon jetzt an der Ewigkeit teilhaben
Freundschaft mit Gott kann möglich werden, wenn man Gott wirklich in das Leben herein lässt, wenn man ihn erkennen will und wenn man daran geht, eine persönliche Beziehung anzustreben.
Natürlich könnten wir hier fragen. Was ist der Preis für diese Freundschaft, was könnte uns daran hindern? Was ist die Frucht dieser Freundschaft?
Der Preis ist die Bereitschaft, Jesus nachzufolgen, das Kreuz auf sich zu nehmen, Interesse für Gott zu haben, ihn zu erkennen und seine Gebote treu zu befolgen.
Das Hindernis für eine Freundschaft ist die Lauheit, die Unentschlossenheit, das Ego, die mangelnde Opferbereitschaft und eben dieses Verständnis der katholischen Mittelmäßigkeit, wo man sagt, ein bisschen glauben, aber ja nicht zu extrem. Stellen sie sich einmal vor, ein Bräutigam sagt zu seiner Braut: Ich liebe dich ein bisschen. Ein bisschen glauben, ein bisschen katholisch sein ist tragisch, schade um die Zeit.
Die Frucht einer Freundschaft mit Gott ist vielfältig, es ist Friede, Freude, Freiheit und Heiligkeit.
Gott schenkt uns viel mehr, als wir glauben.
Der Herr schenkt uns einen Frieden, den die Welt nicht geben geben kann. In ihm haben wir einen Frieden im Herzen, selbst dann, wenn die ganze Welt Kopf stehen würde. Dieser Friede macht uns auch fähig, Frieden unter den Menschen zu stiften, Spaltungen zu überwinden und zusammenzuführen.
Der Herr schenkt uns eine Freude, die die Welt nicht geben kann. Jesus sagt den Jüngern „damit meine Freude in euch ist, und damit eure Freude vollkommen wird. Er gibt uns eine Freude mit einer ganz neuen Qualität. Diese Freude im Herrn führt auch dazu, dass wir die menschlichen Freuden tiefer und vollkommener erfahren dürfen.
Der Herr schenkt uns eine tiefere Freiheit, die Freiheit der Kinder Gottes. Wir dürfen frei sein von Menschenfurcht, wir müssen nicht darauf achten, was man sagt und tut. Nach dem Krieg gab es in Österreich den Leitspruch „eine freie Kirche in einem freien Staat“. Ich glaube, wir müssen diese Freiheit wieder erobern. Denn es braucht wirklich freie Christen, damit der Staat nicht ein Marionettenstaat wird und die Kirche nicht zu einer Dienstmagd des Zeitgeistes verfällt.
Die Freundschaft mit dem Herrn macht uns auch fähig, im menschlichen Bereich gute Freundschaft zu begründen und zu pflegen.
Wer den Herrn zum Freund hat, der wird in der Folge den anderen Menschen, auch den Ungeborenen anders sehen. Jeden als von Gott geliebt, der will, dass alle leben und das Heil erlangen, also gerettet werden. Er wird in jedem Menschen Jesus begegnen. Damit verändert sich die ganze Gesellschaft.
Hier könnte man auch die Frage stellen. Aber wie geht das, wie kann man Jesus zum Freund haben? Die Antwort ist ganz einfach, sie besteht aus drei Worten. „Ich will es!“ Wenn jemand es will, die Mittel anwendet, dann macht Gott es möglich.
Wir wollen jetzt die Heilige Messe feiern, als Freunde des Brauchtums, als Freunde des Herrn. Die Messe ist er Ort, wo diese Freundschaft innig besteht, wo sie vertieft, gepflegt und erneuert werden kann.
Bitten wir den Herrn, dass von dieser Messe von unseren Herzen das Feuer seiner Liebe ausgehe, dass dieses Feuer ganze Fest erfülle und euch dann begleite in den Alltag hinein! So wünsche ich euch ein frohes und gesegnetes Fest und dass ihr selbst ein Segen seid. Amen.