Wort des Tages – Apostelgeschichte NOW!

Wort des Tages – Apostelgeschichte NOW!

Was von Gott stammt, hat Bestand!

Apostelgeschichte ursprünglich, damals und now!

Faszination der Apostelgeschichte

In der Fastenzeit haben wir das Leiden des Herrn betrachtet. Jetzt in der Osterzeit steht der Jubel im Vordergrund. Der Osterjubel, die Freude über die Auferstehung und den Auferstandenen soll bis Pfingsten weitergehen und unser ganzes Christsein prägen. Gestern haben wir über die Apostelgeschichte nachgedacht, über den Satz: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Heute begegnete uns in der Apostelgeschichte ein geradezu heftiger Satz. Es heißt von den Aposteln, nachdem sie ausgepeitscht worden waren: „Sie verließen den Hohen Rat und freuten sich darüber, dass sie für würdig befunden worden waren, für den Herrn Schmach zu erleiden.“

Geschichtliches

In diesem Satz kommt also Freud und Leid zum Ausdruck, die Freude über das Leid für den Herrn. Jetzt möchte ich etwas weiter ausholen. Kürzlich bekam ich einen Brief von einer lieben Frau aus Bayern mit vielen Informationen über die Wieskirche. Wir haben nämlich in der Wallfahrtskirche Maria Rast am Hainzenberg eine Nachbildung des „gegeiselten Heilands von der Wies“. Es gibt in Bayern sogar eine eigene Bruderschaft unter diesem Titel, die 1983 wiederbelebt wurde. 1741 hat der bedeutende Rokokostukkateur Josef Michael Schmutzer aus Wessobrunn ein prächtiges Deckenfresco geschaffen. In Wessobrunn war der aus Zell am Ziller gebürtige Ferdinand Kleimayrn (1735 – 1810) der letzte Abt des dortigen Benediktinerklosters, das 1806 im Rahmen der Säkularisierung aufgehoben wurde. Durch die damaligen politischen Vorgänge ist buchstäblich über Nacht die Reichskirche zerbrochen. Ferdinand von Kleimayrn, der auch ein bedeutender Kanonist (Kirchenrechtler) seiner Zeit war, war 1788 zum Rektor der Benediktineruniversität in Salzburg gewählt worden. Dort hat er Mißstände in Lehre, Lehramt und Disziplin im Professorenkollegium aufgezeigt und dem damaligen Erzbischof Colloredo vorgetragen. Der Erzbischof hatte jedoch nicht den Willen, direkt auf diese Gravammina (Beschwerden) eizugehen und wollte, ganz im Gegensatz dazu, den benediktinischen Einfluss zugunsten von Aufklärern schwächen. Als bei der 1792 erfolgten Neuwahl des Rektors Ferdinand von Kleimayrn und sein Gegenkandidat jeweils 50 Prozent der Stimmen bekamen, entschied der Erzbischof für den Gegenkandidat,  Aufklärer und Illuminaten Augustin Schelle. Kleimayrn ging zurück nach Wessobrunn und wurde dort zum Abt gewählt. Erzbischof Colloredo war ein radikaler Aufklärer. Er bekämpfte äußere Frömmigkeitsformen, verurteilte punkvolle Kirchenbauten und schränkte die Marien- und Heiligenverehrung ein. Er hob viele Feiertage auf und ließ im Pongau eine Wallfahrtskirche abreißen. Sein 1782 erlassener Hirtenbrief ist ein bedeutsames Werk des aufklärerischen Geistes. Der damalige Direktor des Konsistoriums und späterer Generalvikar, der in Zell am Ziller gebürtige Franz Xaver Hochbilchler (1733 – 1825) war in gewissem Sinne ein Gegenspieler des Erzbischofs und seines Kanzlers Bönike. Erzbischof Colloredo flüchtete 1800 vor den Franzosen nach Wien, wo er 1812 verstarb. Nach seinem Tod wurden viele seiner radikalen Eingriffe wieder zurückgenommen. Sein Leichnam wurde im Mai 2003 von Wien nach Salzburg überführt. In den napoleonischen Wirren, die teilweise auch eine bischofslose Zeit waren, erwarb sich Franx Xaver Hochbichler große Verdienste um die Erzdiözese Salzburg, derer Geschicke er maßgeblich mitbestimmte. Dass die Zeller Pfarrkirche in der Zeit Colloredos so prunkvoll ausgestattet wurde (1772-1779), was gar nicht im Sinne Erzbischof Colloredos war, ist möglicherweise auch auf den bestärkenden Einfluss von Hochbichler zurückzuführen und auf den gesunden Stolz der Zeller, die zur Ehre Gottes eine der bedeutendsten Kirchen mit der größten Rundkuppel Tirols errichteten, auch ein sichtbares Zeichen der Gottesliebe. Der Zeller Kirchenbau war auch ein Stück Apostelgeschichte.

Die Freude am Herrn ist unsere Stärke

Zur Zeit der Apostel gab es noch keine Universitäten, auch noch keine Kirchen. Die Apostel wurden vom Hohen Rat (der jüdischen Geistlichkeit) angefeindet, vom Staat zunächst geduldet, bald aber verfolgt. Aber gerade jetzt ist die Apostelgeschichte hoch aktuell für unsere Zeit und unsere Problemstellungen.  Der hohe Rat hatte damals beschlossen die Apostel zu töten. Der weise Gesetzeslehrer Gamaliel trat gegen diesen Beschluss auf und sagte: „Lasst von diesen Männern ab und gebt sie frei. Denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, wo könnt ihr sie nicht vernichten.“ (Ag5,38-39) Darauf hin beschloss der Hohe Rat, die Apostel auspeitschen zu lassen und erteilte ihnen ein Predigtverbot.

Diese Stelle hat mich immer wieder neu nachdenklich gemacht, fasziniert oder inspiriert. Wenn man bedenkt, wie schrecklich eine Auspeitschung ist, sich dann vorzustellen, dass die Apostel sich beim Weggehen darüber freuten, dass sie für würdig befunden worden waren, für den Herrn Schmach zu erleiden. Damit sind wir auch beim gestrigen Thema, man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen. Diese innere Haltung, diese Freude am Herrn hat den Aposteln eine Anziehungskraft verliehen, die unglaublich war. Ihr Kennzeichen war die Liebe zum Herrn. Weil sie den Herrn liebten, weil sie ihn mehr als alles andere liebten, konnten sie sich sogar darüber freuen, für den Herrn ausgepeitscht zu werden. Genau dieses Merkmal sollten wir in der gegenwärtigen Zeit vor Augen haben. Denn diese Gottesliebe hat die Menschen getragen und die Unzerstörbarkeit der Kirche ausgemacht. Wenn wir den Herrn über alles andere lieben, wenn ER unser Mittelpunkt ist, dann ist die Kirche Seine Kirche, dann ist sie mit Sicherheit unzerstörbar! Natürlich stellt sich da gleich die Frage. Wie können wir zu dieser Liebe gelangen?

Wie kann man in der Gottesliebe wachsen?

Der Pfarrer von Ars, der als Kind die Verfolgungen der französischen Revolution erlebte, kann uns helfen, den Weg der Gottesliebe zu gehen. Er sagte einmal über die Liebe, insbesondere über die Gottesliebe: „Der Mensch ist aus Liebe erschaffen und kann nicht ohne Liebe leben. Entweder liebt er Gott oder die Welt. Wer Gott nicht liebt, hängt sein Herz an Dinge, die wie Rauch vergehen.

Je mehr wir die Menschen kennenlernen, desto weniger lieben wir sie. Bei Gott ist das Gegenteil der Fall: Je mehr wir ihn erkennen, desto mehr lieben wir ihn. Dieses Erkennen entzündet in uns ein solches Feuer der Liebe, dass sie nichts stärker lieben und ersehnen kann als Gott … Die Liebe Gottes ist ein Vorgeschmack des Himmels. Wenn wir sie erfahren könnten, oh wie würde uns das glücklich machen! Dass wir uns so unglücklich fühlen, kommt daher, dass wir Gott nicht lieben.“

Der Blick auf den leidenden Heiland von der Wies kann im Herzen der Menschen eine Tür aufmachen, sodass er die Liebe Gottes erkennt und vielleicht sogar erfährt. Jeder, der von der Liebe getroffen wird, hat nur einen Gedanken, die Liebe zu beantworten, Gott zu loben, Gott zu preisen, Gott durch die Bereitschaft zum Leiden zu verherrlichen.

Der Blick auf unsere wunderschönen Kirchen wie zB Maria Rast oder unsere Pfarrkirche können in uns die Ahnung wecken, wie sehr unsere Vorfahren Gott geliebt haben, dass sie IHM, dass sie zu Seiner Ehre so schöne Gotteshäuser errichtet haben.

Der Pfarrer von Ars beschreibt auch Zusammenhänge zwischen Leidensbereitschaft und Liebe, wenn er sagt: „Wen Gott liebt, für den sind Prüfungen keine Strafe, sondern Gnaden.”

Das Kreuz ist das Geschenk, das Gott seinen Freunden bereitet hat.

Die Bereitschaft zu leiden, bringt uns an den Fuß des Kreuzes, und das Kreuz bringt uns an die Pforte des Himmels.

Es gibt keine Glücklicheren auf dieser Welt, als jene, die den Seelenfrieden besitzen. Inmitten ihrer Leiden kosten sie die Freude der Kinder Gottes.“

Lehren aus der Apostelgeschichte

Zusammenfassend kann man sagen: Die Reichskirche ist – durch die Säkularisierung – plötzlich zusammengebrochen. In den letzten Jahrzehnten geschah innerhalb der Kirche eine Art Selbstsäkularisierung. Das Wesentliche ist vielfach aus dem Blick geraten. Es fand eine Art Verweltlichung statt. Es könnte sein, dass sich über Nacht unglaubliche Veränderungen ergeben, wie damals bei der Säklarisierung.

Für uns Katholiken ist jedoch eines gewiss und eines klar. Entscheidend ist die Gottesliebe. Wer sich mit dem Herrn verbindet, der wird Freude am Glauben haben, Bereitschaft zum Leiden und eine Anziehungskraft für Andere. Das gilt auch für Pfarren, geistliche Gemeinschaften und Diözesen. Was aus Gott ist, ist unzerstörbar.

Für uns Katholiken ist die Heilige Messe Quelle und Gipfel allen Tuns der Kirche. Sie wird auch Sakrament der Liebe Gottes genannt. Hier wird die Liebe Gottes sichtbar und wirksam, hier können wir in der Liebe wachsen. Deshalb ist die Messe das Herzstück kirchlichen Tuns. Ich erinnere mich gut an eine Aussage von Erzbischof Georg Eder: “Für die Heilige Messe würde ich mich erschießen lassen.”

Der Heilige Pfarrer von Ars sagte über die Messe: „Alle guten Werke zusammen erreichen nicht den Wert eines einzigen Messopfers, denn sie sind die Werke der Menschen; die Messe aber ist Gottes Werk. Mit ihr verglichen, bedeutet selbst das Opfer des Märtyrer nichts. Hier gibt der Mensch Gott sein Leben hin; in der Messe ist es Gott, der seinen Leib und sein Blut für den Menschen opfert.“

So wie die Apostel festhielten an der Lehre, am Brotbrechen, an der Gemeinschaft und an den Gebeten, so liegt es auch uns, jetzt in dieser Zeit daran festzuhalten. Seine Kirche ist unzerstörbar, jetzt ist Apostelgeschichte now!!!!

Ignaz Steinwender