Wort des Tages – Simon von Cyrene

Wort des Tages – Simon von Cyrene

Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen (Mk 15,21).

Geht es uns nicht manchmal ähnlich, wie es dem Simon von Cyrene gegangen ist, dass uns unerwartet ein oft sogar schweres Kreuz auferlegt wird. Ihm war sicherlich zunächst nicht bewusst, wem er hilft, das Kreuz zu tragen, welch übergroßen Liebesdienst er dem Herrn dadurch erwies. Er erleichtert ihm sein Kreuz. Wir wissen nichts über die Gefühle des Simon von Cyrene unter dieser fremden Last. Bewegten ihn Protest, Resignation oder doch ein tiefes Mitleid oder schließlich die Freude, helfen zu dürfen? Er regt uns an, über die Wirklichkeit des Kreuzes nachzudenken.

Wenn das Kreuz in rechter Weise angenommen wird, wird es zur Quelle, Nahrung und zum Zeugnis der Liebe werden. Es löst das Herz von allen Geschöpfen und entzündet in ihm das Feuer der göttlichen Liebe. Es hält diese Liebe lebendig und vermehrt sie. Wie das Holz Nahrung für das Feuer ist, so ist das Kreuz Nahrung für die Liebe.

Oft bewegt uns Menschen die Frage nach dem Warum des Leidens? Haben wir aus Unwissenheit oder eigener Schuld einen Fehler begangen, der uns leiden macht, dann “beugt euch in Demut unter die mächtige Hand Gottes”, heißt es im Petrusbrief (1Petr 5,6). Wir wollen uns in solchen Situationen nicht beunruhigen und nicht denken: Herr, was habe ich wieder angerichtet! Gott kann es auch zulassen, dass wir mitunter erniedrigende Fehler begehen, damit wir nicht stolz und überheblich  werden.

Der Mensch kann geistlichen Nutzen ziehen aus den kleinen Leiden, vielleicht noch mehr als aus den großen! Das gilt besonders für verborgene Leiden, die niemand sieht, außer Gott. Wenn der Christ sogar angehalten ist, das Kreuz zu lieben, dann ist damit keine gefühlsmäßige Liebe gemeint. Unsere menschliche Natur ist zu solcher Liebe zum Kreuz nicht fähig. Es ist vielmehr das willentliche Ja gemeint, trotz aller Bedrängnis.

In dem Buch über die Nachfolge Christi lesen wir: “Ordne und regle alles, wie du es gern hast und wie du es für gut findest, du wirst sehen, dass du immer etwas leiden musst, ob es dir recht ist oder

nicht. Immer wirst du das Kreuz finden. Denn entweder hast du körperlich zu leiden, oder du fühlst dich seelisch bedrängt. Einmal fühlst du dich von Gott verlassen, ein andermal vom Nächsten geplagt, und —was noch mehr bedeutet— oft bist du dir selber zur Last. Trotzdem gibt es kein Heilmittel und keinen Trostgedanken, der dich davon befreien oder dir die Last erleichtern könnte. Du musst es schon tragen, solange Gott will. Gott will nämlich, dass du lernst, Trübsal ohne Trost zu ertragen. Du sollst dich ihm ganz unterwerfen und durch das Leid in der Demut wachsen. Niemand geht so tief empfindend in das Leiden Christi ein als der, dem ein ähnliches Leid beschieden ist.”

Wir dürfen annehmen, dass Simon von Cyrene   durch das Kreuztragen Jesus besonders nahegekommen ist. Wir können alle unsere Leiden (selbst verschuldete, zugelassene, sühnende oder stellvertretende) in geistiger Weise mit seinem Leid verbinden und ihm dadurch nahe kommen. Wenn wir den Auferstandenen mit seinen Wundmalen betrachten, dann erkennen wir in ihm die herrliche Krone, die für uns bereitliegt.