Fastenserie (3) – Die Heilige Messe – Quelle und Höhepunkt unseres Lebens

Fastenserie (3) – Die Heilige Messe – Quelle und Höhepunkt unseres Lebens

In der Liebe zu Jesus wachsen durch eine vertiefte Mitfeier der Eucharistie – Praktische Tipps für eine tätige Teilnahme am Gottesdienst – Teil 3

Der Bußakt oder Jesus als Erlöser annehmen

In der Liturgie gibt es keine unwichtigen Momente! Jedes Wort, jede Geste, jedes Ritual hat einen tiefen Sinn und hilft uns Menschen, die wir die Welt mit unseren Sinnen wahrnehmen, besser mitfeiern zu können. Am Beginn läutet ein Ministrant beim Hereingehen aus der Sakristei, alle Gläubigen erheben sich. Das Stehen ist die Haltung des Gebets, wir sind ganz wach und aufnahmebereit. Der Priester und die Ministranten machen eine Kniebeuge vor dem Allerheiligsten zum Zeichen der Ehrfurcht und Anbetung, so wie wir bevor wir unseren Platz in der Sitzbank eingenommen haben. Danach küsst der Priester den Altar. Der Altar ist ein Symbol für Christus, mit dem Altarkuss wird Christus gegrüßt. Dann beginnt die Heilige Messe mit dem Kreuzzeichen, das als kürzeste Zusammenfassung unseres Glaubens alle Anwesenden eint, anschließend spricht der Priester die Worte: Der Herr sei mit Euch! Er sagt nicht: Der Herr ist mich Euch! Denn es ist kein Automatismus. Es ist ein Wunsch. Der Herr ist ja wirklich da, im Tabernakel, im Allerheiligsten. Doch der Priester wünscht uns die Offenheit und das Bewusstsein für die Gegenwart des Herrn, damit er wirklich bei uns, in unseren Herzen sein kann.

Eine Voraussetzung dafür wird im so genannten Bußakt geschaffen. Dieser Teil des Messopfers hat eine ganz große Bedeutung. Es geht darum, die eigene Schuld einzugestehen, sich der eigenen Sündhaftigkeit im Angesicht des Herrn bewusst zu werden und ihn vertrauensvoll um Vergebung zu bitten.

Wir leben heute in einer Zeit, in der es keine Sünde mehr gibt, höchstens bei den anderen. Alles und jeder wird kritisiert, überall werden Fehler gefunden, nur bei einem selbst nicht. Das Gleichnis vom Splitter im Auge des Nächsten und dem Balken im eigenen, könnte aktueller nicht sein.

Die Wende geschieht dann, wenn wir zuerst auf unser eigenes Versagen blicken, anstatt andere zu verurteilen. Ein Urteil steht nur Gott alleine zu. Doch wäre dies nicht nur die Lösung für so manches zwischenmenschliche Problem, sondern dieses Wissen, dass wir schuldig sind, dass wir Sünder sind, ist ja die Voraussetzung für alles weitere, das in der Heiligen Messe folgt.

Nur wenn ich weiß, dass ich ein Sünder bin und der Erlösung bedarf, brauche ich auch einen Erlöser. Der Bußakt ist nicht nur ein Schuldeingeständnis, sondern zugleich das Bekenntnis, an den Erlöser zu glauben. Wer glaubt, ohne Sünde zu sein (so nach dem verbreiteten Motto: Ich habe ja niemanden umgebracht), der kann eigentlich zusammenpacken und gehen, für den ist das Messopfer, das Leiden und Sterben Christi umsonst gewesen.  

Wer jedoch beginnt, die vorgesehenen – sehr dichten Gebete – wirklich ganz bewusst mitzubeten und das Gesagte wirklich zu meinen, wer dabei an seine konkreten Verfehlungen denkt und sich in Gedanken in die barmherzigen Arme Gottes wirft, wird zweifellos in der Beziehung zu IHM wachsen.

Bedenken wir also jedes Wort, wenn wir sprechen:

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken. Durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen und Euch, Brüder und Schwestern für mich zu beten bei Gott unserem Herrn.

Es gibt aber auch die Möglichkeit des Dialogs (aus Psalmworten) mit dem Priester, der wie folgt lautet:

P: Erbarme dich unser, o Herr, erbarme dich unser,

A: denn wir haben vor dir gesündigt.

P: Erweise, Herr, uns deine Huld

A: und schenke uns dein Heil.

Der Priester schließt dann den Bußakt mit folgender Bitte: Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden gewähre uns der allmächtige und barmherzige Herr. Amen.

Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass alle schweren Sünden (wissentlicher Verstoß gegen ein Gebot Gottes in einer gewichtigen Angelegenheit) trotz eines andächtigen Mitvollziehens des Bußaktes des Beichtsakramentes bedürfen. So wie im zwischenmenschlichen bedürfen wir auch in der Beziehung mit Gott immer wieder der Vergebung des anderen. Den Kindern habe ich das kürzlich anhand eines einfachen Beispiels aus ihrem Lebensumfeld -ein tatsächliches Geschehnis – erklärt. Die Schüler haben Bastelarbeiten gemacht. Einem Kind ist das Werkstück besonders gut gelungen. Jeder erkennt eigentlich sein Werkstück, aber am Tag, wo es mit nach Hause genommen werden darf, behauptet ein anderes Kind, dass das beste Werkstück seines wäre. Das lautere Kind setzt sich durch und das Kind, das eigentlich der beste Bastler war, muss nun die übrig gebliebene Bastelei mitnehmen. Die offensichtliche Lüge trübt die Beziehung unter den Kindern, es ist nicht mehr so wie vorher, auch wenn am nächsten Tag alle wieder normal weitermachen.

Als Erwachsene wissen wir aus der Erfahrung, dass nicht nur der Geschädigte sich vom „Täter“ distanzieren kann, sondern dass man auch selbst als Täter sich oft zurückzieht, aufgrund des schlechten Gewissens, wenn man zum Beispiel über jemandem geurteilt, schlecht gesprochen oder ihn angelogen hat. Auch unsere Beziehung zu Gott wird durch unsere Sünden getrübt, verdunkelt, im schlimmsten Fall sogar getrennt (Das nennen wir dann Todsünde, weil die Beziehung mit Gott stirbt).

Jesus drückt das mit dem Bild der Weinrebe aus, die verdorrt und abstirbt, wenn sie vom Weinstock getrennt ist. Im Gegensatz zur Natur, wo abgerissene Reben nicht wieder mit dem Weinstock vereint werden können, kann die Beziehung zu Gott jederzeit wieder geheilt werden, wenn wir umkehren, Reue erwecken, unser Versagen aussprechen und Gott um Verzeihung bitten.

Gewiss wird ein mit dem Herzen vollzogenes Mitbeten beim Bußakt auch dazu führen, immer konkreter zu erkennen, wo vielleicht auch die Beichte notwendig ist.

Ein praktischer Tipp zum Abschluss: Es hat sich auch bewährt, jeden Abend kurz darüber nachzudenken, ob es an diesem Tag etwas gegeben hat, das Gott nicht gefallen haben könnte und dann das Schuldbekenntnis auch zuhause zu beten. Man kann dann beim nächsten Messopfer alles beim Bußakt hineinlegen. Die Fastenzeit wäre auch der ideale Zeitpunkt, um wieder einmal zur Beichte zu gehen, spätestens jedoch die als Kirchengebot geltende Osterbeichte sollten wir uns alle fix vornehmen.

Bettina Rahm