Wort des Tages – Dankbarkeit
Die Dankbarkeit wird uns retten!
Über das Geschenk der Dankbarkeit, der Schlüssel zur Bewältigung der Krise
Liebe Gläubige aus der Pfarre Zell und Gerlos! Liebe Leser der Homepage!
Heute haben wie üblich in der Pfarrkirche Zell den Danksagersamstag, also Erntedank gefeiert.
Ich habe mich gefreut, dass sehr viele Leute zu dieser Messe gekommen sind. Verglichen mit früheren Jahren waren es wenige, in Hinblick auf gegenwärtige gesellschaftliche und kirchliche Verhältnisse waren es sensationell viele.
Aber die Zahl ist ohnehin kein geistlicher Maßstab. Ich habe mich mit jedem, der kam, gefreut. In einer Präfation heißt es: „Es ist ein Geschenk der Gnade, dass wir Dir danken können.“ Jeder, der gekommen ist, um zu danken, ist gerade dadurch schon ein reich Beschenkter.
Vor kurzen schrieb mir jemand folgende Zeilen im Blick auf die gegenwärtige Situation.
„Die Angst hat uns fest im Griff. Die Angst vor dem Virus, die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, die Angst um den Wohlstand, die Angst vor neuerlichem Homeschooling, die Angst vor Strafen, die Angst vor Ausgrenzung, die Angst, Schuld zu sein. Vielen geht es schlecht.“
Ich denke sehr viel über die gegenwärtige Coronakrise nach. Ich bin der Meinung, dass Corona nicht das Hauptproblem ist, sondern mehr die Reaktionen darauf. Manchmal denke ich mir, dass es so ist, wie im Zauberlehrling: „Die Geister die ich rief, die wird ich nun nicht mehr los.“ Ein solcher Geist ist die Angst, die geschürt wurde und wird. Aber damit möchte ich mich heute nicht befassen.
Ich glaube, es gibt einen Schlüssel zur Überwindung der Krise. Er heißt ganz einfach Dankbarkeit.
Die Dankbarkeit als Schlüssel
Die Dankbarkeit ist eine innere Haltung des Menschen, die viele Früchte hervorbringt. Sie ist ein wahrer Schlüssel, er uns Zugang verschafft zu vielen Gaben und Früchten.
Schlüssel zu Gott: Wer dankbar ist, wird auf den Urheber aller Gaben, auf Gott stoßen. Damit hat er eine Direktverbindungen mit der eigentlichen Quelle des Lebens
Schlüssel für ein gutes Familienleben: Wenn Menschen erkennen, dass sie sich einander verdanken, dann wird das Zusammenleben schöner, tiefer, reicher. Viele gute Eigenschaften werden durch die Dankbarkeit geweckt und gefördert. Das Zusammenleben wird schöner.
Schlüssel zum Reichtum: Wenn Menschen für das, was sie haben, wirklich dankbar sind, gibt Gott ihnen die Gabe, richtig damit umzugehen, den Reichtum zu bewahren oder auch diese Gaben zu vermehren. Die Dankbarkeit wird zu einem Erfolgsprinzip für irdischen und noch mehr für geistlichen Reichtum.
Schlüssel zur wahren Freiheit: Der dankbare Mensch muss nicht alles haben. Deshalb wird er frei von Zwängen und kann in Freiheit das Gute und Wahre anstreben. Er wird frei vom Neid, von Habsucht und vom Zwang, es jedem recht machen zu müssen.
Schlüssel zur Weisheit: Der Dankbare sieht mehr. Er bemerkt viele Schönheiten in der Welt. Er kann viele Dinge mehr schätzen und sich daran freuen, ohne sie besitzen zu müssen. Der Dankbare dringt tiefer in die Wirklichkeit ein und sieht auch die geistlichen Dinge in ihrer Schönheit und Größe. Das hilft ihm, gute und weise Entscheidungen zu treffen, sich wirklich an der Wahrheit zu orientieren.
Schlüssel zur Überwindung der Angst: Der Dankbare, der sich selbst als Geschenk des liebenden Vaters erfährt, wird frei von Ängsten. Denn er weiß sich in Gottes Hand, er rechnet mit seiner Hilfe. Der Glaube, der ihm das Bewusstsein gibt, dass er ein Geschöpf Gottes ist, von Gott erwählt und gerufen, gibt ihm eine große innere Sicherheit und Geborgenheit.
Schlüssel zur Bewältigung von Schwierigkeiten: Der dankbare Mensch ist sozusagen an der Quelle. D. h. auch an der Quelle der Kraft. Das hilft, in Schwierigkeiten standzuhalten, in Krisensituationen nicht zu verzagen, in der Demut und in der Geduld zu wachsen. Aus allen Schwierigkeiten steigt er letztlich bereichert hervor.
Die Dankbaren sind ein Geschenk für ….
Es gibt heute viele Nörgler, Denunzianten, Besserwisser, Zyniker etc. Sie sind oft wie Wespen die an den Früchten Anderer nagen. Die Dankbaren nagen nicht an den Früchten anderer, sondern bringen selbst viele Früchte hervor. Jeder dankbare Mensch ist ein Geschenk für seine Familie, für die Gemeinde und für die Pfarre. Dankbarkeit kann auch ansteckend sein.
Die Schulung in der Dankbarkeit
Vielleicht fragt sich mancher: Wie kann ich denn die Dankbarkeit lernen. Ich wäre ja gerne dankbar. Denke daran, dass ein langsames, beharrliches Wachstum in dieser Haltung geben kann. Du musst einfach wollen und es wünschen. Beginne heute, in dieser Haltung zu wachsen. Verwende öfters das Wort Bitte und Danke, bitte Gott regelmäßig um diese Gabe, bete regelmäßig, um Gott zu danken, besuche jeden Sonntag die Heilige Messe. Jede Messe ist ein Ausdruck und zugleich eine Schulung in der Dankbarkeit. Besuche nach Möglichkeit auch die Werktagmessen! Jeder Messbesuch ist ein kleiner Schritt zum Wachstum in der Dankbarkeit und ein Beitrag zur Überwindung der Krise. Bete jeden Tag einen Rosenkranz, allein, zu Hause mit anderen oder um 19.00 Uhr in einer unserer fünf Kirchen (Gerlosberg, Thurnbach, Maria Rast, Ramsau, Pfarrkirche).
In der gegenwärtigen Coronakrise hört man viel von kirchlichen Einschränkungen bei Gottesdiensten und Feiern. So wie man bei einer Krankheit mehr zu Heilmitteln greift, soll man in einer Krise, die auch eine geistige Komponente hat, viel mehr auch zu geistlichen Heilmitteln greifen.
Liebe Gläubige! Ich bin fest davon überzeugt, dass die Dankbarkeit für all die erwähnten Wohltaten ein wahrer Schlüssel ist. Ich bin mir ganz gewiss. Durch die Dankbarkeit und die Dankbaren wird Gott uns retten!
Seid allezeit dankbar, sagte er Apostel Paulus. Er sagt weiter: Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.
Euer dankbarer Pfarrer
Ignaz Steinwender