Wort des Tages – Freundschaft

Wort des Tages – Freundschaft

Wahre Freundschaft – die Messe ist ansteckend

Im heutigen Evangelium sagt Jesus die Worte: Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt, denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.

Dieses Evangelium ist ein Grund, über Freundschaft nachzudenken. Was ist Freundschaft? Worin besteht ein guter Freund? Wie kann ich ein guter Freund sein?

Freundschaft meint eigentlich eine besondere Form der Gemeinschaft, wenn man etwas Gutes, einen Wert miteinander teilt. Ein Kumpel, mit dem man gemeinsam zecht, ist noch kein Freund, weil das Zechen kein besonderer Wert ist. Als Freund hat man zueinander Vertrauen. Man teilt wertvolle Ansichten, Ziele und Bestrebungen. Ein guter Freund will für den anderen das, was er für sich selbst will. Im alttestamentlichen Buch Jesus Sirach findet man die Worte: Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden. Für einen treuen Freund gibt es keinen Preis, nichts wiegt seinen Wert auf. Das Leben ist geborgen bei einem treuen Freund, ihn findet, wer Gott fürchtet. Wer den Herrn fürchtet, hält rechte Freundschaft, wie er selbst, so ist auch sein Freund. (Sir 6,14-17)

Ein Mensch der sich einfach gehen lässt, wird nicht die Kraft haben, anderen ein guter Freund zu sein. Ein Mensch, der versucht heilig zu werden, wird auch als Freund sein Bestes geben.

Eine Freundschaft kann umso tiefer und umso wertvoller sein, je kostbarer die Werte sind, die man gemeinsam teilt. Deshalb erreicht die Freundschaft ihren höchsten Wert, wenn jemand sogar bereit ist, sein Leben dafür zu geben. Deshalb schreibt der Evangelist Johannes: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für die Freunde. (Joh 15,13)

Jesus hat den Jünger mitgeteilt, was er vom Vater gehört hat. Das heißt, er lässt die Jünger teilhaben an der Liebe, die ihn mit dem Vater verbindet. Er hat die Jünger dazu auserwählt. ER, der die Liebe ist, möchte die Jünger liebesfähig machen, er möchte sie an seiner Liebe teilhaben lassen. Die Jünger sollen Liebende werden, d. h. sie sollen Frucht bringen.

Wie bekomme ich einen guten Freund?

Viele Menschen sehnen sich nach einer guten Freundschaft? Sie überlegen, wie kann man einen guten Freund gewinnen? Oder sie klagen darüber, dass sie keinen guten Freund haben? Vielleicht kommt man auf der Suche nach einem guten Freund dann am besten voran, wenn man überlegt, wie man selbst ein guter Freund sein kann! Die eigentliche Voraussetzung ist, dass man sich selbst liebt! Sich selbst lieben heißt, für sich selbst das Beste wollen und sich dasselbe auch für den Freund wünschen!

Die Jünger sind Freunde Jesu geworden, weil Jesus sie auserwählt hat, weil er ihnen alle Geheimnisse der Liebe anvertraut hat. Wir sind auch auserwählt worden, durch die Heilige Taufe. Wir sind berufen, Freunde Gottes zu werden, indem wir das, was ER uns sagt, in uns aufnehmen, indem wir uns von seinem Wort leiten lassen, indem wir IHM, Gott, mehr gehorchen als den Menschen. Gott ist die Liebe, er will für uns das Beste, viel mehr als wir selbst zu erkennen vermögen. Wenn wir uns mit ihm verbinden, können wir für uns selbst auch das Beste wollen. Dann sind wir liebesfähig, dann werden wir jene Menschen treffen, mit denen eine wahre Freundschaft möglich ist.

Es gibt einen geradezu abscheulichen Spruch, der besagt: Beim Geld hört sich die Freundschaft auf. Das gilt wohl dann, wenn das Geld der höchste Wert ist, der die Freunde verbindet. Dem könnte man entgegensetzen: Mit Gott fängt eine ewige Freundschaft an, zwischen den Menschen, aber auch mit Gott selbst. Es ist ein faszinierender Gedanke: Jeder Getaufte hat in sich die Möglichkeit, ein Freund Gottes zu werden.

Einladen oder abweisen?

In den letzten Wochen wurden viele geistliche Möglichkeiten, vor allem die Heilige Messe beschränkt, um uns vor Ansteckung zu schützen. Manche werden die Sonntagsmessen schmerzlich vermisst haben, andere weniger. Oft ist es jedoch so, wenn man etwas nicht mehr hat, denkt man mehr darüber nach, was man gehabt hat oder gehabt hätte. In der heiligen Messe feiern wir den Tod Jesu und seine Auferstehung. Wir feiern die Hingabe seines Lebens, den höchsten Ausdruck von Freundschaft und Liebe und wir feiern seine Auferstehung, den Sieg über den Tod und die Sünde (das Hindernis der Liebe und Freundschaft). Wir nennen die Heilige Messe auch Sakrament der Liebe Gottes.

In der Zeitung konnte man in den letzten Tagen lesen, unter welchen Bedingungen ab dem 15. Mai Messen gefeiert werden können. Die Bestimmungen sind teilweise sehr eng, lebensfern und dem Geist dessen, was wahrer Gottesdienst ist, zuwiderlaufend, kurz gesagt, sie sind alles andere als einladend. Bei uns soll es jedoch nicht so sein. Wir werden mit Vernunft, Augenmaß und ohne Bevormundung der Gläubigen die Heiligen Messen mit neuer Freude feiern. In der Vergangenheit sind viele der Einladung zur Sonntagsmesse nicht mehr gefolgt, obwohl sie durch die Taufe Auserwählte wären. Jetzt hat es den Anschein, dass manche, die möchten, nicht hineindürfen. Das wird bei uns nicht der Fall sein.

Ich wünsche mir, dass alle, die vorher zur Messe gegangen sind, wiederkommen. Ich wünsche mir dass viele (nein alle!!!!!!), die vorher nicht regelmäßig kamen, nun die Messe neu entdecken mögen!

Es soll niemand, den Gott durch die Taufe erwählt hat, draußen bleiben. Wir werden künftig so viele Messen feiern, wie Leute kommen!

Ich wünsche mir für mich selbst und für Euch, dass wir alle die Messe neu entdecken als Sakrament der Liebe, dass jeder durch die Messe sich selbst lieben lernt, um als Liebender gute Freundschaften zu knüpfen. Die wahre Selbstliebe macht fähig zur wahren Selbsthingabe. Je mehr wir in diese Freundschaft mit Gott hineinwachsen, desto weniger brauchen wir irgendetwas zu fürchten, nicht einmal den Tod.

Jeder von uns möge in der Liebe ansteckend sein und sich anstecken lassen. Ihr alle, Gläubige, Fernstehende, Gäste, Auswärtige seid eingeladen, und zwar von IHM, dem Herrn, der Euch durch die Taufe erwählt hat. Lasst Euch von IHM anstecken und werdet als Liebende ansteckend!!!!

Euer mit Euch in Liebe und  Freundschaft mit IHM verbundener, bemühter Dekan

Ignaz Steinwender